Tierische und andere Offerten
Schmeißfliege für eine Sekunde niedergelassen hatte. Das war allerdings die Frisiertoilette seiner Frau, die mit unzähligen Flakons, Puderdosen, Lippenstiften und sonstigen kosmetischen Artikeln vollgestellt war.
Frank schlug zu.
Die Fliege erwischte er nicht. Aber alles, was auf der Anrichte stand, ging mit lautem Knall zu Bruch. Ein cremiger Brei ergoss sich zwischen den Glas- und Porzellanscherben auf den Fußboden. Das Chaos war perfekt.
Seine Frau kam erschrocken ins Schlafzimmer und Tränen standen ihr in den Augen, als sie die Trümmer sah. Nicht nur die teure Kosmetik war hin, auch die Glasscheibe des Friseurtisches war zerbrochen und die neue Bettumrandung nicht mehr zu retten.
Frank war fassungslos, als seine Frau mit Scheidung drohte. Wie konnte so eine gemeine Schmeißfliege die Existenz seiner fünfundzwanzig Jahre währenden glücklichen Ehe gefährden? Er dachte an die wundervollen Tage und vor allem Nächte, die er mit seiner Frau verbracht hatte, auch hier in diesem Schlafzimmer.
Wehmütig sah er sich um.
Wo war eigentlich das Corpus Delicti? Er konnte die Fliege nirgends entdecken, denn die war längst durch die offene Schlafzimmertür entschwunden und wurde auch nie mehr gesehen.
Marianne Marquardt
Trauerflor
Mein Herz liegt in Trümmern,
es hat seinen Glanz verloren.
Im Zimmer der Erinnerung
wird die Trauer neu geboren.
Ich seh mich schlotternd um,
ich halt es nicht mehr aus.
Das Feuer des Vergessens
löscht jede Hoffnung aus.
Das Wasser der Erlösung
umspült die tiefe Wunde.
Einsamkeit jedoch,
ist treuer Freund später Stunde.
Die Erde der Verlassenen
kommt, um mich zu holen.
Ich suche heldenhaften Schutz
auf federleisen Sohlen.
Märchenhafte Rettung,
in keiner dieser Ecken.
Ich spiel im Trauersaal,
des Luftschlosses verstecken.
Steven Grothusen
Einmal noch die Sonne sehn ...
Der Himmel steht blutrot.
Ich laufe der toten Sonne,
dem Totenschädel am Firmament entgegen.
Meine Hände sind befleckt,
mit der Schuld des Todes.
Ein Fluch durch Lebenssaft belebt.
Ein dunkler, diffuser Traum?
Das schwarze Leben ist konfuser!
Die Psyche, vergewaltigt vom Krieg.
Und der geschundene Körper?
Havariert im trostlosen roten Meer,
der nebulösen Bucht der Pseudohoffnung.
Zerfetzende Stille liegt auf dem Land,
steht wie eine Totemglocke darüber.
Die Gewalt des schwarzen Schleiers hat gesiegt.
Steven Grothusen
Dunkle Folter
Von meinem Schatten gefangen,
liegt mein Körper hier in Kette.
Von Vergessenheit verschlungen,
verloren an grausamer Stätte.
Unendlich brutale Leere,
wird zum zeitlosen Gedankenspiel.
Denken wird zum Krieg im Kopf.
Der Tod, ein erwünschtes Ziel.
Moralisch Bankrott,
ist dieser finstre Ort.
Die Fratze der Seelenbrecher,
ist dieser rot geprägte Hort.
Steven Grothusen
Liebende Herzen
Du bist der hellste Stern
auf diesem blauen Planet.
Du bist das Lebenselixier,
das meine Leidenschaft belebt.
Herzen, die im Rhythmus tanzen!
Auf dem Kissen des Vertrauens,
liegt mein ängstliches Herz.
Wohl behütet von
deinem barmherzigen Herz.
Herzen, die im Einklang sind!
Der rote Edelstein in
der Mauer aus Liebe.
Ein eiserner Vorhang!
Keine Chance für Liebesdiebe.
Herzen voller Harmonie!
Erotische Kristalle der Zeit,
im Treibsand unserer Leidenschaft.
Ein süßlich warmer Geschmack,
die zarte verschmelzende Kraft.
Herzen mit demselben Ton!
Die kaschmir-weichen Lippen
benetzen den dürstenden Mund.
Die Allmacht der Romantik,
gibt die Liebe der Liebenden kund.
Herzen singen ihr Lied!
Die himmlische Glut des Verlangens
entfacht den verzehrenden Sinn.
Die liebliche Melodie ertönt,
der wir Liebenden ergeben sind.
Herzen mit göttlichem Gesang!
Ein Ton, ein Klang.
Unser Lied, unser Gesang.
Die harmonische Musik
zweier liebender Herzen,
die im Rhythmus tanzen!
Steven Grothusen
Das Gewand der Wahrheit
Der Stoff, aus dem der Mensch
die Wahrheit webt,
gleicht dem Gewand,
das er vor Angst und Kälte zitternd,
sich schützend um die Schultern legt.
Denn wisst!
Es ist die Vielzahl seiner Art,
die ihn im Geist beschränkt,
in die er sinkt, wenn menschlich
Maß ihn dazu zwingt.
Doch wirft er ab,
das schützende Gewand,
entflieht der stumpfen Masse Wahrheit,
ein flammend Licht
wird seinen Geist erhellen,
ins Dunkle schwindet Angst
und Hoffnungslosigkeit.
Rainer
Weitere Kostenlose Bücher