Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
auf Ihre Mitmenschen. Ihr Gegenüber nimmt instinktiv wahr, wie überzeugt
Sie von dem sind, was Sie selbst vermitteln. Ob Mensch, Hund, Löwe, Kamel, Elefant, Ziege oder Esel – dieses Prinzip funktioniert immer.
Nicht nur für diese Pro7-Sendung wurde ich mit den Alltagsproblemen anderer Tierbesitzer konfrontiert. Ob es am Set die Tiergeschichten von Uschi Glas und ihrem Boxer sind, Andrea Sawatzki über ihre Katzen spricht, Veronica Ferres über ihr Pferd berichtet oder interessierte Tierbesitzer von nah und fern um Antworten auf ihre Fragen bitten oder von ihrem geliebten Haustier erzählen wollen … Mir begegnen sehr häufig verwandte Themen. Meist sind Missverständnisse durch unsere menschliche Interpretation der Grund, weshalb es nicht rund läuft zwischen Mensch und Tier. Häufig geht es nur um eine kleine Verschiebung in der Wahrnehmung. Ein neuer Blickwinkel, zu dem ich dann oft anregen kann, lässt das Verhalten des Tieres in einem ganz anderen Licht erscheinen und verrät das Bedürfnis von Mensch oder Tier, das hinter dem Problem steckt.
Die Evolution hat entschieden
Nicht dass Sie glauben, ich hätte die Weisheit mit dem ersten Bananenbrei zu mir genommen und schon immer gewusst, dass ich Tiere besser verstehen kann, wenn ich keine menschlichen Emotionen in ihr Verhalten interpretiere. Oh nein, davon war ich weit entfernt! Diese »schmerzhafte« Erkenntnis habe ich erst nach und nach auf meinem teilweise recht steinigen Weg namens »Ich will Tiere ganz und gar verstehen!« gemacht. Zuerst war ich neugierig und habe mich immer und immer wieder auf die Lauer gelegt, um das Verhalten der Tiere zu studieren.
Dann wollte ich mit ihnen arbeiten, intensiv und vertraut sollte
es sein. Doch immer wieder kam ich an einen Punkt, an dem ich mich wie ein Kreisel um mich selbst drehte. Ich kam und kam nicht weit genug hinein in die Geheimnisse der tierischen Denkweise. Ich wollte nicht nur Teilerfolge feiern. Immer wieder musste ich Niederlagen einstecken, die mir deutlich zeigten, dass mir das hundertprozentige Verständnis nach wie vor fehlte. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch blind für den Unterschied in meinem Verhalten und meinen Trainingsmethoden. Ich erkannte nicht, woran es lag, dass das eine Training erfolgreich war und das andere wiederum nicht.
Dann starb mein Pelzchen, die ungewöhnliche Hündin, die meinen Weg zum Tiertrainer stark geprägt hatte. Plötzlich, während ich mit dem Schmerz über ihren Verlust umgehen musste, stellte sich mir eine entscheidende Frage: Hatte ich in diesen geliebten Vierbeiner all meine menschlichen Emotionen hineininterpretiert? Hatte ich wirklich einen echten Zugang zu meinem Hund gesucht, oder habe ich die kleine Hundedame »zwangsbeglückt«, indem ich entschied, dass sie so zu funktionieren hat, wie ich als Mensch funktioniere? Habe ich bei ihr nachgefragt, ob sie sich wirklich verstanden fühlt, oder wurde meine Beurteilung deshalb beeinflusst, weil die Bestätigungen des Hundes manipuliert waren durch Futter, Zuneigung und Abhängigkeit?
Ich musste das wissen! So beschloss ich, mein gewohntes Verhalten komplett zu ändern. Ich betrieb erneut »Verhaltensforschung«, ohne meine durchaus vorhandenen Emotionen auf das Verhalten der Tiere zu projizieren. Die erste Zeit wollte ich gar nicht verstehen, was ich da entdeckte. Es traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Je weniger menschliche Emotionen ich in das Verhalten meiner Tiere hineininterpretierte, desto besser lief das Miteinander! Immer wieder verwarf ich diesen kühnen Gedanken, dass meine Lieblinge sehr viel weniger Emotionen als wir Menschen entwickeln. So »lieblos« über
meine Tiere nachzudenken, wo kommen wir da hin! Doch bei jedem dieser Ausflüge in meine neue, noch ungewohnte Herangehensweise hatte ich uneingeschränkten Erfolg.
Ich entdeckte, dass mein eigenes Gefühlsleben dazu beitragen kann, die Situation eines Tieres, seine Bedürfnisse in diesem Moment und mein Verhalten, auf das es einsteigen wird, wahrzunehmen. Dieses feinere Wahrnehmen ließ mich fortan den Schwierigkeitsgrad der Anforderungen sehr gut einschätzen. Neu war, zu akzeptieren, dass das Tier weder so denkt oder fühlt wie ich noch so sein will. Zieht sich ein Tier zurück, gilt es zu verstehen, aus welchem Grund es das tut. Hunde wollen uns gefallen, und es fällt uns deshalb schwer zu erkennen, wann sie sich gern zurückziehen würden. Da sie es nämlich nicht unbedingt gleich tun, gehen wir oft zu weit. Wir provozieren
Weitere Kostenlose Bücher