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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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dass es für mich moralisch vertretbar war, Tiere zum Verzehr aufzuziehen, solange ich mich immer bemühte, ihnen ein gutes, natürliches Leben und einen möglichst angst-und schmerzfreien Tod zu verschaffen.
    Die meisten Menschen müssen sich natürlich nie mit der unan genehmen Tatsache auseinandersetzen, dass tierische Lebensmittel (auch Milchprodukte und Eier) die Tötung von Tieren erfordern. Ihnen fehlt einfach der Bezug zu dieser Realität, weil sie ihr Es sen in Supermärkten oder Restaurants kaufen, als Stück präsen tiert oder als fertiges Gericht, sodass es nicht schwerfällt, wenige oder gar keine Gedanken an die Tiere zu verschwenden, von denen es stammt. Das ist ein Problem. Das hat es dem Agrobusiness mög lich gemacht, die Nutztierhaltung in ein gesundheitsschädliches, unmenschliches System zu verwandeln, ohne dass die Öffentlich keit aufmerksam geworden wäre. Nur sehr wenige Menschen haben Massentierhaltungsbetriebe von innen gesehen, ob nun für Rinder, Schweine oder Geflügel, und die meisten Verbraucher haben wirk lich nicht den geringsten Schimmer, was in diesen Tierfabriken ge schieht. Ich bin überzeugt, die meisten wären angewidert, wenn sie es wüssten.
    Früher waren amerikanische Bürger der Lebensmittelproduktion sowohl räumlich als auch geistig näher. Diese Verbindung und Vertrautheit sorgte dafür, dass diese Lebensmittel auf eine Weise produziert wurden, die den Werten der Bürger entsprach. Doch die Industrialisierung der Landwirtschaft hat die Verbindung gekappt und diese moderne Ära der Entfremdung eingeleitet. Unsere derzeitige Lebensmittelproduktion, vor allem die Massentierhaltung in engen Käfigen, widerspricht den Grundwerten der meisten Amerikaner, die Nutztierhaltung an sich für ethisch vertretbar halten, aber überzeugt sind, dass jedem Tier ein anständiges Leben und ein humaner Tod zusteht. Das war schon immer fester Bestandteil des amerikanischen Wertesystems. Als Präsident Eisenhower im Jahr 1958 das Gesetz über humane Schlachtmethoden (Humane Methods of Slaughter Act) unterzeichnete, bemerkte er, nach Lektüre der Briefe, die er zu diesem Gesetzesvorhaben erhalten habe, könne man zu dem Schluss kommen, Amerikaner interessierten sich ausschließlich für humane Schlachtmethoden.
    Gleichzeitig war und ist die große Mehrheit der Amerikaner wie auch der Bewohner zahlreicher anderer Länder der Ansicht, dass Fleischverzehr ethisch vertretbar ist. Das ist ebenso natürlich wie kulturell bedingt. Kulturell bedingt in der Hinsicht, dass jeder Mensch, der in einem Haushalt aufwächst, wo täglich Fleisch und Milchprodukte konsumiert werden, dieses Schema normalerweise übernimmt. Sklaverei ist da eine unpassende Analogie. Zwar war die Sklaverei in bestimmten historischen Epochen oder geografi schen Grenzen weitverbreitet, aber sie war nie eine so allgemein gültige, alltägliche Praxis wie der Verzehr von Fleisch, Fisch, Eiern oder Milchprodukten in menschlichen Gesellschaften überall auf der Welt.
    Ich sage, dass Fleischessen natürlich ist, weil eine riesige Anzahl von Tieren in freier Wildbahn das Fleisch anderer Tiere isst. Dazu gehören natürlich auch der Mensch und seine menschenähnlichen Vorfahren, die vor ungefähr anderthalb Millionen Jahren angefan gen haben, Fleisch zu essen. In den meisten Weltgegenden und für den weitaus größten Teil der Geschichte von Mensch und Tier war Fleischverzehr nie bloß eine Frage des Genusses, sondern Überle bensgrundlage.
    Der Nährstoffreichtum von Fleisch sowie die Allgegenwart des Fleischverzehrs in der Natur sind für mich deutliche Fingerzeige, dass er artgerecht ist. Manchmal wird darauf hingewiesen, man dürfe sich bei moralischen Bewertungen nicht an der Natur orien tieren, weil sich in freier Wildbahn auch Verhaltensweisen wie Ver gewaltigung und Kindsmord beobachten lassen. Dieses Argument trägt jedoch nicht, denn es zieht Verhaltensanomalien zur Begrün dung heran. So etwas geschieht bei Tieren unter normalen Umstän den nicht. Es wäre eindeutig falsch und dumm, sich an den Abwei chungen zu orientieren, um normales und akzeptables Verhalten zu definieren. Die Regeln natürlicher Ökosysteme sind im Hinblick auf Ökonomie, Stabilität und Ordnung von unendlicher Weisheit. Und Fleischverzehr ist (war schon immer) die Regel in der Natur.
    Was ist zu dem Argument zu sagen, dass wir Menschen, un abhängig von natürlichen Gesetzmäßigkeiten, kein Fleisch essen sollten, weil Fleischproduktion an sich eine

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