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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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Kindern erarbeitete ich einen neuen Weg, der vom unerwünschten Verhalten des Haustieres weg führte und für alle Beteiligten das Zusammenleben leichter machte. Mal sollte ich dafür sorgen, dass Hund und Katze friedlich zusammenleben, mal sollte der Hund dem Besitzer Gehorsam entgegenbringen und ein anderes Mal war das Ziel, das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen.
    Allen Familien war es sehr wichtig, die Probleme zu lösen. Deshalb brachten sie auch die notwendige Motivation und Bereitschaft auf, mit mir gemeinsam die beste Lösung zu finden. Somit hatte ich sozusagen den Auftrag zur Rettung offiziell erhalten. Ich analysierte das Problem, das die Missverständnisse
zwischen Mensch und Tier verursachte, und schnell lag der Lösungsweg auf der Hand.
    Einer meiner »Auftraggeber« war eine Familie, die mit einer Immobilie gleich die Katze des Vorbesitzers übernahm. Schon viele Jahre lebte die Katze in und um dieses Haus herum, es war sozusagen ihres. Nun zog zusammen mit der Familie des neuen Besitzers auch der lockige ungarische Hirtenhund mit in die Behausung ein – er hatte keine Vorstellung von Katzen, genauso wie die beheimatete Katze keine Erfahrungen mit diesen bellenden Vierbeinern hatte. Sobald nun aber die Katze versuchte, in den Garten zu kommen, bellte der Hund und rannte auf sie zu. In »ihr« Haus kam sie schon gar nicht, bei jedem neuen Anlauf wurde die Katze umso mehr verbellt und verfolgt. Die Familie wollte die beiden Tiere aneinander gewöhnen, man meinte den Hund beschwichtigen zu müssen, wenn er wie verrückt die Katze anbellte. Auch die Katze wurde mit beruhigenden Worten bedacht, um sie vom Davonlaufen abzubringen. Genau diese Versuche waren es, die die Tiere in ihrem jeweiligen Verhalten bestätigten und kontraproduktiv wirkten. Mit jeder falschen Bestätigung durch den Menschen verstärkte sich nämlich das tierische Verhalten und wurde zur Gewohnheit. Die Tiere arrangierten sich nicht, wie es instinktiv geklappt hätte. Sie wurden von den Menschen geleitet, die versuchten, die Situation aus ihrer Sicht zu lösen. Die Tiere verhielten sich instinktiv richtig, bezogen auf das Verhalten der Menschen, konnten jedoch dadurch keinen Weg zueinander finden. Das unerwünschte Verhalten der Tiere war somit ein Resultat der Vermenschlichung durch die Familie.
    Die Lösung hieß: zwei Ebenen schaffen, eine für den Kletterkünstler Katze und eine für den Vierbeiner mit Bodenhaftung namens Hund. Ein Steg, der unerreichbar für den Hund an der Hauswand entlang verlief, gab der Katze die Möglichkeit, ohne den Gartenboden zu berühren, vom Dach aus über den
Steg auf die Terrasse zu kommen. Dadurch blieb die Ebene des Hundes unberührt von der Katze. Eine leckere Portion Katzenfutter war nicht nur als Motivation gedacht, den Weg auf den Steg einzuschlagen, sondern auch als Bestätigung für ihr Verhalten, nämlich dazubleiben und in Ruhe zu futtern.
    Bei jedem Besuch der Katze am Futternapf erhielt auch der Hund eine Schüssel mit heißgeliebtem Futter. Beide Tiere konnten sich so in einer friedlichen Situation beobachten und feststellen, dass keiner dem anderen gefährlich wurde und somit keine Gefahr drohte. Die Situation entspannte sich, die Tiere lernten sich kennen und »lesen«, und schließlich lernten sie auch miteinander zu leben. Alle konnten endlich das neue, alte Heim gemeinsam in Ruhe genießen.
    Ein anderer Fall dieser Serie drehte sich um die Durchsetzungschancen der verschiedenen Familienmitglieder gegenüber ihrem Hund. Dieses Thema ist weit verbreitet und bringt viele Hundebesitzer an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Es gibt plakative Beispiele, wie ich dem Hund demonstrieren kann, dass ich der Boss bin. Ich gehe vor ihm durch die Tür, er darf nicht auf das Sofa oder ins Bett oder ich lehre ihn die klassische Unterordnung. Das ist jedoch nicht des Pudels Kern. Solange Sie nicht wirklich ernst meinen, was Sie versuchen zu vermitteln, wird Ihr Hund Sie instinktiv immer und immer wieder herausfordern und prüfen und somit nicht ernst nehmen. In dem Moment, in dem Sie Ihre Position verinnerlicht haben und mit jeder Faser des Körpers genau das meinen, was Sie Ihrem Hund abverlangen, wird er es Ihnen auch glauben. Sind diese Grenzen zwischen Ihnen und Ihrem Hund abgesteckt, spielt es keine Rolle mehr, ob er vor Ihnen durch die Tür geht, ob er mit Ihnen auf dem Sofa liegt oder zum Einschlafen am Bettende Ihre Füße wärmt. Übrigens wirken Sie genau so überzeugend auf Ihren Hund wie

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