Tiefsee
eine Handelsreederei, eine Scheinfirma, die für die CIA arbeitet, verkauft. Sie scheuten keine Kosten, um die
Hobson
umzubauen, damit sie äußerlich wie ein gewöhnlicher Frachtdampfer aussah. Im Inneren wurde sie jedoch mit versteckter Bewaffnung ausgestattet, darunter mit einem neuen Raketensystem, hochentwickelten Nachrichten- und Abhöreinrichtungen und einer Anlage, mit der man schnelle Patrouillen- und Landungsboote durch Schwingtüren im Bug zum Einsatz bringen konnte.
Sie wurde 1985 während der verhängnisvollen Invasion des Iran in Kuwait und Saudi-Arabien bemannt und einsatzbereit gemacht. Unter der Flagge von Panama versenkte sie still und unbemerkt zwei sowjetische Spionageschiffe im Persischen Golf. Die Russen konnten nie nachweisen, wer dafür verantwortlich war, weil sich keines der Schiffe unserer Navy in Reichweite befand. Sie glauben noch immer, daß die Raketen, die ihre Schiffe versenkten, von der saudiarabischen Küste kamen.«
»Und das alles hast du herausgefunden?«
»Ich habe so meine Quellen.«
»Hat die
Hobson
etwas mit der
Pilottown
zu tun?«
»Indirekt.«
»Sprich weiter.«
»Vor drei Jahren verschwand die
Hobson
vor der Pazifischen Küste von Mexiko mit der ganzen Besatzung.«
»Und?«
»Und drei Monate später fand die CIA sie wieder.«
»Klingt mir irgendwie bekannt«, meinte Pitt.
»Fand ich auch.« Loren nickte. »Das gleiche Spiel wie bei der
San Marino
und der
Belle Chasse
.«
»Wo wurde die
Hobson
entdeckt?«
Bevor Loren antworten konnte, stellte der Kellner ihre Teller auf den Tisch. Das Wild sah verlockend aus, doch Pitt dachte im Moment nicht ans Essen. Sobald der Kellner außer Hörweite war, nickte er ihr zu.
»Nun schieß los.«
»Ich weiß nicht, wie die CIA dem Schiff auf die Spur kam, aber sie fanden sie in einem Trockendock in Sydney, in Australien, wo sie einem größeren Umbau unterzogen wurde.«
»Haben die Leute von CIA herausgefunden, für wen sie registriert war?«
»Sie fuhr unter philippinischer Flagge und war für Samar Exporters registriert. Eine Scheinfirma, die nur wenige Monate vorher in Manila als Aktiengesellschaft im Handelsregister eingetragen worden war. Ihr neuer Name lautete
Buras
.«
»
Buras
«, wiederholte Pitt. »Muß der Name einer Person sein.
Wie schmeckt dein Salat?«
»Das Dressing ist sehr pikant. Und dein Wild?«
»Zart, und die Soße ganz hervorragend. Eine fürchterliche Dummheit der Piraten, ein Schiff zu stehlen, das der CIA gehörte.«
»Der typische Fall eines Diebes, der einen Betrunkenen um seine Barschaft erleichtert und dann herausfindet, daß der ein Polizeispitzel war.«
»Was geschah in Sydney danach?«
»Nichts. Die CIA, die mit der australischen Zweigstelle des Britischen Geheimdienstes zusammenarbeitet, versuchte die Besitzer der
Buras
festzunehmen, konnte sie aber nicht ausforschen.«
»Keine Hinweise, keine Zeugen?«
»Die kleine koreanische Besatzung, die sich an Bord befand, war in Singapur angeheuert worden. Sie wußten so gut wie nichts und konnten nur eine Beschreibung des Kapitäns geben, der verschwunden blieb.«
Pitt trank einen Schluck Wasser und las eine Seite des Berichtes. »Nicht viel Angaben für eine eindeutige Personenbeschreibung: Koreaner, mittelgroß, hundertfünfzig Pfund, schwarzes Haar, Lücke in den Vorderzähnen. Das paßt auf etwa fünf bis zehn Millionen Männer«, stellte er sarkastisch fest. »Jetzt fühle ich mich nur mehr halb so schlecht. Wenn nicht einmal die CIA jemanden festnageln kann, der in der Welt herumfährt und Schiffe überfällt, dann kann ich es verdammt nochmal schon gar nicht.«
»Hat St. Julien Perlmutter dich angerufen?«
Pitt schüttelte den Kopf. »Habe keinen Ton von ihm gehört.
Wahrscheinlich hat er die Lust verloren und ist fahnenflüchtig geworden.«
»Ich muß ebenfalls fahnenflüchtig werden. Aber nur für kurze Zeit.«
Pitt sah sie einen Augenblick streng an, dann entspannte er sich und lachte. »Wie konnte ein so nettes Mädchen jemals Politikerin werden?«
Sie rümpfte die Nase. »Du Chauvinist.«
»Im Ernst, wo willst du hin?«
»Eine kurze, informative Vergnügungsreise auf Staatskosten auf einem russischen Kreuzfahrtschiff in der Karibik.«
»Natürlich«, sagte Pitt. »Ich hatte vergessen, daß du im Transportkomitee der Handelsma rine den Vorsitz innehast.«
Loren nickte und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab.
»Das letzte Kreuzfahrtschiff unter dem Sternenbanner wurde 1984 außer Dienst gestellt. Das betrachten
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