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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sein konnte. Agenten verließen ihre Posten nicht ohne vorherige Meldung, ohne Grund.
    Als er schließlich auf das Deck der Jacht sprang, war der Nebel wie durch Zauberei verschwunden. Die rubinroten Lichter auf der Funkantenne jenseits des Flusses funkelten in der nunmehr klaren Luft. Er lief an Polaski vorbei und fand McGrath, der allein im Deckhaus saß und wie in Trance ins Nichts starrte.
    Blackowl verharrte.
    McGraths Gesicht war so bleich wie eine Totenmaske aus Gips. Er starrte mit solchem Entsetzen in den Augen vor sich hin, daß Blackowl sofort das Schlimmste befürchtete.
    »Der Präsident?« fragte er.
    McGrath blickte ihn stumpf an, sein Mund bewegte sich, doch er brachte keine Worte hervor.
    »Um Himmels willen, ist der Präsident in Sicherheit?«
    »Fort«, murmelte McGrath endlich.
    »Was erzählen Sie da?«
    »Der Präsident, der Vizepräsident, die Besatzung, alle, sie sind alle fort.«
    »Sie sind verrückt!«
    »Wahr… es ist wahr«, sagte McGrath matt. »Überzeugen Sie sich doch selbst.«
    Blackowl rannte die Stufen des nächsten Niedergangs nach unten und lief zur Kabine des Präsidenten. Er riß die Tür auf, ohne anzuklopfen. Die Kabine war leer. Das Bett war noch ordentlich gemacht, aber er sah weder Kleider im Schrank noch Toilettenartikel im Badezimmer. Er hatte das Gefühl, daß man sein Herz zwischen zwei Eisblöcken zusammenpreßte.
    Wie in einem Alptraum lief er von einer Kabine zur anderen.
    Überall war das gleiche, sogar die Quartiere der Besatzung befanden sich in demselben Zustand.
    Das Entsetzliche war Tatsache.
    Alle Insassen der Jacht waren verschwunden, als wären sie niemals auf der Welt gewesen.

ZWEITER TEIL
    DIE »EAGLE«

13
    30. Juli 1989 Washington D. C.
    Anders als Filmschauspieler, die endlos brauchen, um aufzuwachen und sich auf das Klingeln des Telefons zu melden, war Ben Greenwald, Direktor des Secret Service, sofort wach und nahm den Hörer vor dem zweiten Läuten ab.
    »Greenwald.«
    »Beste Grüße«, sagte die vertraute Stimme von Oscar Lucas.
    »Tut mir leid, Sie wecken zu müssen, aber ich wußte, daß Sie sofort erfahren wollen, wie das Fußballspiel ausgegangen ist.«
    Greenwald wurde starr. Jede Secret-Service-Mitteilung, die mit den Worten »Beste Grüße« begann, bedeutete, daß ein dringender, streng geheimer Bericht über eine kritische oder sehr ernste Situation folgte. Der nächste Satz war bedeutungslos; eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, daß die Telefonleitung angezapft war. Eine reale Gefahr, seit Kissingers Außenministerium den Russen gestattet hatte, ihre neue Botschaft auf einem Hügel mit Blick auf die Stadt zu erbauen, was ihre Telefonabhörmöglichkeiten ungeheuer vergrößert hatte.
    »Okay«, bestätigte Greenwald und bemühte sich, im Unterhaltungston zu sprechen. »Wer hat gewonnen?«
    »Sie haben Ihre Wette verloren.«
    »Wette« war ein weiteres Schlüsselwort, das darauf hinwies, daß die nächste Meldung zweifach verschlüsselt war.
    »Jasper College eins«, fuhr Lucas fort, »Drinkwater Tech., null. Drei Spieler von Jasper mußten wegen Verletzungen ausscheiden.«
    Die gräßliche Nachricht explodierte in Greenwalds Ohren.
    Jasper College war das Codewort für eine Entführung des Präsidenten. Der Hinweis auf die ausgeschiedenen Spieler bedeutete, daß seine nächsten drei Nachfolger ebenfalls entführt worden waren. Es war ein Code, von dem Greenwald in seinen schlimmsten Träumen nie gedacht hätte, daß er ihn je hören würde.
    »Es gibt keinen Irrtum?« fragte er und fürchtete sich vor der Antwort.
    »Keinen«, antwortete Lucas, sein Ton war so scharf wie der dünne Rand von gebrochenem Glas.
    »Wer von der Administration kennt außer mir das Resultat?«
    »Nur Blackowl, McGrath und ich.«
    »Belassen Sie es dabei.«
    »Zur Sicherheit«, sagte Lucas, »habe ich den Ersatzspieler und die zukünftigen Anfänger erfassen lassen.«
    Greenwald begriff sofort, was Lucas meinte. Die Frauen und Kinder der Vermißten wurden aufgesucht und bewacht, ebenso die nächsten Nachfolger des Präsidenten.
    Er holte tief Atem und ordnete rasch seine Gedanken.
    Schnelligkeit war jetzt von entscheidender Bedeutung. Wenn die Sowjets hinter der Entführung des Präsidenten standen, um bei einem Atom-Präventivschlag im Vorteil zu sein, war es schon zu spät. Daß sie die vier führenden Männer der amerikanischen Regierung erfolgreich außer Gefecht gesetzt hatten, war andererseits ein Hinweis auf eine Verschwörung zum Sturz der

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