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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Andrejew
drang. Er kehrte zur Brücke zurück. »Geben Sie durch, daß wir das Schiff aufgeben«, befahl er dem Wachoffizier. »Die Boote an Backbord brennen. Laden Sie so viele Frauen und Kinder wie möglich in die noch unbeschädigten Boote an Steuerbord.«
    Während der Wachoffizier davoneilte, erschien Chefingenieur Erik Kazikin völlig außer Atem, weil er von unten; heraufgeklettert war. Seine Brauen und die Hälfte seiner Haare waren versengt. Seine Schuhsohlen schwelten, doch er schien; es nicht zu bemerken. Er schien taub gegen jeden Schmerz.
    »Berichten Sie«, befahl Pokofsky ruhig. »Was ist die Ursache der Explosion?«
    »Der Öltank ist explodiert«, antwortete Kazikin. »Gott weiß, warum. Er nahm auch die elektrischen Anlagen und die Hilfsgeneratoren mit. Die Kesselräume zwei und drei sind überflutet. Es gelang uns noch, die wasserdichten Türen zum Maschinenraum per Hand zu schließen, aber das Schiff leckt in beängstigendem Ausmaß. Und ohne elektrische Energie zum Ingangsetzen der Pumpen…« er hob niedergeschlagen die Schultern und verstummte.
    Alle Möglichkeiten, die
Leonid Andrejew
zu retten, waren damit dahin. Die Frage war nur noch, ob sie als ausgebranntes Wrack weiterschwimmen oder vorher untergehen würde. Nur wenige Menschen an Bord würden die nächste Stunde überleben, das war Pokofsky schrecklich bewußt. Viele würden verbrennen und noch mehr würden ertrinken, weil sie außerstande waren, in die jämmerlich wenigen Rettungsboote zu gelangen, die man noch aufs Wasser setzen konnte.
    »Bringen sie Ihre Männer von unten herauf«, befahl Pokofsky.
    »Wir verlassen das Schiff.«
    »Danke, Kapitän«, sagte der Chefingenieur. Er streckte die Hand aus. »Viel Glück.«
    Sie trennten sich, und Pokofsky ging zu dem ein Deck tiefer liegenden Nachrichtenraum. Der diensthabende Offizier blickte plötzlich vom Funkgerät auf, als der Kapitän eintrat.
    »Senden Sie SOS!« ordnete Pokofsky an.
    »Ich habe aus eigener Verantwortung sofort nach der Explosion
Mayday
gesendet, Sir.«
    Pokofsky legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich schätze Ihre Initiative.« Dann fragte er ruhig: »Konnten Sie problemlos senden?«
    »Ja, Sir. Als der Strom ausfiel, schaltete ich auf die Notbatterie um. Die erste Antwort kam von einem koreanischen Containerschiff, das sich nur zehn Meilen südwestlich von uns befindet.«
    »Gott sei Dank, daß jemand in der Nähe ist. Sonst noch Meldungen?«
    »Die Navy der Vereinigten Staaten in der Guantánomo-Bucht entsendet Rettungsschiffe und Hubschrauber. Das einzige sonstige Schiff innerhalb von fünfzig Meilen ist ein norwegisches Kreuzfahrtschiff.«
    »Der kommt schon zu spät«, meinte Pokofsky nachdenklich.
    »Wir müssen unsere Hoffnungen auf die Koreaner und die amerikanische Marine setzen.«
    Pitt hatte sich die nasse Decke über den Kopf gelegt und tastete sich den Korridor entlang und über die von Rauch erfüllte Treppe nach oben. Drei, vier Mal stolperten er und Giordino über die Leichen von Passagieren, die erstickt waren.
    Larimer bemühte sich nach Kräften, mit ihnen Schritt zu.
    halten, während Loren und Moran hinter ihnen herstolperten und sich an den Hosen von Pitt und Giordino festhielten.
    »Wie weit noch?« keuchte Loren.
    »Wir müssen vier Decks hinaufsteigen, bevor wir auf das offene Promenadendeck gelangen«, keuchte Pitt.
    Beim zweiten Treppenabsatz stießen sie an eine dichte Menschenmauer. Die Treppe war von Passagieren verstopft, die darum kämpften, dem Rauch zu entkommen, so daß es unmöglich war, auch nur einen Schritt weiterzukommen. Die Besatzung handelte besonnen und versuchte, den Menschenstrom zum Bootsdeck zu dirigieren, aber die Ruhe wich der unvermeidlichen, ansteckenden Panik, so daß die Stewards von der schreienden, von Entsetzen getriebenen Masse um sich schlagender Menschen niedergetrampelt wurden.
    »Nach links!« brüllte Giordino Pitt ins Ohr. »Der Korridor führt zu einer anderen Treppe am Heck.«
    Pitt verließ sich voll auf seinen Freund, bog in den Korridor ab und zog Larimer mit sich. Der Senator schaffte es endlich, auf der ebenen Fläche Fuß zu fassen und sein Gewicht selbst auf den Beinen zu halten. Zu ihrer großen Erleichterung nahm der dichte Rauch ab, und die Flutwelle von verängstigten Menschen ebbte ab. Als sie schließlich die hintere Treppe erreichten, fanden sie sie praktisch leer vor. Indem Giordino nicht dem Herdeninstinkt gefolgt war, hatte er sie vorübergehend in Sicherheit gebracht.
    Sie

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