Tiefsee
unterstützen?«
»Ich halte es für human«, antwortete der Präsident müde, denn er merkte, daß er einen aussichtslosen Kampf führte.
»Ich bedaure, Herr Präsident.« Larimer stand auf. »Aber ich kann nicht mit gutem Gewissen Ihren Hilfsplan für den Ostblock unterstützen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, werde ich zu Bett gehen.«
»Ich auch«, schloß sich Moran gähnend an. »Ich kann kaum noch die Augen offenhalten.«
»Sind Sie gut untergebracht?« fragte der Präsident.
»Ja, besten Dank«, antwortete Moran.
»Wenn ich bis jetzt noch nicht seekrank geworden bin«, scherzte Larimer mit einem schiefen Grinsen, »werde ich mein Abendessen wohl bis zum Morgen im Magen behalten.«
Sie wünschten Gute Nacht und verschwanden zusammen über die Treppe zu ihren Kabinen.
Sobald sie außer Hörweite waren, wandte sich der Präsident an Margolin. »Was meinen Sie dazu, Vince?«
»Ganz ehrlich gesagt, Sir, glaube ich, daß Sie etwas Unmögliches versuchen.«
»Sie meinen, es ist hoffnungslos?«
»Man kann die Frage auch von einem anderen Gesichtspunkt aus sehen. Ihr Plan erfordert den Ankauf von Überschußgetreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten, um sie den Kommunisten zu Preisen zu überlassen, die unter dem Erlös liegen, den unsere Farmer auf dem Exportmarkt erzielen könnten. Doch aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse während der letzten zwei Jahre und der Inflationsspirale bei dem Preis für Dieselöl haben wir seit 1934 die höchste Rate an zahlungsunfähigen Farmen zu verzeichnen. Wenn Sie darauf bestehen, Unterstützung zu leisten, würde ich höflich vorschlagen, daß Sie es bei uns tun… nicht in Rußland.«
»Die Wohltätigkeit beginnt daheim, meinen Sie?«
»Wo denn sonst? Sie müssen auch die Tatsache in Betracht ziehen, daß Sie rasch die Unterstützung der Partei verlieren, wenn Sie bei den Meinungsumfragen schlecht abschneiden.«
Der Präsident schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht stumm bleiben, während Millionen Männer, Frauen und Kinder verhungern.«
»Ein edler Standpunkt, aber kaum zweckmäßig.«
Die Trauer in den Zügen des Präsidenten war unübersehbar.
»Begreifen Sie denn nicht«, sagte er und starrte auf die dunklen Wasser des Flusses, »wenn wir beweisen, daß der Marxismus versagt hat, wird keine Guerillabewegung in der Welt mehr berechtigt sein, ihn als Schlachtruf für die Revolution auf ihre Fahnen zu schreiben.«
»Das bringt uns zu der entscheidenden Streitfrage«, hakte Margolin ein. »Die Russen wollen unsere Hilfe gar nicht. Wie Sie wissen, bin ich mit Außenminister Gromyko zusammengetroffen. Er hat mir unumwunden erklärt, daß alle Lebensmittelsendungen an den Grenzen beschlagnahmt würden, falls der Kongreß Ihr Hilfsprogramm verabschieden sollte.«
»Dennoch müssen wir es versuchen.«
Margolin seufzte leise. Jegliches Argument war Zeitvergeudung. Man konnte den Präsidenten nicht umstimmen.
»Wenn Sie müde sind«, sagte der Präsident, »dann gehen Sie doch bitte zu Bett. Sie müssen nicht wachbleiben, um mir Gesellschaft zu leisten.«
»Ich habe eigentlich noch keine Lust schlafen zu gehen.«
»Wie wäre es dann mit einem weiteren Brandy?«
»Nicht schlecht.«
Der Präsident drückte auf einen Knopf neben seinem Stuhl, und eine Gestalt in weißer Stewardjacke erschien auf Deck.
»Ja, Herr Präsident? Was steht zu Diensten?«
»Bitte bringen Sie dem Vizepräsidenten und mir noch einen Brandy.«
»Ja, Sir.«
Der Steward drehte sich um, um das Bestellte zu holen, doch der Präsident hob die Hand.
»Einen Augenblick.«
»Sir?«
»Sie sind nicht Jack Klosner, der ständige Steward.«
»Nein, Herr Präsident. Ich bin Obergefreiter Tong. Gefreiter Klosner wurde um zehn Uhr abgelöst. Ich habe bis morgen früh Dienst.«
Der Präsident war einer der wenigen Politiker, der sich auf Menschen einstellen konnte. Er sprach mit einem achtjährigen Jungen ebenso freundlich wie mit einer achtzigjährigen Frau.
Es machte ihm wirklich Freude, Unbekannte auszufragen und sie mit dem Vornamen anzusprechen, als würde er sie seit Jahren kennen.
»Ihre Familie kommt aus China, Tong?«
»Nein, Sir, aus Korea. Sie sind 1952 nach Amerika eingewandert.«
»Warum sind Sie in die Küstenwache eingetreten?«
»Aus Liebe zur See, nehme ich an.«
»Macht es Ihnen Vergnügen, für alte Bürokraten wie mich zu sorgen?«
Obergefreiter Tong zögerte sichtlich verlegen. »Also… wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich lieber
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