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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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einmal an das Dämmerlicht gewöhnen; vorne am Altar hoben gerade sechs Männer in dunklen Anzügen den Sarg auf ein Holzgerüst.
    Links und rechts neben dem Sarg waren zwei riesige Kränze aus roten und weißen Blumen aufgestellt, drapiert mit violetten Schärpen mit den Namen der Spender und einer Trauerbekundung. Unzählige Frühlingsblumensträuße bedeckten die Altarstufen. Nur wenige schienen professionell von Floristen angefertigt; stattdessen sah man einfache Sträuße aus Pflanzen vom Straßenrand. Viele wirkten wie selbstgemacht: die Schleifen nicht ordentlich gebunden, schlichtes Gras als Gesteck zwischen den bunten Blumen.
    Die Kirche war so voll, dass die beiden nur noch Plätze in der drittletzten Reihe fanden. Die Leute dort rückten rasch zusammen, und eine alte Frau nickte ihnen lächelnd zu, während sie neben ihr Platz nahmen.
    Aus einer Tür zur Linken kam der Priester, hinter ihm drei weiß gewandete Messdiener, zwei Mädchen und ein Junge. Der Priester schritt zur Kanzel, schob die langen weißen Ärmel seines Chorhemds hoch und klopfte auf das Mikrofon. Das dumpfe Pochen hallte durch die gesamte Kirche. Der Priester war noch relativ jung, hatte einen Vollbart und bereits einige graue Strähnen im Haar. Sein Blick schweifte über die Trauergemeinde, dann hob er die Hände, sei es grüßend oder segnend, und begann.
    »Liebe Brüder und Schwestern in Christus, liebe Freunde und Gefährten: Wir sind heute zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von unserem Bruder Andrea, der für viele von uns weit mehr war als ein Freund. Er war Helfer und Heiler, ein Mensch, der uns Trost spendete, wenn wir in Sorge um unsere Freunde waren, und der sich ihnen und uns mit Liebe und Hingabe widmete, denn er wusste, wir alle sind Geschöpfe desselben Gottes, der ein Wohlgefallen an der Liebe hat, die wir einander entgegenbringen. Andrea hat uns alle geheilt, uns alle, er hat uns allen geholfen, und stand es einmal nicht in seiner Macht zu heilen, war er stets mit Rat und Tat zur Stelle, wenn unsere Freunde zu ihrer letzten Reise aufbrechen mussten, immer stand er uns bei, auch auf diesem letzten Weg ließ er uns nicht allein. So, wie er uns beistand und uns half, das Unglück ihres Hinscheidens zu ertragen, so mögen unsere Freunde uns heute beistehen und helfen, das Unglück seines Hinscheidens zu ertragen.«
    Brunettis Augen wanderten von dem Priester weg und studierten die Profile und Hinterköpfe der Leute vor ihm. Die Stimme des Priesters nahm er kaum noch wahr, dafür umso deutlicher die Geräusche der Menge. Normalerweise wurde es in einer Kirche, ganz gleich wie groß sie war und wie stark der Andrang, in Gegenwart des Todes still. Hier aber herrschte Unruhe und ein ständiges Hin und Her. In dem geschlossenen Raum machte sich mehr als nur das Scharren und Schaben von alten Leuten bemerkbar.
    Irgendwo musste einer der Trauergäste gegen seine Tränen kämpfen: Das unterdrückte Schluchzen war unverkennbar. Brunetti spähte zu den Leuten auf der linken Seite hinüber und sah ziemlich weit vorne jemanden, auf dessen Schulter ein zusammengeknüllter Pullover zu liegen schien. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es ein grauer Papagei war; und dann entdeckte er vier Reihen dahinter einen hellgrünen, etwas kleineren. Als habe er Brunettis Blick bemerkt, öffnete der Graue den Schnabel und sagte: »Ciao, Laura«, und dann mehrmals hintereinander: »Ciao, ciao, ciao.«
    Worauf der Grüne kreischend antwortete: »Dammi schei«, fast als glaube er, die anwesenden Venezianer würden ihn schon verstehen und ihm Geld geben. Noch erstaunlicher als die Anwesenheit der Vögel selbst fand Brunetti, dass keiner der vielen Trauergäste daran Anstoß zu nehmen schien oder sich auch nur nach den Papageien umdrehte.
    Plötzlich vernahm er ein Geräusch von unten, und als er den Blick senkte, sah er nur wenige Zentimeter neben seinem linken Fuß die schwarze Pfote eines großen Hundes über den Boden streichen. In der Reihe gegenüber sprang ein Beagle auf die Bank, legte seine Vorderpfoten auf die Rückenlehne der Vorderbank und starrte nach vorne.
    Brunetti wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Priester zu, der gerade sagte: »…Exempel der Liebe und Weisheit Gottes, uns diese großartigen Gefährten zur Seite zu geben und unser Leben mit ihrer Liebe zu bereichern. Nicht weniger bereichert uns die Liebe, die wir ihnen schenken, denn die Fähigkeit, sie zu lieben, ist ein großes Geschenk, so wie die Liebe, die sie

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