Tiefsee
deutsches Frühstück, das mit Schnaps begann. Dann kam dünn geschnittener westfälischer Schinken, dazu Mixed Pickles und Pumpernickelbrot. Als Beilage hatte er Kartoffelklöße mit Pflaumenbutterfüllung herbeigezaubert.
»Es schmeckt herrlich«, lobte Loren. »Ich schätze es außerordentlich, zur Abwechslung einmal etwas anderes als Schinken mit Ei zu essen.«
»Ich bin auf die deutsche Küche fixiert«, lachte Perlmutter und klopfte sich auf seinen mächtigen Bauch. »Sie hat bedeutend mehr Substanz als diese überkandidelte französische Kost, die nur eine exotische Art darstellt, minderwertiges Zeug zuzubereiten.«
»Hast du Material über die
San Marino
und die
Pilottown
gefunden?« fragte Pitt, um das Gespräch auf das Thema zu bringen, das ihm am Herzen lag.
»Ja, das habe ich tatsächlich.« Perlmutter stemmte seine Masse vom Tisch empor und kam bald mit einem großen staubigen Band über Libertyschiffe zurück. Er nahm seine Lesebrille und schlug eine markierte Seite auf.
»Da haben wir es. Die
San Marino
, im Juli 1943 von der Georgia Shipbuilding Corporation vom Stapel gelassen, Rumpfnummer 2356, eingestuft als Frachtschiff. War bis zum Kriegsende in Geleitzügen auf dem Atlantik eingesetzt. Durch ein Unterseeboottorpedo von U-5 73 beschädigt. Erreichte Liverpool aus eigener Kraft und wurde wieder instand gesetzt.
Nach dem Krieg an die Bristol Steamship Company verkauft.
1956 an die Manx Steamship Company, New York, weiterverkauft, in Panama registriert. 1966 mit der gesamten Besatzung im Nordpazifik verschwunden.«
»Das war also ihr Ende.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, meinte Perlmutter. »Es gibt ein Postskriptum. Es bezog sich auf einen Bericht aus anderer Quelle. Etwa drei Jahre, nachdem das Schiff als vermißt verbucht worden war, bemerkte ein Mr. Rodney Dewhurst, ein Marineversicherungsagent für Lloyds in Singapur, ein im Hafen vertäutes Schiff, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Ihm fiel eine ungewöhnliche Ausführung der Ladebäume auf, die er nur bei einem einzigen Schiff der Liberty-Klasse gesehen hatte. Es gelang ihm, sich an Bord zu schwindeln, und nach einer kurzen Umschau witterte er, daß da etwas faul war. Leider war Feiertag, und er brauchte mehrere Stunden, um jemanden von der Hafenbehörde aufzutreiben und ihn zu überreden, das Schiff im Hafen festzuhalten, damit man eine Untersuchung einleiten könnte. Als sie den Kai erreichten, war das Schiff schon längst wieder ausgelaufen und fuhr irgendwo auf die hohe See hinaus.
Eine Untersuchung der Zollakten ergab, daß es sich um die
Belle Chasse
handelte, die in Korea registriert war und der Sosan Trading Company in Inchon, in Korea, gehörte. Ihr nächster Bestimmungsort war Seattle. Dewhurst sandte einen eiligen Funkspruch an die Hafenpolizei in Seattle ab, aber die
Belle Chasse
traf nie dort ein.«
»Warum kam sie Dewhurst verdächtig vor?« fragte Pitt.
»Er hatte die
San Marino
überprüft, bevor er die Versicherungspolice für sie unterschrieb, und war vollkommen sicher, daß es sich bei ihr und der
Belle Chasse
um ein und dasselbe Schiff handelte.«
»Sicherlich ist die
Belle Chasse
doch dann in einem anderen Hafen aufgetaucht?« fragte Loren.
Perlmutter schüttelte den Kopf. »Sie verschwand von der Bildfläche, bis sie zwei Jahre später in Pusan, Korea, verschrottet wurde.« Er machte eine Pause und blickte über den Tisch. »Ist dir damit geholfen?«
Pitt trank einen weiteren Schluck Schnaps. »Das ist das Problem. Ich weiß es nicht.« Er erzählte kurz von der Entdeckung der
Pilottown
, erwähnte jedoch nicht die Ladung Nervengas. Er beschrieb, wie er die Seriennummer auf dem Schiffskessel gefunden und sie in Charleston überprüft hatte.
»Die alte
Pilottown
wurde also endlich aufgespürt«, seufzte Perlmutter nachdenklich. »Sie geistert nicht mehr auf hoher See umher.«
»Aber ihre Entdeckung hat eine ganze Menge neuer Fragen aufgeworfen«, sagte Pitt.
»Warum besaß sie einen Kessel, der nach den Angaben des Herstellers auf der
San Marino
eingebaut worden war? Da stimmt doch etwas nicht. Wahrscheinlich wurden beide Schiffe auf benachbarten Schiffsbauplätzen gebaut und ungefähr zur gleichen Zeit vom Stapel gelassen. Der Inspektor muß sich geirrt haben. Er hat einfach den Kessel im falschen Rumpf registriert.«
»Ich störe ungern deine schlechte Laune, aber du könntest unrecht haben.«
»Besteht denn kein Zusammenhang zwischen den beiden Schiffen?«
Perlmutter warf Pitt einen
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