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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Konnte den alten Boss nicht ausstehen. Mehr Urlaub. Eigenes Büro. Firmenwagen.« Vianello hielt inne, falls Brunetti dazu etwas sagen wollte; als nichts kam, fuhr er fort: »Soll ich dir noch mehr Gründe aufzählen, warum sie den Job gewechselt haben könnte?«
    »Mir kommt es merkwürdig vor«, beharrte Brunetti, der sich allmählich wie ein aufsässiges Kind vorkam.
    Vianello warf beide Hände in die Luft. »Na schön, na schön, dann ist es eben merkwürdig, dass sie einfach so den Job gewechselt hat, aber das ist dann auch schon alles. Wir wissen nicht genug, um festzustellen, was da passiert ist. Wir wissen gar nichts. Und das bleibt auch so, solange wir nicht mehr über sie herausfinden.«
    Mehr als dieses kleine Zugeständnis hatte Brunetti nicht nötig. Er stand auf. »Dann gehe ich sie bitten, mal nachzusehen.«
    Er stand schon in der Tür, als Vianello wie beiläufig bemerkte: »Das wird ihr bestimmt gefallen.« Dann ging auch er in sein Büro zurück.
    Zwanzig Minuten später wurde Vianello in der Lektüre des Gazzettino unterbrochen, als Brunetti ihn nach oben in sein Büro bestellte. Als sein Assistent eintrat, sagte Brunetti: »Sie hat angebissen.« Er verkniff sich die Bemerkung, dass auch Signorina Elettra Signorina Borellis Jobwechsel verdächtig gefunden habe – na ja, nicht direkt verdächtig, aber doch interessant –, und berichtete lediglich, sie habe gesagt, es könne ein wenig dauern, Zugang zu ihrer Personalakte zu bekommen. Die Lässigkeit, mit der sie das sagte, erinnerte Brunetti daran, dass es schon lange her war, seit er oder Vianello sich gefragt hatte, wie Signorina Elettra das bloß machte: Sie warteten einfach das Ergebnis ab. Dass sie der Frage auswichen, mochte mit der juristischen Bedenklichkeit von Signorina Elettras Recherchemethoden zusammenhängen. Brunetti schüttelte seine Bedenken ab: Nächstens würde er sich noch fragen, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können.
    Vianellos Tonfall sprach Bände, als er bemerkte: »Bis jetzt haben wir nicht den geringsten Anhaltspunkt, warum jemand ihn hätte töten wollen.« Wie lange würde es noch dauern, fragte sich Brunetti, bis der Ispettore den Mord einem außer Kontrolle geratenen Raubüberfall zuschrieb?
    »Wir wissen, dass er nach Venedig gekommen ist«, sagte Brunetti; viel mehr wussten sie aber auch nicht. Rizzardis Abschlussbericht hatten sie lediglich entnehmen können, dass der Tote, von den Madelung-Symptomen abgesehen, für einen Mann seines Alters bei guter Gesundheit gewesen war. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte er eine Mahlzeit zu sich genommen und eine geringe Menge Alkohol getrunken. Bei Eintritt des Todes hatte die Verdauung bereits eingesetzt, schrieb der Pathologe; ob der Mann vorher noch sexuell aktiv gewesen sei, lasse sich nach der langen Zeit, die der Leichnam im Wasser gelegen habe, nicht mehr feststellen. Zum Todeszeitpunkt konnte der Pathologe keine genaueren Angaben machen: etwa zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens.
    Die Bitte um sachdienliche Hinweise in der heutigen Zeitung mit Navas Foto und Namen hatte nichts gebracht, niemand hatte sich bei der Polizei gemeldet.
    Vianello holte tief Luft. »Der vor ihm hieß Meucci, oder?«, fragte er.
    Brunetti begriff erst mit Verzögerung, dass Vianello von Navas Vorgänger im Schlachthof sprach. »Ja. Gabriele, glaube ich.« Er schwang zu seinem Computer herum und kam sich dabei vor, als ahmte er Signorina Elettra nach. Gerade noch rechtzeitig hielt er die Bemerkung zurück, es dürfe nicht so schwierig sein, Meucci aufzuspüren; bestimmt gab es ein Verzeichnis der Tierärzte oder irgendeinen Verein, zu dem sie sich zusammengeschlossen hatten.
    Am Ende fand er den Arzt in den Gelben Seiten, unter »Tierärzte«. Für Dr. Gabriele Meuccis ambulatorio wurde eine Adresse in Castello angegeben. Die Nummer sagte Brunetti nichts, bis er sie in Calli, Campielli e Canali am äußersten Ende von Castello, an den Fondamenta San Giuseppe, ausfindig machte.
    »Da unten gibt es bestimmt auch Leute, die Tiere haben«, kommentierte Vianello die Lage der Praxis, weit vom Stadtzentrum entfernt, gegenüber S. Elena, das für die beiden ebenso gut Patagonien hätte sein können. »Ganz schön weit weg von Preganziol, würde ich sagen.«
    Als Brunetti den Computer ausschaltete, merkte er, dass seine linke Hand zitterte. Er konnte sich das nicht erklären, aber das Zittern hörte auf, nachdem er die Finger ein paarmal zur Faust geballt hatte. Er legte die Hand

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