Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
dann mit der Überforderung des Hundes, dass er sich wirklich zurückzieht. Abhängig von Situation und Rasse kann das bedeuten, dass er wegläuft, aber durchaus auch, dass er zubeißt. Katzen hingegen sind von uns unabhängig, sie entziehen sich einer Situation oder zeigen uns mit einem gezielten Angriff und ausgefahrenen Krallen, dass wir sie in Ruhe lassen sollen. Angriff ist die beste Verteidigung, vermittelt uns der Katzenjargon.
Der kraftvolle Tritt eines Pferdes hat so manchen Menschen schon im Krankenhaus aufwachen lassen. Nehmen wir den Wunsch nach Rückzug dieser Tiere nicht wahr, können Hufe lebensgefährlich werden. Aber selbst der kleine Wellensittich ist in der Lage, wenn er sich nicht mehr anders zu helfen weiß, mit seinem wehrhaften Papageienschnabel Blut fließen zu lassen. Die Biene sticht und die Ameise pieselt, rücken wir ihnen zu nahe auf den Leib. Entscheidend ist immer, warum das Tier dieses Verhalten zeigt. Verstehe ich den Grund aus der Sicht des Tieres, kann ich in Zukunft die entsprechende Situation vermeiden. Eine simple Richtline fürs Wohlfühlen. Ob
ich mich im Alltag befinde oder als Tiertrainer unterwegs bin, mit einer genauen Beobachtung stelle ich fest, wenn es dem Tier »zu bunt« wird. Wendet es die Augen, den Kopf oder den ganzen Körper von mir ab, ist es bereits auf dem Rückzug. In diesem Fall ist der Bogen überspannt, und bevor eine erneute produktive Annäherung stattfinden kann, sollte eine Regenerationsphase für das Tier erfolgen. Solange es sich kooperativ auf meine Signale verhält, sind wir im Geschäft. Es geht also um den winzigen Moment zwischen dem Gedanken an einen Rückzug und der Kooperation. Je mehr man über das Verhalten der Spezies weiß und je genauer man das Tier kennt, desto genauer trifft man ins Schwarze. Solange man das nicht hundertprozentig einschätzen kann, gilt: Wenn’s am besten ist, aufhören.
Meinen Einstieg, diese Vorgehensweise in die Praxis umzusetzen, hatte ich bei der Ausbildung von eher ungewöhnlichen Tieren, vor allem Insekten, in die wir einfach kaum Emotionen hineininterpretieren. Somit war ich emotional nicht so intensiv verbunden und konnte das unmissverständliche Verhalten der Tierchen erkennen und verstehen. Aber auch bei Wildtieren sah ich die Klarheit ihrer Körpersprache zunächst leichter, verstand den Ausdruck in den Tieraugen, und das alles, ohne all die menschlichen Gefühle hineinzumischen. Dafür akzeptieren mich die Tiere stets, sogar schon beim ersten Treffen. Sie erkennen, dass ich mit klaren Signalen sofort auf ihr Verhalten reagiere. Diese kurze Reaktionszeit setze ich heute gezielt ein, um mir Anerkennung und Respekt bei den Tieren zu erarbeiten. Denn eine prompte Reaktion ist ein instinktives Verhalten. Wer schneller ist, gewinnt. Speziell bei Wildtieren trifft das zu. Reaktion ist gleich Leben.
Forsthaus Falkenau
Hardy Krüger junior spielt Stefan Leitner, einen kanadischen Ranger, der Witwer und Vater einer Tochter ist. Das Haus in der Heimat seiner Eltern steht allerdings in Europa, in einem Ort namens Küblach. Dorthin geht er mit seiner Tochter zurück und verliebt sich in die Ärztin des Örtchens. Er erfährt von der freien Försterstelle und bewirbt sich darum. Das ist die Ausgangssituation, seit Hardy Krüger junior 2007 ab der achtzehnten Staffel der Förster im Forsthaus Falkenau ist. Seit zweiundzwanzig Jahren flimmert diese ZDF-Serie erfolgreich über die deutschen Bildschirme und lässt die Zuschauer an Freud und Leid im Forsthaus teilhaben. Christian Wolff hat nach 220 Folgen als Förster Martin Rombach sein Amt niedergelegt und sich nach Südafrika verabschiedet. Auch das Forsthaus zog um. Es wurde nebst allen anderen Locations vom Bayerischen Wald in die oberbayerische Voralpenlandschaft nach Dietramszell verlegt.
Daher sollte Abraxas, meine junge Krähe, als unheilbringender schwarzer Vogel das Feuer am alten Hof Rainders lautstark ankündigen, sie sollte auf einem Ast landen, hinter dem der Hof zu sehen ist. Alle hatten es sehr eilig, denn die deutsche Fußballnationalmannschaft spielte bei der WM in Südafrika im Achtelfinale gegen England, das wollten alle sehen. Also, Abraxas, schrei, so laut du kannst, und flieg auf den richtigen Ast! Und dann nichts wie weg zum Public Viewing! Unglücklicherweise drehten wir im Revier eines ausgewachsenen Krähenpaares, dem die Fußball-WM ziemlich egal war, nicht aber der junge Eindringling, da verstanden die beiden keinen Spaß. Laut und
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