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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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mit der praktisch anfallenden Arbeit. Zu Anfang hatte ich Bedenken, ich würde mich allmählich sehr unwohl dabei fühlen, auf einer Ranch zu leben, aber genau das Gegenteil ist passiert. Je mehr Zeit ich hier verbrachte, in Gesellschaft unserer Tiere, und je mehr ich sah, wie gut sie es hatten, desto klarer wurde mir, das hier ist eine höchst eh renwerte Angelegenheit.
    Ich finde, die Verantwortung des Ranchers endet nicht damit, seine Tiere vor Leid und Quälerei zu bewahren. Ich meine, wir schulden ihnen höchste Lebensqualität. Weil wir ihnen das Leben nehmen, um sie zu essen, haben sie einen Anspruch auf die grundlegenden Genüsse des Lebens, finde ich – so Sachen wie in der Sonne liegen, sich paaren, ihre Jungen großziehen. Ich meine, sie haben es verdient, Freude zu empfinden. Und unsere Tiere kennen Freude! Mein Problem mit den meisten Standards für »humane« Fleischproduktion ist, dass sie sich ausschließlich auf Vermeidung von Leid konzentrieren. Das ist für mich selbstverständlich. Auf keiner Farm sollte unnötiges Leiden der Tiere geduldet werden. Wenn man ein Tier in der Absicht aufzieht, ihm das Leben zu nehmen, dann hat man eine viel größere Verantwortung!
    Das ist gar kein neuer Gedanke oder meine eigene, einzigartige Philosophie. In der ganzen Geschichte der Landwirtschaft haben die meisten Farmer sich ernsthaft verpflichtet gefühlt, ihre Tiere gut zu behandeln. Das Problem der heutigen Zeit ist, dass Landwirt schaft durch industrielle Methoden verdrängt wird – oder schon verdrängt worden ist –, die in sogenannten »Instituten für Nutz tierwissenschaften« ersonnen wurden. Die individuelle Vertraut heit eines traditionellen Farmers mit jedem Tier auf seinem Hof wurde durch große, unpersönliche Systeme ersetzt: Es ist schlicht unmöglich, jedes Tier in einem industriellen Schweinemastbetrieb oder einer Rindermastanlage zu kennen, wo Tausende oder gar Zehntausende Tiere zusammengepfercht sind. Stattdessen konzen trieren sich die Betreiber auf Abwasserprobleme und Automatisie rungsprozesse. Die Tiere selbst werden beinahe nebensächlich. Und diese Verschiebung hat auch zu einer völlig anderen Geisteshaltung, zu ganz anderen Schwerpunkten geführt. Die Verantwortung eines Viehzüchters für seine Tiere wird vergessen oder gar gänzlich ge leugnet.
    Meiner Ansicht nach sind die Tiere eine Art Arrangement mit den Menschen eingegangen, eine Art Vertrag auf Gegenseitigkeit. Wenn Viehzucht so betrieben wird, wie sie eigentlich sollte, dann kann der Mensch dem Tier ein besseres Leben bieten als das, womit es in freier Wildbahn rechnen könnte, und ziemlich sicher einen besseren Tod. Das ist von großer Bedeutung. Ich habe hier schon einige Male aus Versehen ein Gatter offen stehen lassen. Nicht ein einziges Tier hat auch nur vorübergehend das Gehege verlassen. Sie laufen nicht weg, weil sie hier die Sicherheit der Herde haben, wirk lich gute Weidegründe, Wasser, gelegentlich Heu und jede Menge Sicherheit. Und ihre Freunde sind hier. Bis zu einem gewissen Grad haben sie selbst entschieden, hierzubleiben. Natürlich sind sie die sen Vertrag nicht ganz aus freien Stücken eingegangen. Sie haben nicht gewählt, in Gefangenschaft geboren zu werden – aber von uns kann auch niemand seine Geburt selbst bestimmen.
    Ich meine, es ist eine gute Sache, Tiere aufzuziehen, um gesunde Nahrung aus ihnen zu gewinnen – und den Tieren ein Leben voller Freude und ohne Leid zu bieten. Sie geben ihr Leben für einen sinn vollen Zweck. Und darauf hoffen wir doch im Grunde alle, glaube ich: ein gutes Leben und einen leichten Tod.
    Eine wichtige Rolle spielt auch die Vorstellung, dass der Mensch ein Teil der Natur ist. Ich habe mir immer natürliche Systeme zum Vorbild genommen. Die Natur ist so ökonomisch. Selbst ein Tier, das nicht gejagt wurde, wird schon kurz nach seinem Tod gefressen, entweder von Raubtieren oder Aasfressern. Im Laufe der Jahre ha ben wir sogar ein paarmal beobachtet, wie einige unserer Rinder an Hirschknochen genagt haben, obwohl wir doch das Rind als reinen Pflanzenfresser kennen. Vor ein paar Jahren hat der US Geological Survey bei einer Studie herausgefunden, dass Hirsche jede Menge Eier aus den Nestern von Bodenbrütern fraßen – die Forscher wa ren schockiert! Die Natur ist viel flexibler, als wir glauben. Doch auf jeden Fall ist es normal und natürlich, dass Tiere andere Tiere essen, und da wir Menschen Teil der Natur sind, ist es auch ganz normal, dass Menschen Tiere

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