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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einnimmst.«
    »Ich kann keine zwanzig Minuten mehr warten«, widersprach Polaski sanft. »Ich bin schon naß bis auf die Knochen.«
    »Pech für dich, du wirst noch einige Zeit leiden müssen.«
    Polaski wußte, daß Brock das Deck unter keinen Umständen verlassen durfte, aber er neckte den anderen Agenten gutmütig.
    »Warte nur, bis du einmal von mir einen Gefallen brauchst.«
    »Apropos Gefallen, ich habe vergessen, wohin ich von hier aus gehen soll.«
    Polaski warf der Gestalt im Schatten des Decks der
Eagle
einen spöttischen Blick zu. »Schau doch auf deinen Plan, du Blödmann.«
    »Er ist durchweicht, und ich kann ihn nicht lesen.«
    »Posten Acht ist fünfzig Meter weiter unten am Ufer.«
    »Danke.«
    »Wenn du wissen willst, wo Posten Neun ist, kostet es dich eine Tasse Kaffee«, grinste Polaski.
    »Du kannst mich mal. Das werde ich mir merken.«
    Später, beim nächsten Postenwechsel, winkten die Agenten einander nur zu, als sie aneinander vorbeikamen, zwei undeutliche Schatten im Nebel.
    Ed McGrath konnte sich nicht erinnern, je einen so dichten Nebel erlebt zu haben. Er zog prüfend die Luft ein, versuchte, den merkwürdigen Geruch zu identifizieren, der überall herrschte, und entschied sich schließlich für gewöhnlichen Ölgeruch. Irgendwo bellte im Nebel ein Hund. Er blieb stehen und lauschte. Es war nicht das Gebell eines jagenden Hundes oder das ängstliche Kläffen eines Köters, sondern der scharfe Laut eines Hundes, der eine fremde Anwesenheit spürt. Nicht allzu weit entfernt, nach der Lautstärke zu schließen.
    Fünfundsiebzig, vielleicht hundert Meter außerhalb des Sicherheitsumkreises, schätzte McGrath.
    Ein potentieller Attentäter mußte krank oder gehirngeschädigt oder beides sein, dachte er, um bei solchem Wetter blindlings in einer unbekannten Gegend herumzustolpern. McGrath war schon gestrauchelt und hingefallen, in einen unsichtbaren Ast gelaufen und hatte sich die Wange aufgekratzt; dreimal hatte er sich verlaufen, und beinahe wäre auf ihn geschossen worden, als er zufällig über einen Wachtposten stolperte, bevor er sich über Funk melden konnte.
    Das Gebell brach plötzlich ab, und McGrath nahm an, daß eine Katze oder ein Wildtier den Hund gestört hatte. Er erreichte eine vertraute Bank bei der Gabelung eines Kiesweges und ging in Richtung Flußufer unterhalb der Jacht weiter. Er sprach ins Mikrofon an seinem Revers.
    »Posten Acht, ich komme auf Sie zu.«
    Es erfolgte keine Antwort.
    McGrath blieb stehen. »Brock, hier spricht McGrath, ich komme zu Ihnen.«
    Noch immer nichts.
    »Brock, hören Sie mich?«
    Posten Nummer Acht blieb merkwürdig stumm, und McGrath fühlte sich allmählich unbehaglich. Sehr langsam, Schritt um Schritt, näherte er sich dem Posten. Er rief leise durch den Nebel, seine Stimme wurde durch die Feuchtigkeit unheimlich verstärkt. Die einzige Reaktion war Schweigen.
    »Kontrolle, hier spricht Cutty Sark.«
    »Sprechen, Cutty Sark«, kam Blackowls müde Stimme.
    »Uns fehlt der Mann auf Posten Acht.«
    Backowls Ton wurde schärfer. »Keine Spur von ihm?«
    »Nichts.«
    »Kontrollieren Sie das Schiff«, befahl Blackowl ohne Zögern.
    »Ich werde Sie dort treffen, nachdem ich das Hauptquartier informiert habe.«
    McGrath sagte »Ende« und hastete das Ufer entlang zum Kai.
    »Posten Sechs, ich komme zu Ihnen hinauf.«
    »Aiken, Posten Sechs, kommen Sie nur.«
    Er tastete sich zum Kai und fand die ungeschlachte Gestalt des Agenten John Aiken unter einem Scheinwerfer. »Haben Sie Brock gesehen?«
    »Sie machen wohl Witze?« antwortete Aiken. »Seit der Nebel eingefallen ist, habe ich keinen Dreck gesehen.«
    McGrath lief eilig den Kai entlang und wiederholte den Warnruf. Als er die
Eagle
erreichte, war ihm Polaski vom gegenüberliegenden Deck entgegengekommen.
    »Ich vermisse Brock«, meldete McGrath kurz.
    Polaski zuckte die Schultern. »Ich sah ihn das letzte Mal vor etwa einer halben Stunde, als wir die Posten wechselten.«
    »Okay, bleiben Sie hier beim Kai. Ich werde einen Blick unter Deck werfen. Und halten Sie nach Blackowl Ausschau. Er ist vom Kontrollposten hierher unterwegs.«
    Als Blackowl in den feuchten Morgen hinaustrat, wurde der Nebel dünner, und er konnte durch die abziehende Bewölkung über ihm schwach flimmernde Sterne sehen. Er ging von Posten zu Posten und begann auf dem Pfad zum Pier zu laufen, während sich die Sicht weiter besserte. Die Angst krampfte seinen Magen zusammen, ihm graute davor, daß etwas Schreckliches passiert

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