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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Radargerät und ließ den Blick über die schwarze See vor ihm schweifen. »Sorgen Sie dafür, daß unsere Gäste in meine Kabine gebracht werden«, befahl er, bevor er sich umdrehte und die Brücke verließ.
    Fünf Minuten später klopfte der Zweite Offizier des Schiffes an die Tür der Kapitänskajüte, öffnete sie und geleitete einen Mann hinein, der einen verknitterten Straßenanzug trug.
    »Ich bin Kaptitän Pokofsky«, stellte er sich vor und erhob sich aus einem lederbespannten Lehnstuhl.
    »Paul Suworow.«
    »KGB oder GRU?«
    »KGB.«
    Pokofsky zeigte auf das Sofa. »Würden Sie mich bitte über den Grund Ihres unvorhergesehenen Eintreffens unterrichten?«
    Suworow setzte sich und schätzte Pokofsky ab. Das Resultat beunruhigte ihn. Der Kapitän war offensichtlich ein abgebrühter Seemann und nicht der Mann, der sich durch einen Ausweis des Staatssicherheitsdienstes beeindrucken ließ. Suworow entschloß sich klugerweise, Vorsicht walten zu lassen.
    »Gern. Ich erhielt Weisung, zwei Männer aus diesem Land zu schmuggeln.«
    »Wo befinden sie sich jetzt?«
    »Ich nahm mir die Freiheit, sie von Ihrem Ersten Offizier in der Gefängniszelle des Schiffs einsperren zu lassen.«
    »Sind sie sowjetische Flüchtlinge?«
    »Nein, sie sind Amerikaner.«
    Pokofsky zog die Brauen hoch. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie amerikanische Staatsbürger entführt haben?«
    »Ja«, sagte Suworow mit eisiger Ruhe. »Zwei der bedeutendsten Politiker der Regierung der Vereinigten Staaten.«
    »Ich habe Sie wohl nicht richtig verstanden?«
    »Ihre Namen spielen keine Rolle. Einer ist Kongreßabgeordneter, der andere Senator.«
    Pokofskys Augen leuchteten plötzlich angriffslustig. »Haben Sie eine Ahnung von der Gefahr, in die Sie mein Schiff gebracht haben?«
    »Wir befinden uns in internationalen Gewässern«, erwähnte Suworow gelassen. »Was kann da schon passieren?«
    »Kriege wurden schon aus viel geringeren Ursachen begonnen«, entgegnete Pokofsky scharf.
    »Wenn die Amerikaner davon erfahren, werden sie, internationales Gewässer oder auc h nicht, keinen Augenblick zögern, ihre Marine und Küstenwache auszusenden, um dieses Schiff anzuhalten und zu entern.«
    Suworow stand auf und starrte Pokofsky direkt in die Augen.
    »Ihr kostbares Schiff befindet sich nicht in Gefahr, Kapitän.«
    Pokofsky starrte zurück. »Was meinen Sie damit?«
    »Der Ozean ist ein gewaltiger Müllabladeplatz«, erklärte Suworow ruhig. »Wenn die Situation es erfordert, werden meine Freunde in ihrem Knast einfach in die Tiefe geschickt.«
46
    Wie erwartet, waren die Gespräche am Tisch des Kapitäns langweilig und albern. Lorens Tischgenossen langweilten sie mit langen, weitschweifigen Beschreibungen ihrer früheren Reisen. Pokofsky hatte solche Reiseberichte schon tausendmal gehört. Er lächelte höflich und hörte mit gespielter Anteilnahme zu. Als er gefragt wurde, erzählte er, wie er mit siebzehn in die russische Marine eingetreten war, sich durch die Offiziersränge emporgearbeitet hatte, bis er einen Truppentransporter befehligte, und nach zwanzigjährigem Militärdienst zu der sowjetische n, staatlich subventionierten Passagierschiffahrtslinie versetzt worden war.
    Er beschrieb die
Leonid Andrejew
als 14000-Tonnen-Schiff, das in Finnland für eine Kapazität von 478 Passagieren gebaut worden war und auf dem zwei Besatzungsmitglieder auf drei Passagiere kamen. Das moderne weiße Linienschiff besaß Schwimmbecken im Inneren und im Freien, fünf Cocktailbars, zwei Nachtklubs, zehn Verkaufsläden mit russischen Waren und Alkoholika, ein Kino und ein Theater sowie eine gut assortierte Bibliothek. Das Schiff unternahm während der Sommermonate zehntägige Kreuzfahrten von Miami zu mehreren Badeinseln in Westindien.
    Während einer Gesprächspause erwähnte Loren zwanglos die Hubschrauberlandung. Kapitän Pokofsky zündete sich mit einem Streichholz umständlich eine Zigarette an und löschte die Flamme.
    »Ihr Amerikaner und euer Reichtum«, meinte er leichthin.
    »Zwei reiche Texaner haben die Abfahrt des Schiffes in Miami versäumt und einen Hubschrauber gemietet, der sie auf die
Andrejew
geflogen hat. Sehr wenige meiner Landsleute könnten sich einen solchen Luxus leisten.«
    »Auch nicht viele von den meinen«, versicherte ihm Loren.
    Der Kapitän war nicht nur sympathisch und charmant, sondern er war auch ein vollendeter Lügner. Sie ließ das Thema fallen und stocherte in ihrem Salat.
    Vor der Nachspeise entschuldigte sich Loren und ging

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