Tiere
unter der Tür hindurch in den Gang gezogen, damit ich für das Wasser nicht den ganzen Weg in den Hauptkeller zurückgehen muss.
Ich füllte die leeren Hälften jeder Schüssel und ging weiter zur Tür am anderen Ende. Die schweren Riegel klemmen, und ich habe mir schon ein paar Mal die Knöcheln an ihnen aufgescheuert. Doch an diesem Abend bekam ich sie ohne Probleme auf, öffnete dann die Tür und machte das Licht an.
Zur Fütterung werden sie oft unruhig, an diesem Abend erschienen sie jedoch recht friedlich. Trotzdem schob ich die Schüsseln lieber mit einem Besenstiel unter den Gittern der einzelnen Abteile hindurch. Nur für den Fall. Das Neue bekam sein Futter zum Schluss. Die anderen drei begannen sofort zu fressen, das Neue aber nicht. Es betrachtete nur das Futter und kippte dann die Schüssel um.
«Du kannst uns nicht ständig diesen Fraß vorsetzen!», schrie es, als ich hinausging.
Ich wusste, dass ich mit dem Rothaarigen Probleme bekommen würde.
Kapitel 2
I ch hatte es erst seit ein paar Tagen und bereute es schon. Eigentlich wollte ich es auch gar nicht. Es war selbst schuld gewesen. Ich hatte es auf der Straße stehen sehen, als ich zum Fish-and-Chips-Laden gegangen bin. Ich dachte, es würde auf seinen Freund warten oder so. Es sah nicht so aufgetakelt und verbraucht aus wie die meisten von dieser Sorte. Als ich aus dem Laden kam, stand es immer noch dort, und als ich vorbeiging, sagte es: «Hast du mal die Uhrzeit für mich, Schätzchen?» Ich dachte, sein Freund hat sich verspätet, deswegen sagte ich ihm, wie spät es ist, und wollte schon weitergehen. Aber da fragte es plötzlich: «Wohnst du weit weg von hier?»
Ich dachte immer noch nicht, dass es eine Hure ist. Es hatte zwar einen schwarzen Minirock an und trug hochhackige Schuhe und so, aber es sah trotzdem nicht wie eine aus. Es hatte dunkelrotes Haar, so ein echtes Rot und kein Rotblond, und unglaublich strahlende blaue Augen. Es sah nett aus. Einen Augenblick dachte ich, es wäre einfach nur freundlich. Wollte ein wenig plaudern. Dann sagte es: «Lust auf Gesellschaft?»
Ich war ein bisschen enttäuscht, um ehrlich zu sein. Trotzdem hätte ich es fast dabei belassen. Ich hatte ziemlichenHunger und wollte meine Fish and Chips nicht kalt werden lassen. Doch während ich noch überlegte, was ich tun soll, meinte es: «Mit mir kann man viel Spaß haben. Es wird dir gefallen», und lächelte. Ein völlig falsches Lächeln. Das war es dann. «In Ordnung», sagte ich.
Es forderte einen Aufpreis, um mit zu mir nach Hause zu kommen, anstatt zu ihm zu gehen. Aber wir klärten das und gingen los. «Ich bin Marcie», sagte es. «Wie heißt du?» Ich sagte meinen Namen, hielt mich aber ansonsten zurück, weil ich überlegte, was ich tun soll, wenn wir bei mir sind. Ich hatte nicht damit gerechnet, etwas mit nach Hause zu nehmen. Ich war nicht darauf vorbereitet.
Als es den Pub sah, war es total überrascht. «Hier wohnst du?», fragte es. «Ganz allein?» Es blieb vor der Tür stehen, als würde es sich fragen, ob es reingehen soll oder nicht, aber dann folgte es mir doch. Ich hatte seit ein paar Tagen nicht abgewaschen, und als es den Geschirrhaufen in der Spüle sah, meinte es: «Ja, jetzt sehe ich, dass du alleine wohnst.»
Ich wollte es nicht nach oben ins Wohnzimmer bringen. Dann hätte ich es nämlich wieder die Treppe runtertragen müssen. Außerdem hatte es dort oben einfach nichts verloren. Deshalb hielt ich die Tür zur Schankstube auf, damit es dort reinging. Es rührte sich aber nicht. Guckte mich einfach nur an und sagte: «Ich will das Geld im Voraus.» Ich musste mein Essen ablegen und mein Portemonnaie hervorholen. Von meinem Lohn war nicht mehr viel übrig, aber das war egal. Ich würde das Geld ja später zurückbekommen. Als es das Geld nahm, sagte es nicht einmal danke. Ich ging in die Schankstube.
«Hier rein?», fragte es. Ich sagte ja, und es zuckte mit den Schultern. «Wie du willst.» In der Mitte des Raumes bliebes stehen und schaute mich an. Ich legte mein Essen auf einen Tisch, ging hinter die Theke und nahm eine Flasche Whisky. «Willst du was trinken?», fragte ich.
«Ich mag keinen Whisky, danke», sagte es. Das brachte mich durcheinander. Etwas anderes hatte ich nämlich nicht. Bisher hatte noch keines von ihnen abgelehnt. «Eine Tasse Tee?», fragte ich. Es lächelte und sagte: «Nein danke.»
«Ich trinke einen Tee», erklärte ich, und es sagte: «Oh, bitte, lass uns einfach zur Sache kommen, Süßer,
Weitere Kostenlose Bücher