Tiefsee
auf dem Oszilloskop gesehen haben, stammte von einem städtischen Müllabfuhrschlepper, der Abfallkähne auf die See zog.«
»Um welche Zeit kam er vorbei?«
»Er kam nicht vorbei. Das Echozeichen verschmolz wenige hundert Meter stromaufwärts mit dem Flußufer. Wahrscheinlich hat der Kapitän des Schleppers angelegt, um zu warten, bis sich der Nebel hebt.«
»Okay, Flußwache, und halten Sie mich über Ihr Radarproblem auf dem laufenden.«
»Machen wir, Kontrolle. Flußwache Ende.«
Blackowl lehnte sich zurück und überschlug im Geist die möglichen Risiken. Da der Flußverkehr stillgelegt war, bestand wenig Gefahr, daß ein anderes Schiff mit der
Eagle
zusammenstieß. Das Radargerät des Kutters von der Küstenwache setzte zwar zeitweise aus, aber es
arbeitete
. Und ein Angriff von der Flußseite aus war auszuschließen, da die geringe Sicht es so gut wie unmöglich machte, die Jacht zu orten. Der Nebel schien ein unverhoffter Segen zu sein.
Blackowl warf einen Blick auf die Uhr. Sie zeigte eine Minute vor dem Postenwechsel. Rasch überflog er noch einmal den Sicherheitsplan, auf dem die Namen der Agenten, die Gebiete, die sie abpatrouillieren sollten, und die Zeiten verzeichnet waren. Er las da, daß Agent Lyle Brock für den Posten Nummer Sieben, die Jacht selbst, eingeteilt war, während Agent Karl Polaski für Posten Nummer Sechs, das war die Landungsbrücke, vorgesehen war.
Er drückte auf den Sendeknopf und sprach in das kleine, an seinem Kopfhörer befestigte Mikrofon. »Achtung, an alle Stationen. Zeit, Null Uhr zwei. Gehen Sie zu Ihrem nächsten Posten. Wiederhole, gehen Sie zum nächsten Posten auf Ihrer Liste.« Dann änderte er die Frequenzen und nannte den Kodenamen des Einsatzleiters. »Cutty Sark, hier Kontrolle.«
Agent Ed McGrath, seit fünfzehn Jahren im Secret Service, antwortete fast sofort. »Hier Cutty Sark.«
»Sagen Sie Posten Nummer Sechs und Sieben, sie sollen den Fluß scharf beobachten.«
»Bei diesem Nebel werden sie wenig sehen.«
»Wie dicht ist er in der Umgebung des Kais?«
»Ihr hättet für uns Blindenstöcke austeilen sollen.«
»Tut das Bestmögliche«, befahl Blackowl.
Ein Licht blinkte auf, Blackowl unterbrach die Verbindung mit McGrath und nahm den hereinkommenden Anruf entgegen.
»Kontrolle.«
»Hier spricht Flußwache, Kontrolle. Wer immer unsere Radarsignale stört, scheint jetzt ununterbrochen zu senden.«
»Sie sehen kein Echozeichen?«
»Die Ortsanzeige auf dem Oszilloskop ist zu vierzig Prozent ausgelöscht. Anstelle von Leuchtflecken empfangen wir breite Keile.«
»Okay, Flußwache, ich spreche mit dem diensthabenden Agenten. Vielleicht kann er den Störsender ausfindig machen und jede weitere Sendung abstellen.«
Bevor er Oscar Lucas im Weißen Haus über das Radarproblem Mitteilung machte, wandte sich Blackowl um und starrte neugierig auf die Fernsehmonitoren. Sie lieferten kein klar erkennbares Bild, nur undeutliche Schatten, die in gespenstischen Wellen flimmerten.
Agent Karl Polaski steckte den Ohrstöpsel seines Motorola-HT-220-Funkempfängers wieder ins Ohr und wischte die Feuchtigkeit aus seinem Bismarck-Schnurrbart. Er stand seit vierzig Minuten auf der Landungsbrücke Wache und fühlte sich klammfeucht und hundsmiserabel.
Er wischte sich die Feuchtigkeit vom Gesicht und fand es merkwürdig, daß sie sich ölig anfühlte.
Seine Augen wanderten zu den Scheinwerfern über ihm. Sie waren von einem verschwommenen gelblichen Ring umgeben, aber an den Rändern kam es zu einer Lichtbrechung, und man sah die Regenbogenfarben. Von seinem Standpunkt ungefähr in der Mitte des neun Meter lange n Kais aus konnte man die
Eagle
infolge des dichten Nebels überhaupt nicht sehen. Nicht einmal ihr Deck oder die Topplichter waren sichtbar.
Polaski ging über die verwitterten Planken, blieb gelegentlich stehen und lauschte. Doch er hörte nur das leise Plätschern des Wassers um die Pfähle und das gedämpfte Summen der Generatoren der Jacht. Er befand sich nur wenige Schritte vom Ende der Landungsbrücke, als die
Eagle
sich endlich aus den grauen Fängen des Nebels löste.
Er rief leise den Agenten Lyle Brock, der Posten Sieben an Bord des Bootes einnahm. »He, Lyle, kannst du mich hören?«
Eine Stimme antwortete, kaum mehr als ein Flüstern : »Was willst du?«
»Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee aus der Kombüse?«
»Der nächste Postenwechsel ist in zwanzig Minuten. Du kannst eine Tasse kriegen, wenn du an Bord kommst und meinen Platz
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