Tiere essen
Werke und zahllose Bücher über Nahrungsmit tel, die das Thema Fleisch behandeln. Danach war ich ziemlich verwirrt. Manchmal lag das an der Ungenauigkeit von Begriffen wie Leiden, Freude und Grausamkeit. Manchmal schien diese Verwirrung geradezu gewollt zu sein. Sprache ist nie ganz genau, aber wenn es um das Essen von Tieren geht, werden Worte ebenso oft zum Täuschen oder Vertuschen benutzt wie zum Aufklären. Manche, etwa freilaufend, können irreführend sein. Und manche, wie glücklich, meinen das Gegenteil von dem, was sie auszudrücken scheinen. Und wieder andere, wie natürlich, bedeuten so gut wie nichts.
Nichts scheint »natürlicher« zu sein als die Grenze zwischen Mensch und Tier ( siehe: ARTENGRENZE). Trotzdem haben nicht alle Kulturen die Kategorie Tier oder ein gleichwertiges Wort in ihrem Vokabular – in der Bibel beispielsweise gibt es kein Wort, das dem englischen animal oder dem deutschen Tier entspricht. Selbst laut Wörterbuch sind Menschen als Tiere definiert und gleichzeitig auch nicht. Nach der ersten Definition gehören Menschen zum Tierreich. Immer öfter jedoch verwenden wir das Wort Tier für alle Lebewesen – von Orang-Utan bis zu Hund und Garnele – außer den Menschen. In jeder Kultur, ja sogar in jeder Familie, haben die Menschen ihre eigene Vorstellung davon, was ein Tier ist. In jedem von uns schlummern vermutlich mehrere verschiedene Auffassungen.
Was ist ein Tier? Diese Frage stellte der Anthropologe Tim Ingold einer bunt gemischten Gruppe von Wissenschaftlern aus den Disziplinen der Sozial-und Kulturanthropologie, Archäologie, Biologie, Psychologie, Philosophie und Semiotik. Es war unmöglich, zur Bedeutung des Wortes eine Übereinstimmung zu finden. Bezeichnenderweise jedoch herrschte an zwei wichtigen Punkten Einigkeit. »Erstens: Unsere Vorstellungen über die Tiernatur haben eine starke unterschwellige Gefühlskomponente; und zweitens: Diese Vorstellungen einer kritischen Überprüfung zu unterziehen, heißt, äußerst sensible und weitgehend unerforschte Aspekte unseres Verständnisses vom Menschsein freizulegen.« Zu fragen: »Was ist ein Tier?« – man könnte hinzufügen: einem Kind eine Geschichte über einen Hund vorzulesen oder Tierrechte zu unterstützen –, rührt un weigerlich daran, woher wir das Verständnis beziehen, dass wir Menschen sind und keine Tiere. Es führt zu der Frage: »Was ist ein Mensch?« ( siehe: MENSCHLICH )
Umweltschutz
Sorge um die Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Ressourcen und der ökologischen Systeme, auf denen das menschliche Leben beruht. Es gibt Definitionen, für die ich mich mehr begeistern könnte, doch das ist im Grunde, was aktuell mit dem Begriff gemeint ist. Für manche Umweltschützer zählen auch Tiere zu den Ressourcen. In der Regel verstehen sie unter Tieren gefährdete oder gejagte und nicht die zahlenmäßig stärksten Arten, die am meisten Schutz und Erholung brauchen.
Eine kürzlich an der University of Chicago durchgeführte Studie fand heraus, dass unsere Ernährungsentscheidungen mindestens genauso viel zur globalen Erwärmung beitragen wie unsere Transportentscheidungen. Maßgebliche Studien der Vereinten Nationen und der Pew Commission, die noch aktu eller sind, belegen eindeutig, dass landwirtschaftliche Nutztiere mehr zum Klimawandel beitragen als das Transportwesen. Der UN zufolge ist der Nutztiersektor für 18 Prozent der Treibhaus gasemissionen verantwortlich, rund 40 Prozent mehr als der gesamte Transportsektor – Autos, Lkws, Flugzeuge, Züge und Schiffe – zusammengenommen. Die Nutztierhaltung ist die Ursache von 37 Prozent der von Menschen verursachten Me thanemissionen, die 23-mal mehr für die globale Erwärmung sorgen als das CO 2 . Landwirtschaftliche Nutztierhaltung ist au ßerdem die Ursache von 65 Prozent der von Menschen frei gesetzten Stickoxidmenge, die atemberaubende 296-mal mehr für globale Erwärmung sorgt als CO 2 . Neueste Daten lassen sogar eine quantitative Aussage über die Rolle der Ernährung zu: Allesesser erzeugen siebenmal so viele Treibhausgase wie Veganer.
Die UN fasste die von der Fleischindustrie verursachten Auswirkungen auf die Umwelt so zusammen: Die Tierhaltung zur Lebensmittelerzeugung – ob nun in Intensivhaltung oder auf bäuerlichen Betrieben – »zählt zu den zwei oder drei Hauptfaktoren, die an unseren schlimmsten Umweltproblemen beteiligt sind, lokal bis weltweit … Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ist dringend in den Blick zu
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