Tierische und andere Offerten
furchtbar, wenn sich Maik überhaupt nicht für sie interessiert hat und ständig nur um Mandy rumgeschlichen ist. Und eben hat er ihr, als er auf sein Fahrrad stieg, doch noch einen vielsagenden Blick zugeworfen, aber da war ja auch Mandy nirgends zu sehen.
Was soll man nun davon halten?
Und überhaupt, Maik ist ja so süß und Mandy so doof. Und dann kommt eine ausführliche Charakterisierung sämtlicher Mitschüler und ihres Verhaltens am Vormittag.
Das ist doch total wichtig. Zumindest für die beiden Mädchen.
Das rätselhafteste Telefonat aber habe ich gestern bei Spazierengehen im Eichepark erlebt. Mir kam eine junge Frau entgegen, die wie nebenbei ihren Kinderwagen nebst Kind vor sich herschob. Ich sah schon von weitem, dass sie die Hand am Ohr hatte, also telefonierte. Als wir auf Augenhöhe, oder besser gesagt, auf Ohrhöhe waren, hörte ich Folgendes: »Eh, das war super, voll geil.« Mehr hörte ich für diesen kurzen Moment nicht. Aber mich beschäftigte schon, um was es dabei gegangen sein könnte. Als ich mich umdrehte und sah, wie sie in ihrem superkurzen Rock mit dem Hintern wackelte, schlug meine Fantasie Purzelbäume.
Aber ich werde wohl nie erfahren, ob ich richtig lag. Und das ärgert mich immer wieder, wenn ich unfreiwillig Zeuge von diversen Telefongesprächen meiner Mitmenschen werde.
Marianne Marquardt
Der arbeitslose Kater
Ein Kater saß im Arbeitsamt,
er konnte es nicht fassen.
Der reiche Müller Habersant,
der hatte ihn entlassen.
Der Kater faucht ganz fürchterlich:
»Wie konnte das passieren?
Die Mäuse tanzen auf dem Tisch
und ich muss hier krepieren!«
So saß er auf der Wartebank
und zeigte seine Krallen.
Doch keiner sah es, Gott sei Dank,
sonst wär‘ es aufgefallen.
Die Zeit verrann,
der Kater wurde müde.
Er träumte von dem Müllersmann,
die Pfötchen ruhn solide.
Im Traum sah er die Mühle stehen,
mit Flügeln, die sich drehen.
Die Welt war ja so wunderschön,
so herrlich anzusehen.
Und er jagt Mäuse, ohne Zahl,
ist satt und sehr zufrieden.
Hat stets ein reich gedecktes Mahl,
er muss den Müller lieben.
Dann ward er wach auf seiner Bank,
war hungrig und auch pleite.
Der Kater saß im Arbeitsamt
und suchte schnell das Weite.
Marianne Marquardt
Herbst
Ein Kater saß auf einer Bank,
ganz einsam und allein.
Er dachte an den Kater Frank,
im kalten Sonnenschein.
Da kam das Fräulein Schneider
und setzte sich daneben.
Der Kater rückte weiter,
so ist das eben.
Marianne Marquardt
Alarmstufe Robbenbaby
»Mami, wann geht's denn los? Wollen wir nun doch nicht fliegen? Warum dauert es so lange?«, jammerte Lilly.
Elizabeth sah ihre Tochter entnervt an und ging mit ihr zur Kundeninformation. Die alte Dame mit ihrem unnatürlichen Lächeln sah die beiden mit kalten Augen an und fragte: »Was kann ich für die Dame und das Fräulein tun?«
»Sagen Sie, das Flugzeug nach Hammerfest hat ja Verspätung. Wann geht es denn nun ungefähr weiter? Müssen wir hier noch lange warten?«
Hochnäsig musterte die alte Dame die Passagiere und sah dann umständlich lange in ihrem PC nach, wo sie dann nach ca. fünf Minuten zu dem Schluss kam, dass das Flugzeug ja zum Abflug bereit stand und die beiden umgehend einchecken sollten, so sie noch mitfliegen wollten.
Rasch entfernten sich Mutter und Tochter vom Schalter in Richtung Terminal, um noch den ersehnten Flug antreten zu können. Endlich im Flieger angelangt und erschöpft auf den Plätzen sitzend, spürte Elisabeth die Vorfreude auf die kommenden zwei Ferienwochen.
»Schau mal Lilly, siehst du die Wolken unter uns? Sieht das nicht traumhaft aus? Bald landen wir in der nördlichsten Stadt Europas«, sagte Elizabeth zu ihrer Tochter, die vom Fenster zurückwich, da sie Höhenangst hatte. »Mami, das ist mir zurzeit ein wenig egal«, entgegnete sie, etwas grün um die Nase. »Lass uns bitte mal die Plätze tauschen!«
Die Mutter unterdrückte ein Lächeln und tauschte den Fensterplatz ihrer Tochter mit ihren.
Trotz der anfänglichen Verspätung setzte das Flugzeug pünktlich zur Landung an. Norwegen erwartete die Zwei mit einem sonnigen lauen Wetter. Am Flughafen wartete schon das bestellte Mietfahrzeug, um sie ins Ferienhaus am Walfängerhafen zu befördern. Sie kamen in der Kommune Hammerstadt an, die einen städtischen Charakter trug, und bewunderten die schmucken Fischerhäuser.
Elisabeth kannte und liebte diesen Teil Norwegens sehr.
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