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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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es, und Pitt holte sich seine beiden Handkoffer. Sie gingen hinaus in einen grauen, stickigen Morgen und fanden den blauen Talbot-Lago aus dem Jahr 1948, der friedlich unter der Aufsicht eines Flughafenwächters parkte. Pitt entspannte sich auf dem Beifahrersitz, während sich Loren ans Lenkrad setzte. Der schnittige Wagen hatte das Lenkrad rechts, und es kam Pitt immer komisch vor, links vom Fahrer zu sitzen und auf den Gegenverkehr zu starren, ohne etwas zu tun zu haben.
    »Hast du Perlmutter angerufen?« fragte er.
    »Ungefähr eine Stunde vor deiner Landung«, antwortete sie.
    »Er war für jemanden, der aus seinem gesunden Tiefschlaf gerissen wurde, recht nett. Er sagte, er würde in seiner Bibliothek nach Angaben über die Schiffe suchen, nach denen du gefragt hast.«
    »Wenn jemand über Schiffe Bescheid weiß, ist es St. Julien Perlmutter.«
    »Er klingt am Telefon wie ein seltsamer Kauz.«
    »Eine Untertreibung. Warte, bis du ihn kennenlernst.«
    Pitt betrachtete eine Zeitlang schweigend die vorbeigleitende Gegend. Er starrte auf den Potomac, während Loren den George Washington Memorial Parkway entlangfuhr und die Francis Scott Key-Brücke nach Georgetown überquerte.
    Pitt hatte nichts übrig für Georgetown; er nannte sie »Schwindelstadt«. Die graubraunen Stadthäuser sahen aus, als wären sie alle in der gleichen Kuchenform gebacken worden.
    Loren steuerte den Talbot auf die N-Straße. Geparkte Autos verstellten die Gehwege, in den Rinnsteinen lag Unrat, die Sträucher, die die Gehwege begrenzten, waren nur an einigen Stellen gestutzt, und dennoch gehörten diese vier Blocks zu den vielleicht teuersten Grundstücken im ganzen Land. Kleine Häuser, sinnierte Pitt, voll gigantischer Selbstgefälligkeit, überreich bedeckt mit Riesenmengen Talmi.
    ###
    Loren zwängte den Wagen in einen freien Parkplatz und schaltete die Zündung aus. Sie schlossen den Wagen ab und gingen zwischen zwei rebenbewachsenen Häusern hindurch zu einem dahinter gelegenen Garten. Bevor Pitt den Bronzeklopfer in Form eines Schiffsankers heben konnte, wurde die Tür von einem Riesen aufgerissen, der jede Waage mit seinen fast vierhundert Pfund mühelos zermalmt hätte. Seine himmelblauen Augen blinzelten, und sein hochrotes Gesicht war größtenteils von einem dichten Wirrwarr aus grauem Kopf- und Barthaar verdeckt. Bis auf seine kleine Stupsnase sah er aus wie ein heruntergekommener Weihnachtsmann.
    »Dirk«, brüllte er beinahe. »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    St. Julien Perlmutter trug einen purpurfarbenen Seidenpyjama unter einem Paisley-Morgenrock in Rot und Gold. Er schlang seine stämmigen Arme um Pitt, drückte ihn an sich und hob ihn ohne eine Spur von Anstrengung von der Schwelle hoch. Lorens Augen weiteten sich vor Staunen. Sie hatte Perlmutter nie persönlich kennengelernt und war daher auf seinen Anblick nicht vorbereitet.
    »Wenn du mich küßt, Julien«, warnte ihn Pitt streng, »bekommst du einen Tritt in die Eier.«
    Perlmutter lachte schallend und ließ Pitts hundertachtzig Pfund los. »Kommt herein, kommt herein. Ich habe euch Frühstück gemacht. Du mußt nach deinen Reisen ja verhungert sein.«
    Pitt stellte Loren vor. Perlmutter küßte ihr mit europäischer Galanterie die Hand, dann führte er die beiden in einen riesigen Raum, der zugleich als Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer diente. Regale, die sich unter dem Gewicht von Hunderten von Büchern bogen, reichten an jeder Wand vom Boden bis zur Decke. Bücher lagen auf den Tischen, auf den Stühlen. Sie waren sogar auf einem überdimensional großen Wasserbett aufgestapelt, das in einem Alkoven gluckste.
    Perlmutter besaß eine Sammlung von historischer Schiffsliteratur, die laut Fachleuten die umfassendste der Welt war. Mindestens zwanzig Schiffahrtsmuseen bemühten sich ständig darum, sie als Stiftung zu erhalten, sobald er infolge des im Lauf seines Lebens im Übermaß genossenen Alkohols in der Leichenhalle landete.
    Er bedeutete Pitt und Loren, sich neben einer Durchreiche an einen Tisch zu setzen, der mit elegantem Silber und einem Porzellanservice gedeckt war, das das Emblem einer französischen Transatlantik-Dampferlinie trug.
    »Das ist alles ganz wunderschön«, sagte Loren bewundernd.
    »Von dem berühmten französischen Überseedampfer ›Normandie‹«, erklärte Perlmutter.
    »Ich fand das alles in einem Speicher, wo es eingelagert worden war, nachdem das Schiff im New Yorker Hafen ausgebrannt und gekentert war.« Er servierte ihnen ein

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