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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schlanken Hals war hocherhoben, und ihr Haar modisch zur Seite gekämmt.
    Ihre Augen waren bläulichpurpurn wie Berge in der Dämmerung und betrachteten die Welt mit einem sinnlichen, rätselhaften Blick. Sie bewegte sich mit graziler Anmut, nickte und wechselte ein paar Worte mit einigen Abgeordneten, die in dem Restaurant ihren Lunch einnahmen. Die Frauen betrachteten sie mit einer Spur von Neid, während sie bei Männern ein Gefühl der Befangenheit erweckte, da sie nie wußten, ob sie Eindruck auf sie gemacht hatten oder ob sie sich in der Rolle einer Volksschullehrerin sah, deren Schüler ihr Äpfel brachten.
    Sie trug eine weiche Cordsamtjacke, die mit einem einzigen Knopf am Hals geschlossen war, einen dazu passenden Rock und eine Seidenbluse mit langen Ärmeln. In einer Hand hielt sie ihr Markenzeichen, eine schmale Aktentasche, die auf ihre jeweilige Kleidung abgestimmt war.
    Pitt schaute auf, und ihre Blicke begegneten einander. Sie erwiderte seinen ehrlichen, bewundernden Blick mit einem ruhigen Lächeln. Langsam senkte er den Kopf und prägte sich all ihre Kurven und Maße vom Kopf bis zu den Zehen ein. Dann stand er auf und schob ihren Stuhl zurück.
    »Donnerwetter, du siehst heute wieder unmöglich aus«, begrüßte er sie.
    Sie lachte. »Du hast es also weiterhin darauf abgesehen, mich zu verwirren?«
    »Wieso denn?«
    »Einen Moment lang bist du ein Gentleman, und in dem nächsten ein Grobian.«
    »Mir wurde immer eingeprägt, daß Frauen Abwechslung lieben.«
    Ihre klaren, sanften Augen sahen ihn amüsiert an. »Etwas rechne ich dir hoch an. Du bist nämlich der einzige Mann, der mir nicht schmeichelt.«
    Pitt setzte sein ansteckendstes Lächeln auf. »Das kann ich mir nur deshalb leisten, weil ich keinen Gefallen von Politikern brauche.«
    Sie verzog das Gesicht und schlug die Speisekarte auf. »Ich habe keine Zeit dafür, mich auf den Arm nehmen zu lassen. Ich muß ins Büro zurück und eine Unzahl von Wählerbriefen beantworten. Was könntest du hier empfehlen?«
    »Ich werde vielleicht Wild bestellen.«
    »Meine Waage bestätigte mir heute morgen, daß ich ein Pfund zugenommen habe. Ich werde also nur einen Salat nehmen.«
    Der Kellner trat an den Tisch.
    »Einen Drink?« fragte Pitt.
    »Wie du willst.«
    »Zwei Sazerac-Cocktails, und bitte, sagen Sie dem Barkeeper, er möchte Rye statt Bourbon nehmen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Loren legte ihre Serviette auf den Schoß. »Ich habe seit zwei Tagen bei dir vergeblich angerufen. Wo warst du denn?«
    »Der Admiral hat mich zu einem dringenden Bergungsfall eingesetzt.«
    »War sie hübsch?« Die Frage war so alt wie die Liebe.
    »Ein Leichenbeschauer wäre vielleicht dieser Ansicht. Aber Ertrunkene haben mir noch nie sonderlich gefallen.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich ernüchtert und schwieg, bis die Drinks gebracht wurden.
    »Eine meiner Hilfskräfte ist auf etwas gestoßen, das dir vielleicht von Nutzen sein könnte«, meinte sie schließlich.
    »Worum handelt es sich?«
    Sie nahm mehrere zusammengefaltete Blätter aus ihrer Aktentasche und reichte sie Pitt. Dann erklärte sie leise: »Nicht viel Handfestes, aber ein interessanter Bericht über die geheime Marine der CIA.«
    »Wußte gar nicht, daß sie eine hatte.« Pitt überflog die Seiten.
    »Seit 1963 hat sie eine kleine Flotte von Schiffen angesammelt, von der nur wenige Regierungsmitglieder wissen.
    Und die wenigen, die eingeweiht sind, werden nicht zugeben, daß es sie gibt. Abgesehen von Überwachungsaufgaben besteht ihre Hauptfunktion darin, Geheimoperationen durchzuführen, darunter der Transport von Menschen und die Versorgung von Agenten und Guerillakämpfern, die in das Staatsgebiet von nicht befreundeten Nationen einsickern. Ursprünglich wurde sie aufgestellt, um Störaktionen gegen Castro nach seiner Machtübernahme in Kuba zu unternehmen. Etliche Jahre später, als klar wurde, daß Castro zu stark war, um gestürzt zu werden, wurden ihre Aktivitäten eingeschränkt, teilweise, weil die Kubaner mit Vergeltungsmaßnahmen gegen amerikanische Fischerboote drohten. Von da an erweiterte die CIA-Marine ihr Operationsfeld von Mittelamerika auf die Kämpfe in Vietnam, Afrika und den Nahen Osten. Kannst du mir folgen?«
    »Ja freilich, ich habe bloß keine Ahnung, worauf du hinauswillst.«
    »Nur Geduld. Vor mehreren Jahren gehörte ein bewaffneter Frachtdampfer namens
Hobson
zu der eingemotteten Reserveflotte der Marine in Philadelphia. Er wurde außer Dienst gestellt und an

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