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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Tisch und beugte sich hinüber zu Emmett mit seinem bohrenden Blick, der genügt hätte, um einen Kaktus zum Eintrocknen zu bringen.
    »Das würde ich Ihnen auch raten«, sagte er mit einer Stimme wie Stahl. »Das möchte ich Ihnen auch dringlichst geraten haben.«
62
    Während die
Chalmette
nach Florida unterwegs war, wurde die Nachrichtenverbindung mit dem Festland immer hektischer.
    Der Funkraum des Schiffes wurde unaufhörlich mit Fragen bestürmt, und es war den Koreanern unmöglich, alle zu beantworten. Schließlich gaben sie es auf und gaben nur die Namen der an Bord befindlichen Überlebenden bekannt. Alle dringenden Bitten der Nachrichtenmedien um detaillierte Informationen über den Untergang der
Leonid Andrejew
blieben unbeantwortet.
    Freunde und Verwandte von Passagieren, die vor Angst außer sich waren, versammelten sich bei den Büros der russischen Kreuzfahrtlinie. Da und dort wurden im Land Fahnen auf Halbmast gesetzt. Das Unglück war überall das Gesprächsthema in aller Munde. Zeitungen und Fernsehstationen verschoben vorübergehend das Aussperren des Kongresses durch den Präsidenten aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit und widmeten den Berichten über die Katastrophe Sonderausgaben und -Sendungen.
    Die Navy richtete eine Luftbrücke für die Passagiere ein, die sie aus dem Wasser gezogen hatte, und flog sie zu Marine-Luftstützpunkten und Krankenhäusern in der Nähe ihres Wohnorts. Das waren die ersten, die interviewt wurden, und ihre einander widersprechenden Berichte machten die verschiedensten Ursachen für die Explosion verantwortlich; das ging von einer schwimmenden Mine aus dem Zweiten Weltkrieg bis zu Waffen und Munition, die von den Russen nach Mittelamerika geschmuggelt werden sollten.
    Allenthalben in den Vereinigten Staaten reagierten die diplomatischen Vertretungen der Sowjets böse und erhoben die Beschuldigung, die US-Marine habe fahrlässig eine Rakete auf die
Leonid Andrejew
abgefeuert: eine Anschuldigung, die in den Ostblockländern leicht geglaubt wurde, aber sonst überall mit einem ungläubigen Schulterzucken als primitive Propagandalüge abgetan wurde.
    Die Erregung stieg zu einem Crescendo an, da das verursachte menschliche Leid die Öffentlichkeit auf eine Weiseinteressierte, wie man es seit dem Untergang der
Andrea Doria
im Jahre 1956 nicht mehr erlebt hatte. Das fortgesetzte Schweigen der
Chalmette
brachte die Reporter und Korrespondenten geradezu auf die Palme. Ein wilder Ansturm auf Boote, Flugzeuge und Hubschrauber setzte ein, die gechartert wurden, um dem sich der Küste nähernden Schiff entgegenzufahren. Genährt durch das beharrliche Schweigen des Kapitäns, gerieten die wildesten Spekulationen in Umlauf, während die Spannung zu zerreißen drohte.
    Jeder Politiker, der es schaffte, ein Interview zu geben, verlangte eine genaue Untersuchung der Angelegenheit.
    Die
Chalmette
zeigte sich bis zum Schluß unzugänglich. Als sie in den Hauptkanal einlief, wurde sie von einem Rudel von herumschwirrenden Flugzeugen begleitet und von Vergnügungsjachten und Fischerbooten eingekreist, auf denen es vor Reportern wimmelte, die durch Lautsprecher Fragen brüllten. Zu ihrer Verzweiflung winkten die Koreaner nur und riefen in ihrer Muttersprache zurück.
    Langsam näherte sich das Containerschiff der Terminal-Landestelle auf Dodge Island im Hafen von Miami und wurde von einer gewaltigen Menge von über hunderttausend Menschen empfangen, die gegen einen Polizeikordon drängten, der den Zugang zum Pier abriegelte.
    Hunderte von Video- und Filmkameras hielten die Szene fest, während die Festmacheleinen des großen Containerschiffes über rostige Poller geworfen, Gangways an den Rumpf geschoben wurden, und die Geretteten an der Reling standen und über den Aufruhr nur staunen konnten.
    Einige schienen außer sich vor Freude, wieder festes Land zu sehen, andere trauerten ernst um Ehemänner oder -frauen, Söhne oder Töchter, die sie nie mehr wiedersehen würden. Plötzlich entstand in den Zuschauermassen tiefe Stille. Später beschrieb sie ein Moderator bei den Abendnachrichten im Fernsehen als »das Schweigen, das man erlebt, wenn ein Sarg in das Grab hinuntergelassen wird«.
    Aufgrund der dramatischen Szenen kam unbeachtet eine Schar FBI-Agenten in der Uniform von Einwanderungsbeamten und Zollinspektoren an Bord des Schiffes und stellten die Identität der überlebenden Passagiere und der Besatzungsmitglieder der
Leonid Andrejew
fest, befragten jeden nach dem Verbleib von

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