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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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warum. Sie stand so nah vor mir, dass mich ihr Busen praktisch berührte. Außerdem hielt ich meinen Atem an, weil ich Cheese-and-Onion-Chips gegessen hatte und sie nicht anhauchen wollte. Ich sagte, ich wüsste nicht, warum, und sie grinste wieder und sagte: «Ja, du weißt es wahrscheinlich wirklich nicht.» Dann ging sie vorbei, und als sie um die Ecke war, hörte ich sie lachen. Außerdem konnte ich danach noch eine Ewigkeit ihr Parfüm an mir riechen. Danach hat sie erst mal nicht mehr mit mir gesprochen. Und auch Cheryl hat immer nur hallo und guten Abend gesagt.
    Deshalb konnte ich es nicht glauben, als sie mich einluden. Es war Donnerstag, und ich war zur Mittagszeit mit meinen Broten und einer Dose Cola in den Personalraum gegangen. In die Kantine gehe ich nur freitags, als eine ArtBelohnung. Wie auch immer, ich hatte mich gerade hingesetzt und abgebissen, als Cheryl ihren Kopf reinsteckte und fragte: «Lust auf einen Drink? Debbie hat Geburtstag.»
    Ich wusste, dass jemand Geburtstag hatte, denn einer der Schreibtische war voll mit diesen Karten. Ich hatte mich aber nicht groß darum gekümmert. Ich kannte die Frau nicht gut genug, um ihr zu gratulieren, außerdem hatte mich vorher noch nie jemand auf einen Drink eingeladen, wenn gefeiert wurde.
    Mein Mund wurde ganz trocken. Karen stand hinter Cheryl und sah aus, als könnte sie kaum ein Lachen unterdrücken. Cheryl lächelte auch, aber nicht gehässig. Ich spürte, wie ich rot anlief. Ein Teil von mir wäre gerne mitgegangen, aber ich konnte nicht. Die Vorstellung, dass alle Leute aus dem Büro dort waren und tranken und laut waren und so, behagte mir nicht. Ich schüttelte den Kopf.
    «Komm schon, zieh dir ein paar Drinks rein», sagte Karen. «Das wird dir guttun.» Ich schüttelte wieder den Kopf. Ich hätte sowieso nichts sagen können, weil das Brot in meinem Mund zu einem Klumpen geworden war, den ich nicht runterschlucken konnte.
    «Trinkst du etwa nicht?», meinte Karen. Sie sagte es so, dass ich mich schämte. So, als wäre es klug, wenn man sich betrinkt, und ich wäre blöd, weil ich es nicht tue. Ich sagte nein und wünschte, die beiden würden mich in Ruhe lasse, selbst Cheryl. Aber Karen grinste noch breiter als sonst. «Warst du überhaupt schon mal in einem Pub?», fragte sie. Ich nickte, und sie meinte: «Ja, ganz bestimmt.»
    «Doch, ich wohne in einem», sagte ich. Ich hatte vergessen, dass mein Mund voll war, und als ich sprach, versprühte ich die Krümel überall. Ich trank schnell einen Schluck, umdas Brot runterzuspülen, aber ich glaube, darauf achteten sie gar nicht. Sie waren zu überrascht.
    «Nie im Leben», sagte Karen.
    «Doch!», sagte ich.
    Cheryl sagte: «Du wohnst in einem Pub? Ehrlich?», und ich nickte. «Wo denn?», fragte sie. Ich erzählte ihr, wo der Pub ist, und dann meinte Karen: «Und wem gehört er?»
    «Mir», sagte ich, und sie rief: «Hör doch auf! Du hast keinen Pub!»
    Da flippte ich echt aus. «Doch, ich habe einen! Er gehörte meiner Mama und meinem Papa, aber dann sind sie gestorben und haben ihn mir hinterlassen!» Die beiden schauten sich an, und Cheryl meinte: «Echt?» Sie sahen total beeindruckt aus. Sogar Karen. «Wie heißt er?», wollte Cheryl wissen.
    «The Brown Bear»
, sagte ich.
    Karen sah immer noch so aus, als wüsste sie nicht, ob sie mir glauben soll oder nicht. «Hat er eine Konzession und so?», fragte sie. Ich sagte ihr, dass er keine hat. «Dann ist also kein Alkohol mehr da?», sagte sie. Ich wünschte bereits, ich hätte den Mund gehalten. Ich schüttelte wieder den Kopf, aber Karen grinste. «Doch, da ist noch Alkohol, oder?»
    «Nein, ehrlich», sagte ich, aber ich merkte, dass sie mir nicht glaubte.
    Sie begann zu lachen. «Verdammte Scheiße, hättest du das gedacht?», sagte sie zu Cheryl, schaute mich dann wieder an und fragte: «Und du trinkst nie was?» Ich schüttelte wieder den Kopf, und sie meinte: «Gott, ich wäre die ganze Zeit besoffen!»
    Ich wollte sagen, dass wirklich keine Getränke mehr übrig geblieben sind, aber dann steckte dieser Stuart, der immertotal geschniegelte Anzüge trägt, seinen Kopf durch die Tür. «Kommt ihr beiden jetzt, oder wie?», fragte er, und Karen sagte: «Ja, in Ordnung. Komm mit, Cher», und ging hinaus.
    Cheryl blieb zurück. «Willst du nicht doch mitkommen?», fragte sie. Ich sagte nein danke. Ich war echt durcheinander. Ich wünschte, ich hätte nichts von dem Pub gesagt, und hätte sie fast gebeten, den anderen nichts davon zu

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