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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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merkwürdiger Ausdruck. Er nahm eine Münze aus der Tasche und ließ sie über das harte, von einem Teppich bedeckte Deck rollen. Statt ihren Schwung zu verlieren und zu kreisen, bis sie umfiel, behielt sie ihre Geschwindigkeit durch die ganze Kabine bei, als würde sie von einer unsichtbaren Hand vorwärts getrieben, und klimperte gegen das Schott an der anderen Seite.
    »Das Schiff hat Schlagseite«, verkündete Giordino unbeeindruckt.
    Pitt ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Der Korridor füllte sich schon mit Passagieren, die aus ihren Kabinen herausstolperten und ziellos und bestürzt umherirrten.
    »Damit wäre Plan B erledigt.«
    Loren sah ihn fragend an. »Plan B?«
    »Meine Idee, das Boot aus Kuba zu stehlen. Ich glaube nicht, daß wir dort Plätze bekommen werden.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich?« erkundigte sich Moran. Er erhob sich unsicher auf die Füße und hielt sich als Stütze an einer Bettkante fest. »Ein Trick, es ist ein billiger Trick, um uns aufzustöbern.«
    »Ein verdammt kostspieliger Trick, wenn Sie mich fragen«, murrte Giordino bösartig. »Die Explosion muß das Schiff ernsthaft beschädigt haben. Offensichtlich dringt Wasser ein.«
    »Werden wir sinken?« fragte Moran ängstlich.
    Pitt schenkte ihm keine Beachtung, sondern spähte wieder aus dem Türspalt. Die meisten Passagiere verhielten sich ruhig, aber einige begannen zu schreien und zu weinen. Zusehends wurde der Korridor durch Menschen verstopft, die unsinnigerweise persönliche Habseligkeiten und hastig gepackte Koffer trugen.
    Dann roch Pitt brennende Farbe und sah sofort danach einen Rauchstreifen. Er schlug die Tür zu, riß die Decke von den Betten und warf sie Giordino zu.
    »Schnell, mach sie klitschnaß, ebenso alle Handtücher, die du in der Dusche finden kannst.«
    Giordino warf einen Blick auf Pitts todernste Miene und tat, was ihm befohlen wurde. Loren kniete nieder und bemühte sich, Larimers Kopf und Schultern vom Boden hochzuheben. Der Senator stöhnte, öffnete die Augen, er blickte zu Loren empor, als versuchte er, sie zu erkennen. Moran drückte sich an das Schott und flüsterte vor sich hin.
    Pitt stieß Loren grob zur Seite, hob Larimer hoch und schlug einen Arm um seine Schulter.
    Giordino kam aus dem Badezimmer und verteilte die nassen Decken und Handtücher.
    »In Ordnung, Al. Du hilfst mir mit dem Senator. Loren, du hältst dich an den Abgeordneten Moran und bleibst knapp hinter mir.« Er brach ab und blickte alle an. »Okay, wir starten.«
    Er riß die Tür auf und wurde von einer sich heranwälzenden Rauchwand eingehüllt, die aus dem Nichts auftauchte.
    Das Donnern der Explosion war noch nicht verstummt, als Kapitän Pokofsky seine ungläubige Bestürzung abschüttelte und zur Brücke rannte. Der junge Wachoffizier schlug verzweifelt und aussichtslos auf das automatische Steuerpult des Schiffes ein.
    »Alle wasserdichten Türen schließen und die Feuerlöschanlage einschalten!« brüllte Pokofsky.
    »Ich kann nicht!« rief der Wachoffizier hilflos. »Das gesamte elektrische System ist zusammengebrochen!«
    »Was ist mit den Hilfsgeneratoren?«
    »Die sind auch ausgefallen.« Im Gesicht des Wachoffiziers spiegelte sich eindeutig Entsetzen. »Die Schiffstelefone sind tot.
    Der Havariekontrollcomputer ist erledigt. Nichts funktioniert mehr. Wir können noch nicht mal allgemeinen Alarm geben.«
    Pokofsky lief auf das Brückendeck hinaus und blickte nach.
    achtern. Das einst so schöne Schiff spie aus dem gesamten Mittschiffsteil Feuer und Rauch. Einige Augenblicke zuvor hatte noch die Musik gespielt und entspannte Fröhlichkeit geherrscht.
    Nun war es eine einzige Horrorszene. Der offene Swimmingpool und die Gesellschaftsdecks hatten sich in ein Krematorium verwandelt. Die zweihundert Menschen, die in der Sonne gelegen hatten, waren durch die Flutwelle des brennenden Öls fast auf der Stelle zu Asche verbrannt. Einige hatten sich gerettet, indem sie in die Swimmingpools sprangen, starben jedoch, als sie zum Luftschöpfen auftauchten und ihnen die Hitze die Lungen verbrannte. Viele waren auf die Reling geklettert und über Bord gesprungen, während ihre Haut und ihre leichte Kleidung in Flammen standen.
    Der Anblick des Blutbades lahmte und betäubte Pokofsky. Es war wie ein Abbild der Hölle.
    Er wußte tief in seinem Inneren, daß sein Schiff verloren war.
    Man konnte die Brandkatastrophe nicht stoppen, die Schlagseite nahm zu, während das Seewasser in das Innere der
Leonid

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