Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
1749, gest. 22. März 1832) einen längeren Aufenthalt inFrankfurt einlegte und dabei auch die Stiftung des bekannten Wissenschaftlers besuchte. Alarmiert vom Zustand der darniederliegenden Wissenschaftlichen Abteilung verfasste er eine Mahnschrift, in der er die Nachfolger des Stifters aufs Härteste kritisierte. Zum gleichen Zeitpunkt bildete sich auch eine Bürgerinitiative, die ebenfalls eine gut ausgestattete wissenschaftliche Abteilung im Sinne des Stifters forderte. Angespornt durch die Kritik, aber auch durch die Anregungen von Goethe, ließ sich die Stiftungsverwaltung dazu bewegen, einen neuen Verein zur Erforschung der Natur zu gründen.
Anfang des 20. Jahrhunderts stiegen die Forscher dieser wissenschaftlichen Abteilung der Senckenberg-Stiftung bereits in die Erforschung der Tiefsee ein. Heute ist die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) mit Hauptsitz in Frankfurt eine der wichtigsten Organisationen zur Erforschung dieser unbekannten Regionen unseres Planeten. Und vermutlich wäre all dies ohne das Einschreiten des Geheimen Rates von Goethe nicht so weit gekommen.
Was war die Valdivia-Expedition?
Kurz nachdem der letzte Band mit den Erkenntnissen der Challenger-Expedition veröffentlicht worden war, in dem tausende bisher unbekannte Tierarten in den Tiefen der Ozeane beschrieben wurden, begann weltweit das große Wettrennen zur Erforschung der Tiefsee. Deutschland, eine der führenden Weltmächte dieser Zeit, hinkte dieser Entwicklung anfangs noch massiv hinterher. Die Briten, die Amerikaner, sogar die Österreicher und das Mini-Land Monaco hatten bereits eigene Forschungsexpeditionen auf den Weg geschickt. Nur in Deutschland war man, außer umfangreichen Lotungen durch die SMS Gazelle in den Jahren 1874 bis 1876 noch keinen Schritt weitergekommen.
Dies sollte sich erst durch eine Initiative des deutschen Zoologen Carl Friedrich Chun (geb. 1. Oktober 1852, gest. 11. April 1914) ändern. Der zu diesem Zeitpunkt 45jährige Spezialist für Rippenquallen und Tintenfische hatte die Berichte der Challenger-Expedition genau studiert und dabei entdeckt, dass ein großer Teil des Indischen Ozeans darin nur am Rande erwähnt wurde. Damit – so seine Ansicht – gab es einen guten Grund, eine eigene deutsche Expedition auf die Beine zu stellen und diesen Plan präsentierte er im September 1897 der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte seinen Plan dieses Gebiet zu erforschen. Die anwesenden Wissenschaftler zeigten sich durchaus angetan von seiner Idee und verfassten ein entsprechendes Gesuch an den deutschen Kaiser Wilhelm II. Wilhelm wusste, dass er seine Vormachtstellung auf den Weltmeeren dringend stärken musste. Er bewilligte das Vorhaben wenige Monate später und genehmigte 300.000,- Mark an Forschungsgeldern.
Auf der Suche nach einem geeigneten Schiff wurde von der Reichsmarineverwaltung der Dampfer Valdivia der Reederei Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) gechartert und für die Expedition umgerüstet. Das erst knapp zehn Jahre alte Schiff verkehrte üblicherweise zwischen Hamburg und Westindien und galt deshalb als besonders seetüchtig. Am Hinterdeck der 94,2 Meter langen und 11,2 Meter breiten Valdivia wurde ein Deckhaus zum Mikroskop-Raum umgebaut. Unter Deck wurden diverse Laboratorien, u.a. ein chemisches und ein bakteriologisches, sowie eine Dunkelkammer und ein Konservierraum untergebracht. Um den am Fockmast angebrachten schweren, stählernen Ladekran, mit dem mit einer Tragkraft von zehn Tonnen die schweren Tiefsee-Dredschen an Bord gebracht werden sollten, zu betreiben, montierte man zusätzlich an Deck eine große Dampfwinde. Der Umbau war nach wenigen Monaten fertig gestellt und der großen Reise stand nichts mehr im Weg. Die 43köpfige Mannschaft, inklusive einem Team von Wissenschaftlern mit ihrem Leiter, Carl Friedrich Chun, legte am 31. Juli 1898 unter der Führung des erfahrenen ehemaligen Walfängers, Kapitän Adalbert Krech, in einer großen, feierlichen Zeremonie aus Hamburg ab. Als Ehrengast befand sich auch der kanadische Ozeanograph John Murray an Bord, der bereits als Assistent von Charles Wyville Thomsons an der Challenger-Expedition teilgenommen hatte. Beeindruckt betrachtete Murray die Ausrüstung der Valdivia –so gut war die Challenger einst nicht ausgestattet gewesen: Grundschlepp- und Planktonnetze sowie Tiefseereusen ermöglichten es, bis in 10.000 Meter Tiefe die dort möglicherweise ansässigen Bewohner an die
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