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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Regierung.
    Er hatte keine Zeit mehr, um sich mit Sicherheitsüberlegungen aufzuhalten. »Amen«, schloß Greenwald, womit er Lucas zu verstehen gab, daß er die verschlüsselte Redeweise aufgeben wollte.
    »Verstanden.«
    Plötzlich schoß Greenwald ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. »Der Mann mit der Tasche?« fragte er nervös.
    »Ist zusammen mit den anderen verschwunden.«
    O mein Gott, stöhnte Greenwald innerlich. Eine Katastrophe kam nach der anderen. »Der Mann mit der Tasche« war der respektlose Spitzname für den Stabsoffizier, der sich Tag und Nacht an der Seite des Präsidenten befand und die Aktentasche mit den Codes für den Auslösebefehl trug, durch den die 10.000 strategischen Atomsprengköpfe der Nation auf vorbestimmte Ziele innerhalb der Sowjetunion abgefeuert werden konnten.
    Die Folgen, die sich daraus ergaben, daß die streng geheimen Codes in fremde Hände fielen, waren einfach unvorstellbar.
    »Alarmieren Sie sofort den Chef des Generalstabs der US-Streitkräfte«, befahl er. »Dann schicken Sie ein Kommando los, um den Außen- und den Verteidigungsminister sowie den Berater für Nationale Sicherheit abzuholen, und bringen Sie sie unverzüglich in den Krisenraum des Weißen Hauses.«
    »Jemanden vom Stab des Präsidenten?«
    »Okay, bringen Sie auch Dan Fawcett hin. Aber sorgen Sie dafür, daß vorläufig nichts an die Öffentlichkeit dringt. Je weniger Leute wissen, daß ›der Mann‹ verschwunden ist, bis wir die Lage einigermaßen klären können, desto besser.«
    »In diesem Fall wäre es vielleicht vernünftiger, das Treffen woanders als im Krisenraum abzuhalten«, schlug Lucas vor.
    »Die Presse überwacht das Weiße Haus ja unaufhörlich. Sie würden sich wie die Heuschrecken auf uns stürzen, wenn die führenden Persönlichkeiten des Staates plötzlich so früh am Morgen dort zusammenkommen.«
    »Sehr vernünftig«, fuhr Greenwald nach einer kurzen Pause fort. »Nehmen wir das Observatorium.«
    »Den Wohnsitz des Vizepräsidenten?«
    »Dort parken fast nie Wagen von der Presse.«
    »Ich werde alle so bald wie möglich dorthin zusammentrommeln lassen.«
    »Oscar?«
    »Ja.«
    »In ganz kurzen Worten, was ist geschehen?«
    Lucas zögerte ein wenig, dann sagte er: »Sie sind alle von der Jacht des Präsidenten verschwunden.«
    »Ich verstehe«, sagte Greenwald bedrückt, aber es war klar, daß er es nicht verstand.
    Greenwald vergeudete keine weitere Zeit mit Reden. Er legte auf und zog sich eilig an. Bei der Fahrt zum Observatorium krampfte sich, als eine verspätete Reaktion auf diese katastrophale Nachricht, sein Magen zu einem Knoten zusammen. Ihm verschwamm alles vor den Augen, und er unterdrückte den überwältigenden Drang zu erbrechen. Er fuhr völlig benommen durch die leeren Straßen der Hauptstadt.
    Abgesehen von einem gelegentlichen Lieferwagen herrschte kaum Verkehr, und die meisten Verkehrsampeln blinkten einfach gelb.
    Zu spät sah er einen Wagen der städtischen Straßenreinigung, der sich plötzlich vom Rinnstein rechts löste und wendete. Das sperrige, weißgestrichene Fahrzeug füllte plötzlich die Windschutzscheibe aus. Als die Reifen aufkreischten, warf sich der Fahrer in der Kabine zur Seite, und seine weit aufgerissenen Augen starrten in Greenwalds Scheinwerfer.
    Das häßliche Geräusch von zerreißendem Metall und das Krachen zersplitternden Glases folgte. Die Kühlerhaube wurde zusammengedrückt, flog in die Höhe, das Lenkrad bohrte sich in Greenwalds Brust und drückte ihm den Brustkorb ein.
    Greenwald war auf dem Sitz festgenagelt, während das Wasser aus dem zerplatzten Kühler zischte und über dem Motor verdampfte. Seine Augen standen weit offen, als betrachteten sie in benommener Gleichgültigkeit die abstrakten Sprünge in der zertrümmerten Windschutzscheibe.
    ###
    Oscar Lucas stand vor dem Eckkamin im Wohnzimmer der Villa des Vizepräsidenten und schilderte die Entführung des Präsidenten. Alle paar Sekunden warf er einen nervösen Blick auf seine Uhr und fragte sich, wodurch Greenwald wohl aufgehalten worden war. Die fünf Männer, die um den Tisch versammelt waren, hörten ihm mit fassungslosem Staunen zu.
    Der Verteidigungsminister Jesse Simmons biß auf dem Stiel einer kalten Meerschaumpfeife herum. Er trug eine sommerliche Sportjacke mit dazu passender Hose, genau wie Dan Fawcett und der Berater für Nationale Sicherheit, Alan Mercier.
    Armeegeneral Clayton Metcalf war in Uniform gekommen, während Douglas Oates, der Außenminister,

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