Tiere essen
weit geht, haben sie immerhin bescheidene Verbesserungen durchgesetzt, von denen die meisten Menschen immer noch sagen würden, dass sie nicht weit genug gehen. (Ist jemand gegen verbesserte Schlachtverordnungen oder weniger beengte Lebens-und Transportbedingungen?) Und letztlich hat die Kontroverse um PETA womöglich weniger mit der Organisation zu tun als vielmehr mit denen unter uns, die darüber urteilen – das heißt mit der unangenehmen Erkenntnis, dass »diese PETA – Leute« für Werte eintreten, die wir aus Feigheit oder Nachlässigkeit nicht selbst verteidigen.
Radikal
Eigentlich besteht Konsens darüber, dass Tiere ebenfalls leiden und dass das nicht egal ist. Auch wenn man unterschiedlicher Meinung sein kann, wie dieses Leid aussieht und wie wichtig es ist. In Umfragen sagten 96 Prozent der Amerikaner, Tiere hätten ein Recht auf gesetzlichen Schutz, 76 Prozent gaben an, Tierschutz sei ihnen wichtiger als niedrige Fleischpreise, und fast zwei Drittel waren nicht nur für irgendwelche Gesetze, sondern für »strenge Gesetze« zum Umgang mit Nutztieren. Man wird schwerlich ein Thema finden, bei dem so viele Menschen einer Meinung sind.
Ein anderes Thema, über das Einigkeit herrscht, ist, dass Umweltschutz wichtig ist. Ob Sie für oder gegen Offshore-Ölanlagen sind, ob Sie an globale Erwärmung »glauben« oder nicht, ob Sie Ihren Sportwagen lieben oder Aussteiger sind, Sie wissen, dass die Luft, die Sie atmen, und das Wasser, das Sie trinken, wichtig sind. Und dass beides für Ihre Kinder und Enkelkinder wichtig sein wird. Selbst wer immer noch leugnet, dass die Umwelt gefährdet ist, würde zustimmen, dass es schlimm wäre, wenn es so wäre.
In den Vereinigten Staaten sind 99 Prozent der Tiere, mit denen Menschen direkten Kontakt haben, Nutztiere. Betrachtet man unseren Einfluss auf die »Tierwelt« – sei es das Leiden von Tieren oder Fragen der Artenvielfalt und der Abhängigkeiten der Tierarten voneinander, für die die Evolution Millionen von Jahren gebraucht hat, um sie in ein funktionierendes Gleichgewicht zu bringen –, hat nichts auch nur annähernd solche Folgen wie unsere Ernährungsentscheidungen. Nichts, was wir tun, kann unmittelbar so viel Leid bei Tieren verursachen wie das Fleischessen, und keine unserer täglichen Entscheidungen hat größere Folgen für die Umwelt.
Wir sind in einer seltsamen Situation. Im Prinzip stimmen wir alle überein, dass es wichtig ist, wie wir Tiere und Umwelt behandeln, und doch denken die meisten von uns nur wenig über unsere wichtigste Beziehung zu Tieren und der Umwelt nach. Noch seltsamer ist, dass diejenigen, die das doch tun und nach diesen eigentlich nicht kontroversen Werten handeln, indem sie auf Fleisch verzichten (was bekanntermaßen sowohl die Anzahl der gequälten Tiere mindert als auch den ökologischen Fußabdruck verkleinert), oft als randständig oder sogar radikal angesehen werden.
Sentimentalität
Gefühle wichtiger nehmen als die Realität. Sentimentalität wird im Allgemeinen als weltfremd und schwach angesehen. Wer seine Betroffenheit über die (oder sein Interesse an den) Bedingungen ausdrückt, unter denen unsere Nutztiere leben, wird oft als sentimental bezeichnet. Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, wer hier sentimental und wer realistisch ist.
Wenn man wissen will, wie Nutztiere behandelt werden, konfrontiert man sich dann mit den Tatsachen über die Tiere und über sich selbst, oder weicht man ihnen dann aus? Ist das Argument, Mitgefühl solle einen höheren Stellenwert haben als ein billiger Burger (oder überhaupt ein Burger), ein Ausdruck von Gefühl und Triebgesteuertheit oder eine Auseinandersetzung mit der Realität und unseren Moralvorstellungen?
Zwei Freunde bestellen Mittagessen. Einer sagt: »Ich habe Lust auf einen Burger«, und bestellt sich einen. Der andere sagt: »Ich habe Lust auf einen Burger«, denkt aber daran, dass es Dinge gibt, die ihm wichtiger sind als seine Gelüste, und bestellt etwas anderes. Wer ist da der Gefühlsmensch?
Stress
Ein Wort, das von der Industrie benutzt wird, um zu vertuschen, worum es eigentlich geht ( siehe: LEIDEN).
Tier
Bevor ich überhaupt einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchte, arbeitete ich mich über ein Jahr lang durch Literatur über das Essen von Tieren: Bücher über die Geschichte der Landwirtschaft, Berichte der Industrie und des amerikanischen Ag rarministeriums ( USDA ), Broschüren von Aktivisten, wichtige philosophische
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