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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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davor, was diese Männer noch mit ihr vorhaben könnten. Doch da hockte sich der gutmütige Entführer hin – er hieß Conrad – und sagte leise: »Komm, kleine Lilly! Wir gehen zur Polizei und sperren diese Verbrecher ein. Steig schnell ins Auto, aber sei leise!«
    Lilly schlich vorsichtig zum Auto.
    Conrad rief den Entführern zu, dass er Lilly ins Auto sperren würde, da sie ihn tierisch nervt. Die Jungs ahnten nicht, dass das ein Ablenkungsmanöver war. Conrad ging zum Auto. Lilly saß bereits drin und war erleichtert, dass er nicht wie die anderen war und ihr sogar half.
    »Weißt du Lilly, ich hatte auch mal eine Tochter, sie müsste heute genauso alt sein wie du. Darf ich dich fragen, wie deine Mutter heißt?«
    »Elizabeth heißt meine Mama. Warum?«
    Conrad erschrak heftig.
    Sie war es. Lilly war seine Tochter. Lilly war die Tochter, die er nach ihrer Geburt verlassen hatte.
    »Komm, wir fahren zur Polizei, da werde ich mich stellen und dann hat dieses Grauen ein Ende.«
    Als Conrad das Auto startete, sahen die Entführer, dass er abhauen wollte. Alle schrien wie verrückt und rannten los. Aber sie waren zu langsam. »Er hat uns reingelegt! Dieses miese Schwein!«
     
    Nachdem Conrad eine Anzeige gegen sich und die anderen gemacht hatte, erzählte er der kleinen Lilly, dass er ihr Vater sei und dass er nach ihrer Geburt gleich abgehauen war, weil er Angst vor der Verantwortung hatte. Auch Elizabeth erzählte er das und sie fiel ihm weinend in die Arme.
     
    Silka Müller
     

Der Kranich
     
    Es wird langsam Herbst. Die Sonnenstrahlen werden blasser, der Himmel grauer und in der Natur wird es stiller. Das fröhliche Zwitschern der Vögel verstummt allmählich, das Surren der Libellen ist nicht mehr zu hören und das Summen der Bienen ist schon längst Vergangenheit, zumindest für dieses Jahr. Selbst die Frösche quaken nicht mehr so lautstark und liebestoll, wie man das im Sommer gewohnt war.
    Den Wiesen fehlt das saftige Grün, sie werden langsam braun, ohne bunte Blumen, nur noch abgestorbene struppige, unansehnliche Stängel und Grasbüschel. Bald wird sich der erste Raureif auf sie niedersenken, und mit dem ersten Schnee werden sie glitzernd ein neues schönes Farbbild abgeben. Aber noch ist es nicht soweit, noch bereitet sich die Natur aufs Sterben, auf das Vergehen vor. Dazu gehört auch die Stille, die Erhabenheit des Bestehenden, des Lebens kurz vor dem Tod.
     
    Da plötzlich steht am sumpfigen Weiherrand ein Kranich. Ruhig, bewegungslos, das Sinnbild einer stolzen Kreatur.
    Er muss nicht das Sterben der Wiesen fürchten. Er wird sich bald erheben, zum Flug in den Süden, in die Sonne, in das Leben. Wir aber freuen uns auf den Winter, auf das flimmernde Weiß, das dann die graue Ödnis bedeckt. Und wir freuen uns auf den nächsten Frühling.
     
    Marianne Marquardt
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    So was Verflixtes
     
    Das Sommerwetter dieses Jahr macht mir wieder einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Was ist bloß los mit meiner Allergie? Meine Augen stehen unter Wasser, die Nase tropft wie verrückt und obendrein plagen mich heftige Ohrenschmerzen. Also muss ich wohl oder übel eine Zwangspause einlegen, denn so wollen meine Kollegen mich nicht.
    Nun höre ich mir zum wiederholten Mal die Anweisungen meiner Ärztin an und gehe danach traurig nach Hause. Dort angekommen überlege ich krampfhaft: Wenn du all das befolgst, was dir deine Ärztin verordnet hat, kannst du vielleicht doch auf deine grüne Oase, sprich Balkon, und die Ruhe ein wenig genießen.
    Gesagt, getan.
    Nach dem Mittagessen setze ich mich mit einer kühlen Apfelschorle und meinem neuen Buch »Das Mondschein-Café« auf meinen Balkon. Die Lektüre ist so faszinierend und spannend, dass ich wirklich die Zeit vergessen habe, denn es fängt schon an zu dämmern. So lege ich nun das Buch beiseite und genieße den Sonnenuntergang, beobachte die herankommenden Flugzeuge, wie sie mit ihren Lichtern am Himmel blitzen.
    Langsam wird es dunkel und die ersten Sterne sind zu sehen. Unsere zwei Fledermäuse sind auch schon wieder auf Jagd. Gemeinsam mit den jungen Schwalben schwirren sie umher. Die Spatzen schauen ihnen zu. Einfach toll, so ein schöner Sommerabend auf dem Balkon.
    Doch, was ist das plötzlich, da hinten über dem Schulgebäude am Himmel? Da muss ich doch schnell mein Fernglas holen.
     
    Wo ist denn das verflixte Ding? Na klar, ganz unten in der

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