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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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erzählen, aber ich traute mich nicht. Und selbst wenn Cheryl nichts sagen würde, Karen würde es bestimmt tun. So etwas gefällt ihr.
    Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass sie zurückkehrten, und bekam keinen Bissen mehr herunter. Obwohl ich mir meine Lieblingssandwiches mit gekochtem Schinken und Tomaten gemacht hatte, verlor ich total den Appetit. Ich begann bald wieder mit der Arbeit, damit ich keinem über den Weg lief, und eine Weile dachte ich, die Sache wäre überstanden. Aber dann kam Alan, einer von den Typen, die an den Computern arbeiten, auf mich zu und fragte: «In letzter Zeit ein paar Pints gezapft, Herr Wirt?», und alle lachten.
    So nannten sie mich für den restlichen Nachmittag: Herr Wirt. Als wenn das ein toller Witz wäre oder so. Ich hätte mich am liebsten verkrochen.
    Als ich gerade ein paar Aktenkisten im Lagerraum verstaute, kam Cheryl zu mir. «Sollte das mit dem Pub ein Geheimnis bleiben?», fragte sie.
    «Nein, schon in Ordnung», sagte ich. Ich wollte nicht, dass alle Leute denken, ich wäre deswegen sauer. Aber sie merkte wohl, dass es nicht in Ordnung war, denn sie sagte: «Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es kein anderer erfahren soll.»
    Ich sagte nichts. Nicht nur deshalb, weil ich noch ein bisschen verärgert war. Sondern vor allem, weil ich ihr nochnie so nahe gewesen war. Sie stand genau vor mir, und der Raum war klein, und wir waren ganz allein. Sie roch nach so einem süßlichen Parfüm, und das benebelte mich völlig.
    «Na ja», fuhr sie fort, «ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut.» Dann lächelte sie total nett und ging hinaus.

Kapitel 4
    A n diesem Abend spielte das Rothaarige wieder verrückt. Kaum kam ich rein, begann es herumzukeifen.
    «Glaubst du, du kannst uns einfach hier unten einsperren?»
    Ich beachtete es nicht. Mein Kopf war voll mit anderen Dingen. Unter anderem hatte ich am Tag zuvor vergessen, die leeren Schüsseln einzusammeln. Ich habe zwei Sets, und wenn ich die vollen reinstelle, nehme ich normalerweise die leeren mit raus. So spare ich mir einen zweiten Weg nach unten. Das Problem ist nur, dass ich nicht immer daran denke. Deshalb musste ich jetzt erst die leeren Schüsseln einsammeln, bevor ich sie füttern konnte. Und wenn man den ganzen Tag gearbeitet hat, wird einem alles zu viel.
    Aber das Rothaarige wollte den Mund nicht halten. «Ich rede mit dir», fuhr es fort. «Glaubst du, du kannst uns einfach so einsperren, habe ich gefragt?»
    «Ja», sagte ich. Ich stand jetzt vor seinem Abteil. Das Futter, das es ausgekippt hatte, lag immer noch auf dem Boden und über die Matratze verteilt. Aber das hatte es sich selbst zuzuschreiben. Wenn es im Dreck schlafen wollte, bitte schön. Nach einer Weile taten es die meisten.
    «Gib mir die Schüssel», verlangte ich. Alle wussten, dasssie ihre Schüsseln durch die Lücke am Boden schieben sollen, damit ich sie einsammeln kann. Die anderen drei hatten es auch schon getan, aber das Rothaarige hatte die Schüssel noch immer in der Hand. Und starrte mich nur an.
    «Warum?», wollte es wissen.
    «Stell sie hin», sagte ich.
    Es drehte die Schüssel um. «Und wenn nicht?», fragte es.
    Ich hasse es, wenn sie aufsässig werden. Als würden sie erwarten, dass man ihnen immer antwortet. «Wenn du mir die Schüssel nicht gibst, kriegst du nichts zu essen.»
    Es lachte. «Glaubst du, das interessiert mich einen Scheiß?», meinte es. «Soll ich um dieses Scheiß-Hundefutter betteln, oder was?»
    Ich mag das Sch-Wort nicht. Ich mag überhaupt keine Flüche, aber das Sch-Wort am wenigsten. Meine Mama ist jedes Mal ausgeflippt, wenn es jemand im Pub benutzt hat. Mein Papa hat zwar immer gesagt, es wäre eine Gastwirtschaft und kein Kloster, aber meine Mama wollte partout keine bösen Worte hören. «Diese Ausdrucksweise kannst du dir für die Arbeit aufsparen», sagte sie immer, wenn sie jemanden fluchen hörte. Als ihr ein Mann daraufhin sagte, sie solle ihn am A   … lecken, erteilte sie ihm Hausverbot. Meinen Papa hat das ganz schön sauer gemacht. Im Pub wurde es wesentlich ruhiger, und er sagte, dass wir zu wenig Gäste haben und es uns nicht erlauben können, die paar rauszuschmeißen, die noch kommen. Wenn es ihm nicht gefallen würde, sagte meine Mama, könnte er ja gehen und mit ihnen in der Gosse leben. Ich bin damals verschwunden, denn mir war klar, dass sie gleich wieder streiten würden.
    Bevor ich etwas zu dem Rothaarigen sagen konnte, mischte sich das Dicke ein. «Wenn sie kein Essen

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