Tiffany Duo 40
sollen. Aber - es hat mich so verwirrt.«
»Warum? Viele Leute rauchen. Oder kennen Sie nur Nichtraucher?«
Sie dachte eine Zeitlang nach und nahm seine sarkastische Frage ernst. »Nun ja, ein
paar unserer Kunden rauchen, aber meine Freunde nicht. Ich war oft mit meiner
Großmutter zusammen, und sie hatte ziemlich altmodische Ansichten über solche
Laster - übers Rauchen und Trinken. Ich habe nie geraucht«, fügte sie stolz hinzu.
Trotz seines Ärgers musste er beinahe lachen. »Heißt das vielleicht, dass Sie trinken und fluchen?«
»In gewissen stressigen Situationen drücke ich mich nicht gerade damenhaft aus«,
gab Madelyn zu. »Und Grandma Lily hielt es durchaus für schicklich, dass eine Dame
gelegentlich an einem Glas Wein nippt - natürlich nur aus medizinischen
Gründen. Aber auf dem College habe ich auch Bier in mich hineingeschüttet.«
»Hineingeschüttet?«
»Es gibt keinen anderen Ausdruck, um studentische Trinkgewohnheiten zu
beschreiben.«
Ray erinnerte sich an seine eigene Studienzeit und nickte.
»Aber ich mag keinen Schnaps«, fügte sie hinzu. »Also konnte mir Grandma
wenigstens die Hälfte ihrer Grundsätze einbleuen.«
»Hat sie auch die Spielleidenschaft verabscheut?«
»Sie glaubte, das ganze Leben wäre ein Spiel, und jeder müsste seine Chancen beim
Schöpf packen. Manchmal unterliegt man - oder man sprengt die Bank.« Diese
Ansichten hatte Madelyn von ihrer Großmutter übernommen. Sonst würde sie jetzt
nicht in einem alten, verbeulten Lieferwagen sitzen - drauf und dran, sich in einen
Fremden zu verlieben.
Es war lange her, seit Ray sein Haus zum letzten Mal mit den Augen eines Fremden
betrachtet hatte. Während er den Wagen vor der Tür parkte, schämte er sich
plötzlich. Der Anstrich blätterte ab, und die Nebengebäude befanden sich in noch
schlimmerem Zustand. In den Blumenbeeten entlang der Mauern wucherte
Unkraut. Er hatte es stets für wichtiger gehalten, die Herde zu versorgen, als den
Rasen zu mähen oder die Beete zu jäten. Aber nun war es ihm peinlich, dass
Madelyn sein ungepflegtes Heim zu sehen bekam.
Sie fand das nicht zu tragisch. Wenn man ein bisschen Zeit und Mühe investierte,
konnte man das Haus und den Garten bald in Ordnung bringen. Die überdachte
Veranda mit der Schaukel weckte ihre Aufmerksamkeit. Auch Grandma Lily hatte
eine solche Veranda besessen. Dort hatte Madelyn viele träge Sommernachmittage
verbracht, und die friedliche Stille war nur vom leisen Knarren der Schaukelketten
durchbrochen worden.
Ein träumerischer Ausdruck trat in ihre Augen. »Das erinnert mich ans Haus meiner
Großmutter.«
Er stieg aus, öffnete die Beifahrertür, und ehe sie auf den
Boden springen konnte, hob er sie aus dem Wagen. »Da Sie diesen engen Rock
tragen, will ich nichts riskieren«, erklärte er, und ihr Puls begann wieder schneller zu schlagen.
Mit einer Hand ergriff er die Reisetasche, mit der anderen Madelyns Arm. Durch die
unversperrte Hintertür gingen sie nach drinnen. Es überraschte sie, dass er das Haus nicht abgeschlossen hatte, obwohl er fast den ganzen Tag weg gewesen war.
Sie kamen in eine Waschküche, die offenbar auch als Abstellkammer benutzt wurde.
Links stand eine Waschmaschine mit Trockner, rechts hingen an Wandhaken Hüte,
Jacken, Ponchos und gelbe Regenmäntel. Ein schmaler Flur trennte die Waschküche
von einem Bad.
Ray führte Madelyn durch eine Tür an der linken Seite in die Küche, einen großen,
sonnigen Raum mit Frühstücksnische. Interessiert betrachtete sie die modernen
Geräte, die nicht zu einem Rancher und Junggesellen zu passen schienen. Sie hatte
eine viel kleinere, altmodische Küche erwartet.
»Das Haus hat zehn Räume«, teilte Ray ihr mit. »Sechs im Erdgeschoss, vier
Schlafzimmer im Oberstock.«
»Ein großes Haus für eine Person«, meinte sie und folgte ihm nach oben.
»Deshalb will ich ja heiraten«, erklärte er in beiläufigem Ton.
»Meine Eltern bauten dieses Haus, als ich ein Baby war. Ich wuchs hier auf, und ich
möchte es meinen Kindern vererben.«
Sie geriet außer Atem, und das kam nicht nur vom Treppensteigen. Der Gedanke,
mit Ray Kinder zu haben, erfüllte sie mit süßer Schwäche.
Gegenüber den Stufen öffnete er eine Tür und ließ ihr den Vortritt in ein großes,
hübsches Schlafzimmer mit weißen Fenstervorhängen und einer weißen Tagesdecke
auf dem Vierpfostenbett. Entzückt schaute sie sich um. Vor einem der Fenster stand
ein antiker Schaukelstuhl,
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