Tiefsee
fachmännischen Blick über seine Brille hinweg zu. »Doch, aber nicht so, wie du glaubst.« Er wandte sich wieder dem Buch zu und begann zu lesen. »Das Libertyschiff
Bart Pulver
, später die
Rosthena
und
Pilottown
, vom Stapel gelassen von Astoria Iron & Steel Company, Portland, Oregon, im November 1942«
»Sie wurde an der Westküste gebaut?« unterbrach ihn Pitt überrascht.
»Ungefähr viertausend Kilometer Luftlinie von Savannah entfernt und neun Monate vor der
San Marino.«
Er wandte sich an Loren. »Möchten Sie noch etwas Kaffee, Verehrteste?«
Loren stand auf. »Ihr beiden sprecht ruhig weiter. Ich werde ihn zubereiten.«
»Es ist Espresso.«
»Ich weiß, wie man die Maschine bedient.«
Perlmutter sah Pitt an und zwinkerte fröhlich. »Sie ist Gold wert.«
Pitt nickte und fuhr fort. »Es ist nicht verständlich, warum ein Kesselbauer in Charleston ein Produkt quer durch den Kontinent nach Oregon transportiert, während sich in nur hundertfünfzig Kilometer Entfernung eine Werft in Savannah befindet.«
»Vollkommen unverständlich«, gab Perlmutter zu.
»Was hast du über die
Pilottown
?«
Perlmutter las weiter. »Rumpfnummer 793, gleichfalls als Frachtschiff eingestuft. Nach dem Krieg an die Kassandra Phosphate Company Limited in Athen verkauft. In Griechenland registriert. Lief im Juni 1954 mit einer Phosphatladung vor Jamaika auf Grund. Vier Monate später wieder flottgemacht.
Verkauft 1962 an die Sosan Trading Company…«
»In Inchon, Korea«, schloß Pitt. »Unser erster Zusammenhang.«
Loren kam mit kleinen Tassen auf einem Tablett zurück und verteilte den Espresso an alle.
»Das ist wirklich ein Genuß«, sagte Perlmutter galant. »Ich wurde noch nie von einem Mitglied des Kongresses bedient.«
»Hoffentlich habe ich ihn nicht zu stark gemacht«, meinte Loren, kostete das Gebräu und verzog das Gesicht.
»Ein bißchen Bodensatz schärft die müden Sinne«, beruhigte sie Perlmutter mit philosophischen Worten.
»Zurück zur
Pilottown«
, drängte Pitt. »Was geschah mit ihr nach 1962?«
»Bis 1979 ist keine neue Eintragung zu finden; damals wurde gemeldet, daß sie mit der gesamten Besatzung im Nordpazifik gesunken ist. Danach wurde sie so etwas wie eine
cause célèbre
, eine Sensation, indem sie etliche Male wieder an der Küste von Alaska auftauchte.«
»Dann ging sie also in dem gleichen Seegebiet verloren wie die
San Marino
«, dachte Pitt laut. »Noch ein möglicher Zusammenhang.«
»Du greifst nach Seifenblasen«, kritisierte Loren. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
»Ich bin ganz ihrer Ansicht«, nickte Perlmutter. »Es gibt keinerlei Anhaltspunkte.«
»Ich glaube doch«, sagte Pitt überzeugt. »Was erst wie ein billiger Versicherungsbetrug aussah, wird zu einem Vertuschungsmanöver von viel größeren Ausmaßen.«
»Warum interessierst du dich überhaupt dafür?« fragte Perlmutter und blickte Pitt direkt in die Augen.
Pitt blieb zurückhaltend. »Das kann ich dir nicht sagen.«
»Vielleicht geheime Ermittlungen im Auftrag der Regierung?«
»In dieser Angelegenheit arbeite ich auf eigene Faust, aber sie hängt mit einem ›streng geheimen‹ Projekt zusammen.«
Perlmutter gab gutmütig nach. »Okay, alter Freund, ich stelle keine neugierigen Fragen mehr.« Er nahm sich noch einen Kloß.
»Wenn du es für möglich hältst, daß das unter der Vulkanasche begrabene Schiff die
San Marino
und nicht die
Pilottown
ist, wohin willst du von hier aus reisen?«
»Nach Inchon in Korea. Möglicherweise besitzt die Sosan Trading Company den Schlüssel zu dem Geheimnis.«
»Vergeude nicht deine Zeit. Die Trading Company ist höchstwahrscheinlich eine Scheinfirma, ein Name auf einem Registraturbescheid. Wie bei den meisten Reedereien endet jede Spur von dem Besitzer bei einem obskuren Postschließfach. Ich an deiner Stelle würde es als aussichtslosen Fall aufgeben.«
»Aus dir würde nie ein erfolgreicher Fußballtrainer werden«, lachte Pitt. »Deine Aufmunterungsansprache zur Halbzeit in der Kabine würde deine Mannschaft so entmutigen, daß sie verlieren würde, selbst wenn sie mit zwanzig Punkten führte.«
»Noch einen Schnaps, bitte«, brummte Perlmutter und hielt sein Glas hin, während Pitt einschenkte. »Ich werde dir sagen, was ich tun werde. Zwei meiner befreundeten Korrespondenten für Schiffsforschung sind Koreaner. Ich werde sie ersuchen, die Sosan Trading für dich zu überprüfen.«
»Und die Pusan-Werft nach Aufzeichnungen über die
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