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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Preganziol, eine Suchaktion, die sich als überraschend unkompliziert erwies. Wie sich rasch zeigte, war Alessandro Papetti kein grobschlächtiger Landbewohner mit einer Vorliebe für Ackerbau und Viehzucht, sondern Sohn eines Anwalts aus Treviso. Nachdem er an der Universität von Bologna Betriebswirtschaft studiert hatte, begann er seine berufliche Laufbahn in der Kanzlei seines Vaters, wo er zehn Jahre lang als Steuerberater für dessen Geschäftskunden arbeitete. Vor vier Jahren wurde er zum Leiter des macello ernannt.
    Kurz darauf erschien in La Tribuna, dem Lokalblatt von Treviso, ein Interview mit Papetti, dazu ein Foto von ihm mit Frau und drei kleinen Kindern. Die Bauern, erklärte er darin, seien der Nährboden der Nation, auf deren Hände Arbeit man angewiesen sei.
    Über Bianchi brachte Brunetti nichts heraus, und zu Signorina Borelli fand sich in der Treviso-Ausgabe des Gazzettino nur eine drei Jahre alte Kurznotiz über ihre Anstellung im macello : Demnach hatte sie ein Diplom in Marketing und Touristik, und für den neuen Job im Schlachthof hatte sie ihre Stelle in der Buchhaltung von Tekknomed, einem kleinen, in Treviso ansässigen Pharmaunternehmen, aufgegeben.
    Zweimal Treviso, fiel Brunetti auf. Aber was hieß das schon?
    Immerhin wechselte er zum Telefonbuch von Treviso. Tekknomed war schnell gefunden. Er wählte die Nummer, und nach dreimaligem Klingeln meldete sich eine muntere junge Frauenstimme.
    »Guten Morgen, Signorina«, sagte Brunetti. »Die Kanzlei von Avvocato Papetti. Wir versuchen seit einer halben Stunde, Ihnen eine E-Mail zu schicken, bekommen aber ständig eine Fehlermeldung. Können Sie mir vielleicht sagen, ob Sie Probleme mit Ihrem Server haben?« Etwas nervöser fügte er hinzu: »Es könnte natürlich auch an unserem liegen, aber da es nur bei Ihrer Adresse nicht funktioniert, wollte ich Ihnen doch lieber Bescheid sagen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Signore. Warten Sie einen Moment, ich überprüfe das. An wen haben Sie die Mail geschickt?«
    Auf die Frage war Brunetti vorbereitet. »An die Buchhaltung.«
    »Moment, bitte. Ich frag mal nach.«
    Es klickte, dann dudelte nichtssagende Musik. Brunetti wartete wohlgemut.
    Sie meldete sich schnell zurück. »Die fragen, ob Sie die übliche Adresse verwendet haben: [email protected] ?
    »Ja, sicher«, spielte Brunetti den Verwirrten. »Ich versuch’s gleich noch einmal. Wenn es wieder nicht klappt, rufe ich zurück, in Ordnung?«
    »Gut. Sehr freundlich von Ihnen, Signore. Nicht viele würden sich die Mühe machen, uns Bescheid zu sagen.«
    »Das ist das mindeste, was wir für unsere Klienten tun können«, sagte Brunetti.
    Sie dankte und war weg.
    »Bingo«, meinte Brunetti nur, als er aufgelegt hatte, versah das aber aus gewohnheitsmäßiger Vorsicht mit einem Fragezeichen: »Bingo?«

22

    »Es könnte auch Zufall sein«, meinte Vianello, nachdem Brunetti berichtet hatte, dass Tekknomed – Signorina Borellis früherer Arbeitgeber – zu den Klienten der Kanzlei von Papettis Vater gehörte.
    »Sie hat Marketing und Touristik studiert, Lorenzo. Und jetzt ist sie seine Mitarbeiterin in einem Schlachthof, Herrgott noch mal. Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Was wirfst du ihr eigentlich vor, Guido? Dass sie die Stelle wechselt und eine Affäre hat?«
    »Du sagst es«, gab Brunetti zurück, obwohl er wusste, wie schwach seine Position war. »Sie wechselt die Stelle, nachdem sie für eine Firma gearbeitet hat, zu der ihr neuer Boss Geschäftsbeziehungen hatte.«
    Vianello sah ihn lange an. »Heute muss man sich selbst erfinden, Guido«, sagte er schließlich. »Das erzählst du mir doch ständig. Junge Leute mit Universitätsabschluss, egal in welchem Fach, können von Glück reden, wenn sie Arbeit bekommen, egal was. Wahrscheinlich hat man ihr ein gutes Angebot gemacht, und sie ist ihm auf die neue Stelle gefolgt.« Da Brunetti dazu schwieg, fragte er: »Wie viele von den Kindern deiner Freunde haben Arbeit? Die meisten, die ich kenne, sitzen den ganzen Tag zu Hause am Computer und müssen ihre Eltern um Taschengeld fürs Wochenende bitten.«
    Brunetti hob eine Hand. »Das weiß ich selbst. Jeder weiß das. Aber davon rede ich nicht. Es geht hier um eine Frau, die allem Anschein nach einen guten Job hatte…«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Nun, das können wir herausfinden. Und wenn es ein guter Job war, hat sie den aufgegeben, um etwas Neues anzufangen.«
    »Besseres Gehalt. Bessere Arbeitszeiten. Näher an zu Hause.

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