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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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verbracht. Die Wohnung sehe aus wie eine von denen, die wochenweise an Touristen vermietet würden; dort hätten sie nichts Verdächtiges gefunden, aber an der Wassertür unten im Eingangsbereich gebe es Blutspuren, und in dem Algenbewuchs einer Stufe der ins Wasser führenden Treppe hätten sie zwei parallele Schrammen entdeckt. Ja, antwortete der Kriminaltechniker, die Schürfspuren könnten von den Füßen eines Leichnams stammen, den man die Treppe hinuntergeschleift habe. Sie würden zur Zeit auf Lederreste untersucht; er habe sich bereits Dottor Navas Schuh aus der Asservatenkammer besorgt, und sollten sich Lederreste finden, die das Auf und Ab mehrerer Gezeiten überstanden hätten, werde er die mit dem Leder von Navas Schuh abgleichen.
    Zurzeit sehe man sich den Kanal rund um die porta d’acqua näher an; ein Taucher sei unterwegs, um auch den weiteren Umkreis abzusuchen. Sonst noch was?
    Brunetti dankte ihm und legte auf.
    Dass sie fliehen könnte – dieser Gedanke kam Brunetti gar nicht erst. Gerne würde sie den juristischen Ärger vermeiden; aber eine Frau wie sie würde niemals ihren Besitz im Stich lassen. Sie besaß drei Wohnungen und mehrere Bankkonten, und wahrscheinlich hatte sie anderswo noch mehr Geld versteckt. Eine Frau, die von Gier beherrscht wurde, würde nicht das Risiko eingehen, das alles zu verlieren oder auch nur die Kontrolle darüber aus der Hand geben. Wo konnte sie denn hin? Nichts ließ darauf schließen, dass sie eine Fremdsprache beherrschte oder einen zweiten Pass besaß, weshalb sie sich nicht einfach in ein anderes Land absetzen und ein neues Leben beginnen konnte. Sie würde bleiben und versuchen, sich herauszureden, selbst wenn das womöglich Unsummen für einen Anwalt verschlingen würde. Brunetti hatte keinen Zweifel, dass sie versuchen würde, Papetti in den Mord hineinzuziehen. Aber da Papettis Schwiegervater glaubte, es handele sich nur um Mord und nicht um das viel scheußlichere Verbrechen eines Verrats an seiner Tochter, würde er sich nicht scheuen, für den Mann seiner Tochter die besten Anwälte zu engagieren.
    Eine halbe Stunde später, als Brunetti immer noch am Fenster stand, klingelte sein Telefon.
    Es war Bocchese. »Wir haben am Fuß der Treppe ein telefonino gefunden, Commissario. Es muss ihm aus der Tasche gefallen sein, als er ins Wasser gerutscht ist. Bei Tageslicht hätte jeder es dort liegen sehen können.«
    Aber nicht bei Nacht, dachte Brunetti. »Ist es seins?«, fragte er.
    »Vermutlich.«
    »Funktioniert es noch?«
    »Natürlich nicht. Im Wasser wird so etwas sofort unbrauchbar«, sagte Bocchese.
    »Kann man noch den Zeitpunkt feststellen, wann das passiert ist?«
    »Nein«, sagte Bocchese und machte damit Brunettis Hoffnungen zunichte, eine exakte Chronologie der Ereignisse in der Nacht von Navas Ermordung aufstellen zu können.
    »Aber…«, sagte Bocchese in einem Ton, als zöge er Brunetti ein bisschen auf.
    »Aber?«
    »Sie scheinen wirklich nichts von diesen Dingen zu verstehen«, meinte Bocchese.
    »Wovon?« Brunetti fragte sich, welchen juristischen Winkelzug er übersehen haben könnte.
    »Von all diesem Kram.« Bocchese gab sich keine Mühe, seine Verzweiflung zu verbergen. »Computer, telefonini. Alles.«
    Brunetti verzichtete auf eine Antwort.
    Nun klang Bocchese versöhnlich:. »Also gut. Wenn sein Handy mit dem Netz verbunden war – und das ist bei allen Handys der Fall, auch bei Ihrem –, dann wurde die Verbindung unterbrochen, spätestens drei Minuten nachdem es ins Wasser gefallen ist.« Brunetti kam gar nicht erst dazu, es peinlich zu finden, dass er nicht selbst darauf gekommen war, denn Bocchese sprach gleich weiter. »Außerdem sind die Daten aller Anrufe, die er bis zu diesem Zeitpunkt geführt oder erhalten hat, bei seinem Anbieter gespeichert.« Er ließ Brunetti kurz Zeit zum Nachdenken und fragte dann: »Reicht das?«
    Brunetti wusste sein Glück kaum zu fassen. Er schloss die Augen und sagte: »Ja. Danke.«

33

    Am Tag nach der Verhaftung Giulia Borellis wegen Mordes an Dottor Andrea Nava, dessen telefonino zehn Minuten nach Signorina Borellis Anruf bei Alessandro Papetti am anderen Ende der Stadt den Geist aufgegeben hatte, fuhren Vianello und Brunetti zur Beerdigung Dottor Navas nach Mestre. Bei dichtem Verkehr kamen sie gerade noch rechtzeitig. Der Fahrer hielt ein wenig abseits der Kirche, sie stiegen aus und eilten unter den Blicken der Heiligen und Engel die Treppe hinauf. Drinnen mussten sich ihre Augen erst

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