Tieraerzte koennen die Gesundheit Ihres Tieres gefaehrden
abzulehnen.
Bei Hündinnen, die schon mit 3 Monaten kastriert werden, geht statistisch die Gefahr, an einem Gesäugetumor zu erkranken, zwar gegen null, es ist allerdings zu hinterfragen, ob das durch die Nachteile, die solch eine Frühkastration mit sich bringt, aufgewogen wird. Außerdem sind Gesäugetumoren bei nichtkastrierten Hündinnen nicht so häufig wie behauptet. Nur zwischen 1,98 und 2,8 (maximal 18,6) von 1000 Hündinnen (je nach Alter und Rasse) erkranken daran, das entspricht einem Prozentanteil von 0,2 bis 1,86 Prozent. Nach der ersten Läufigkeit kastrierte Hündinnen haben ein Risiko von 0,016 bis 0,14 Prozent, früh kastrierte von 0,001 bis 0,0093 Prozent. Wenn man bedenkt, dass Mammatumore auch bei kastrierten Hündinnen hormonunabhängig auftreten können, stellt sich hier wirklich die Frage, ob die Frühkastration oder eine Kastration überhaupt sinnvoll ist. Außerdem kann die Gefahr einer Tumorbildung auch durch entsprechende Fütterung verringert werden. Falsch ernährte und vor allem aber übergewichtige Hündinnen neigen viel öfter zu Tumorbildung.
Vorbeugung von Gebärmutterentzündungen ist das zweithäufigste Argument für eine Kastration der Hündin (46 Prozent). Die Vermeidung von Scheinträchtigkeit wird als dritthäufigster Grund zur Kastration der Hündin angeführt (21 Prozent). Wie steht es damit? Scheinträchtigkeit ist eine normale Erscheinung. Sind sehr starke Symptome vorhanden, wie tagelange Depression, gesteigertes Aggressionsverhalten, oder es kommt zu starker Gesäugeentzündung mit Milchbildung, kann das schon ein Grund für eine Kastration sein. Vermehrte Scheinträchtigkeiten erhöhen das Risiko, an Mammatumoren zu erkranken, aber nicht.
Auch die oft geäußerte Argumentation, Hündinnen würden schweren psychischen Schaden nehmen, wenn sie immer wieder scheinträchtig werden, ohne jemals Junge bekommen zu haben, stimmt so nicht. In der Natur bleiben viele Hündinnen ungedeckt, abhängig von ihrem Status in der sozialen Gruppe. Hier darf sich nur die Dominanteste fortpflanzen.
64 Prozent der befragten Besitzer von Hündinnen gab als Grund für die Kastration Haltungsgründe an. Darunter fallen die Angst vor ungewollter Trächtigkeit, die Unannehmlichkeiten während der Hitze wie Blutung oder die Verfolgung durch Rüden. Dazu lässt sich sagen, dass es einem verantwortungsvollen Tierbesitzer sehr wohl zuzumuten ist, für die kurze Zeit der Läufigkeit den Rüden aus dem Weg zu gehen.
Welche Nachteile ergeben sich jetzt aber aus der Kastration? Oft höre ich von Patientenbesitzern: Mein Hund soll sich doch gar nicht fortpflanzen, wozu braucht er dann Gebärmutter und Eierstöcke? Abgesehen davon, dass eine ganzheitliche Betrachtungsweise keine »überflüssigen« Organe kennt, gibt es sehr wohl negative Veränderungen, die nach einer Kastration auftreten können. Hier sind zum Beispiel Fellveränderungen zu nennen, von denen langhaarige Rassen mit glänzendem Deckhaar betroffen sind. Die Unterwolle wächst übermäßig, sodass in vielen Fällen die Ganzkörperrasur die letzte Möglichkeit ist, des immensen Fellwachstums Herr zu werden. Kastrierte Hündinnen haben auch die Neigung zur »Löckchenbildung«, vor allem bei Rassen wie Golden Retriever, Setter oder Spaniel, was oft als nicht schön empfunden wird.
Bedeutender ist sicherlich die sehr oft zu beobachtende Gewichtszunahme bei kastrierten Hündinnen. Größerer Hunger und damit vermehrte Futteraufnahme führen zur Gewichtszunahme bei kastrierten Hündinnen. Früh kastrierte Hündinnen zeigen ein verzögertes Wachstum und damit eine höhere Anfälligkeit für Kno chen- und Gelenkerkrankungen. Die Epiphysenfugen schließen sich bei früh kastrierten Hündinnen bis zu fünf Monate später als bei nichtkastrierten.
Wichtig ist auch das Thema Harninkontinenz bei kastrierten Hündinnen, wobei hier die größeren Hunde stärker betroffen sind als kleinere. Diese Harninkontinenz kann das Zusammenleben mit einer Hündin zu einem richtigen Problem werden lassen.
Eine Kastration ist für eine Hündin ein großer Eingriff. Auch wenn nur die Eierstöcke entfernt werden, ist es eine größere Operation, bei der einiges schieflaufen kann. Auch die minimalinvasive Methode mittels Endoskop, die mittlerweile »modern« ist und immer häufiger durchgeführt wird, ist nicht ohne Risiko. Hier kann es zu Verletzungen im Bauchraum kommen, die spätere Verwachsungen und Vernarbungen nach sich ziehen können.
Kastriert werden
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