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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gut wie verschwunden.«
    »Das ist eine Tatsache, Herr Präsident«, sagte Larimer ernst.
    »Den russischen Normalverbraucher trennen nur zweihundert Kalorien täglich von Hungerrationen. Den Polen und Ungarn geht es sogar noch schlechter. Zum Teufel, unsere Schweine werden besser ernährt als sie.«
    »Das ist genau, was ich meine«, stimmte der Präsident eifrig zu. »Wir können uns von hungrigen Frauen und Kindern nicht einfach abwenden, nur weil sie in einem kommunistischen System leben. Durch ihre Not wirkt mein Hilfsplan als Zeichen für die humanitäre Großzügigkeit des amerikanischen Volkes um so überzeugender. Denken Sie an die Sympathien, die ein solches Hilfsprogramm uns bei den Ländern der Dritten Welt einbringen würde. Denken Sie daran, wie ein solcher Akt künftige Generationen begeistern wird. Der Lohn in der Zukunft ist unermeßlich.«
    »Ich erlaube mir, darin anderer Ansicht zu sein«, entgegnete Moran kühl. »Meiner Ansicht nach ist Ihr Vorschlag lächerlich, Sie wollen uns wohl für dumm verkaufen. Die Milliarden Dollar, die sie da drüben alljährlich dafür aufwenden, um ihre Satellitenländer zu unterstützen, haben ihre finanziellen Mittel nahezu erschöpft. Ich wette, daß das Geld, das diese Staaten sich durch Ihren Hilfsplan ersparen, geradewegs in die Rüstung gesteckt wird.«
    »Vielleicht, aber wenn die Schwierigkeiten der Sowjets weiterhin anwachsen, werden sie für die USA noch gefährlicher werden«, argumentierte der Präsident. »Die Geschichte zeigt uns, daß Nationen mit schweren wirtschaftlichen Problemen sich leichter auf kriegerische Abenteuer eingelassen haben.«
    »Meinen Sie damit, daß sie das Öl im Persischen Golf in ihre Gewalt bekommen könnten?« fragte Larimer.
    »Sie drohen ständig damit, daß sie die Macht im Golf übernehmen. Aber sie wissen verdammt gut, daß die westlichen Nationen mit Waffengewalt eingreifen würden, um den Motor ihrer Wirtschaft in Gang zu halten. Nein, Marcus, ihre Augen sind auf ein weitaus leichter erreichbares Ziel gerichtet. Eines, das den Schlüssel zur vollständigen Beherrschung des Mittelmeeres darstellen würde.«
    Larimer zog die Brauen hoch. »Die Türkei?«
    »Genau!« bestätigte der Präsident offen.
    »Aber die Türkei ist doch ein NATO-Mitglied«, widersprach Moran.
    »Ja, aber würde Frankreich jemals für die Türkei in den Krieg ziehen? Würden England oder Westdeutschland einen Finger rühren? Noch besser, fragen Sie sich doch, ob wir eher bereit wären, unsere amerikanischen Jungs dorthin in den Tod zu schicken als etwa nach Afghanistan? Um es ganz klar auszusprechen: Die Türkei besitzt wenig Bodenschätze, die es wert wären, dafür zu kämpfen. Sowjetische Panzer könnten in wenigen Wochen durch das Land bis zum Bosporus fegen, und der Westen würde nur verbal protestieren.«
    »Sie sprechen von eher unwahrscheinlichen Möglichkeiten«, entgegnete Moran, »nicht von höchster Wahrscheinlichkeit.«
    »Das glaube ich auch«, pflichtete Larimer bei. »Meiner Ansicht nach ist eine weitere sowjetische Expansionspolitik angesichts ihres versagenden Wirtschaftssystems äußerst unwahrscheinlich.«
    Der Präsident hob protestierend die Hand. »Aber das ist doch etwas ganz anderes, Marcus. Jeder Bürgerkrieg in Rußland wird sicherlich über seine Grenzen hinausgreifen, vor allem nach Westeuropa.«
    »Ich bin kein Isolationist, Herr Präsident. Meine Haltung im Senat beweist weiß Gott das Gegenteil. Aber ich habe vollauf genug davon, daß die Vereinigten Staaten unaufhörlich die Suppe auslöffeln müssen, die ihnen die Europäer einbrocken.
    Wir haben in zwei Weltkriegen mehr als genug Gefallene auf ihren Schlachtfeldern geopfert. Wenn die Russen das restliche Europa auch noch verschlingen wollen, dann soll es ihnen im Hals steckenbleiben, und wir sind sie los.«
    Larimer lehnte sich befriedigt zurück. Er hatte seine Meinung in solche Worte gefaßt, die er in der Öffentlichkeit nicht zu äußern gewagt hätte. Obgleich der Präsident entschieden anderer Meinung war, fragte er sich doch, wie viele Amerikaner tief im Innern diese Ideen teilten.
    »Wir wollen doch auf dem Boden der Tatsachen bleiben«, meinte er ruhig. »Sie wissen genauso gut wie ich, daß wir unsere Verbündeten nicht im Stich lassen können.«
    »Wie steht es dann mit unseren Wählern?« mischte sich Moran wieder ein. »Wie werden sie reagieren, wenn Sie ihre Steuergelder aus einem defizitären Budget dazu verwenden, unsere Feinde zu ernähren und zu

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