Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
das bärtige Gesicht und die hellen Augen, die mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen die feindlichen Reihen betrachteten – doch dann hatten die Gewalt und der Vandalismus, worein die Protestaktion ausartete, seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.
    »…vielen Wohltaten, die uns dank eines spendablen Europa zuteil werden«, hörte er Signorina Elettra sagen und konzentrierte sich wieder auf sie.
    »Was genau meinen Sie, Signorina?«, fragte er.
    »Die Interpolgelder zum Kampf gegen die Fälschung von Produkten, die in einem der europäischen Mitgliedsstaaten Markenschutz geniessen«, sagte sie mit einem angriffslustigen Lächeln. Brunetti erschauderte bei dem Gedanken an die zahllosen Markennamen, mit denen gewisse Länder nur so um sich warfen.
    »Ich dachte, darum kümmern sich die vom NAS «, sagte er.
    »Tun sie auch, aber nur in Italien.« Sie strich zärtlich über die Tastatur, wischte ein verirrtes Stäubchen vom Monitor, sah zu ihm auf und fuhr munter fort: »Anscheinend enthält der ministerielle Erlass ganz am Ende eine klitzekleine Klausel, wonach Behörden vor Ort zusätzliche Fördermittel beantragen können.«
    Brunetti, der sich nichts darunter vorstellen konnte, fragte nach: »Fördermittel wofür, Signorina?«
    »Zur Unterstützung regionaler Maßnahmen mit dem Ziel…«, fing sie an, brach seufzend ab und hob eine Hand. Mit der anderen koste sie die Tasten wie eine Katzenmutter ihre Neugeborenen. Dann sah sie auf den Bildschirm und tippte schweigend eine Anfrage ein.
    Brunetti ging um den Schreibtisch herum und setzte sich ihr gegenüber.
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, sah dann wieder auf den Bildschirm und las: »…mit dem Ziel, sicherzustellen, dass alle Anstrengungen von Seiten des zuständigen Ministeriums zur Aufklärung und Vereitelung des Fälschens von Markenartikeln durch zusätzliche Fördermittel unterstützt werden gemäß Verordnung soundso, Unterabschnitt soundso, nicht zu vergessen Ministerialerlass soundso vom 23. Februar 2001.«
    »Und was heißt dieses Kauderwelsch im Klartext?«, wollte Brunetti wissen.
    »Ein neuer Futtertrog, an dem sich die Cleveren mästen, Signore«, erklärte sie schlicht und starrte weiter fasziniert den Bildschirm an. Als Brunetti nicht reagierte, fuhr sie fort: »Im Wesentlichen bedeutet das, wir können das Geld verwenden, wie es uns beliebt, solange wir die Absicht bekunden, etwas gegen Produktfälschungen zu unternehmen.«
    »Damit hätte also die betreffende Behörde ziemlich freie Hand.«
    »Die sind nicht dumm, diese Männer in Brüssel«, bemerkte sie.
    »Das heißt?«
    »Es handelt sich um ein weiteres Geschenk an Bürokraten, die genauso erfinderisch sind wie sie selbst.« Und nach einer Kunstpause: »Oder die über die Ausdauer verfügen, sich durch die vierhundertzwölf Seiten dieses Erlasses hindurchzukämpfen.«
    »Oder einen Wink bekommen, wo nachzusehen sich als besonders lohnend erweisen könnte?«, fragte Brunetti.
    »Vernehme ich da die Stimme eines Euro-Skeptikers, Signore?«
    »In der Tat.«
    »Aha«, flüsterte sie; und als könne sie sich das nicht verkneifen: »Aber das hindert Sie nicht, den Computer zu behalten?«
    »Wo ein Trog steht, ist gut Grunzen«, gab Brunetti zurück.
    Sie sah ihn strahlend an. »Ich glaube, eine so treffende Erklärung für das Versagen unseres politischen Systems habe ich selten gehört.«
    Brunetti schwieg versonnen: War es nicht wunderbar, wie sie sich auch ohne große Worte verstanden? Signorina Elettra tippte noch etwas ein und wollte dann aufstehen.
    Brunetti hob eine Hand. »Erinnern Sie sich an die Scherereien voriges Jahr auf der Autostrada? Mit den Bauern?«
    »Wegen der Milchquoten?«
    »Ja.«
    »Was ist damit, Signore?«
    »Heute früh wurde ein Mann getötet. Ich habe eben mit Rizzardi gesprochen.« Sie nickte, die Nachricht von dem Mord hatte in der Questura bereits die Runde gemacht. »Als ich ihn mir angesehen habe – den Mann, nicht Rizzardi –, kam er mir bekannt vor, und dann fiel mir ein, dass ich ihn damals auf der Autostrada schon mal gesehen hatte.«
    »Gehörte er zu den Demonstranten?«
    »Nein. Er stand auf der anderen Straßenseite; sein Auto war eins von denen, die wegen der Blockade im Stau standen. Dort habe ich ihn gesehen, bei den Leuten, die nicht weiterfahren konnten.«
    »Und an den können Sie sich erinnern?«
    »Wenn Sie Rizzardis Bericht lesen, werden Sie verstehen, warum«, sagte Brunetti.
    »Was soll ich für Sie tun, Signore?«
    »Die

Weitere Kostenlose Bücher