Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Pfoten.
Einer für alle – alle für einen
Ein Zusammenleben von Mensch und Hund ist so einfach wie Mannschaftssport, es ist Teamarbeit. Wir nutzen die Stärken des Einzelnen, um das Team erfolgreich zu machen. Die Schwächen des jeweiligen Teamplayers werden diesem nicht unter die Nase beziehungsweise die Schnauze gerieben, sondern von den Stärken der kompletten Mannschaft aufgefangen. Jeder hat seinen Bereich, in dem er erfolgreich seine Talente einbringen kann. Oder was würden Sie sagen: Wer wirft den Ball besser, Sie oder Ihr Hund? Wer bringt den Ball schneller, Ihr Hund oder Sie?
Werden die Grenzen verwässert oder die Spielpositionen getauscht, ist das Zusammenleben für beide Parteien anstrengend, wenig motivierend und kaum erfolgreich. »Schuster, bleib bei deinen Leisten!« Kein Mensch wird auf die Idee kommen, sich beim Wiederkäuen einer Kuh einzumischen oder es gar selbst zu versuchen – nicht zuletzt, weil die optische Attraktivität des Wiederkäuens sehr zu wünschen übrig lässt. Lassen wir die Vögel fliegen und die Fische schwimmen. Lassen wir die Hunde nach Stöckchen rennen und Herrchen beschützen. Wir Menschen sind das einzige Säugetier, das mit dem Talent ausgestattet ist, dauerhaft aufrecht auf zwei Beinen zu laufen und somit etwas mehr mit den Händen anfangen zu können. Und so macht jeder das, was er am besten kann. Ein Tier zu motivieren, drehbuchgerecht zu agieren, ist meine Aufgabe. Auch dann, wenn die Stimmung in der entsprechenden Szene das Tier zu etwas gänzlich anderem verleiten würde, wie einmal mit einer streitlustigen Senta Berger.
Was ist wirklich wirklich?
In der Fernsehproduktion »Zwei gegen Zwei« spielte Senta Berger das Frauchen meiner Hündin Paula. Das Herrchen in diesem Fernsehspiel hatte gerade sehr schlechte Karten, seine Frau entlarvte ihn als Liebhaber ihrer besten Freundin. Das ist nun keine wirklich neue Geschichte, aber Senta Berger spielte in dieser Szene alle und alles an die Wand. Keiner am Set wollte in der Haut des armen Sünders stecken.
Meine kleine, talentierte Hündin Paula hatte die Aufgabe, hin- und hergerissen zu sein und von Frauchen zu Herrchen, von Herrchen wieder zu Frauchen zu springen. Der Wutausbruch über die Untreue ihres Mannes wurde von Senta Berger so intensiv gespielt, dass ich dafür Sorge tragen musste, dass die kleine Paula diese so real wirkende Situation nicht in den falschen Hals bekam und dann mit hängendem Schwanz total deprimiert herumstehen oder einfach während des Streits das Weite suchen würde. Mein Ziel war, dass Paula freudig an dieser Streitszene teilnahm und sie wie eine Art Spiel wahrnahm. Es kommt also nicht auf die Situation an, sondern darauf, wie diese wahrgenommen wird. Besetze ich eine kritische Situation positiv, nimmt das Tier sie als positiv wahr, vorausgesetzt es hat Vertrauen zu mir als Bezugsperson.
Das Vorbereitungstraining für diese Szene war ein sehr lautes. In allen Tonlagen schreiend spielten meine Assistentin und ich Paula einen Streit vor. Währenddessen wurde sie abwechselnd durch Körpersprache und mit leckerer Belohnung positiv darin bestärkt, von einem zum anderen zu springen und natürlich Spaß dabei zu haben. Am Drehort war es meine Aufgabe, Paula während der lautstarken Auseinandersetzung der Schauspieler mit meiner Körpersprache, Gestik und Mimik positiv zu bestärken, damit sie auch diese Streitszene positiv wahrnahm. Paula, deren zweiter Vorname von da an Flummi
war, hat ihre Sache sehr gut gemacht und ist abwechselnd an den Schauspielern hochgesprungen, als ob alle in bester Stimmung wären.
Ich war allerdings wirklich, und nicht nur wegen Paula, bester Stimmung. Frau Berger hatte mich am Set wahrgenommen und mich zu ihrem Gesprächspartner während der Wartezeiten befördert.
Wie im richtigen Leben
Nicht nur Drehbuchautoren schreiben spannende Geschichten, auch das alltägliche, »normale« Leben ist voller Spannung und Herausforderungen. Im »richtigen Leben« können wir jede Aufgabe mit unseren Haustieren planen, vorbereiten, trainieren und umsetzen. »Ein Coach für Tiere« hieß die Staffel für den Sender Pro7, bei der ich an der realen Front des Haustieralltags als Tiercoach und Berater für den zweibeinigen Part vor der Kamera stand. Ich besuchte Familien in ihren Wohnungen oder Häusern, stand in ihren Gärten, auf ihren Gassiwegen, in ihrer Küche, überall da, wo es Probleme mit dem geliebten Haustier gab. Gemeinsam mit Frauchen, Herrchen, Oma, Opa und den
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