Tiffany Duo 40
harte - eine
schlanke, kultivierte Städterin, die nichts von den Lebensbedingungen auf einer
Ranch wusste. Das war offensichtlich, von ihrem blonden Kopf bis zu den Spitzen
ihrer teuren Schuhe.
Sie trug Weiß, keine besonders praktische Farbe für unterwegs, aber es war kein
bisschen zerknittert. Der schmale Rock reichte bis knapp über die Knie und lenkte
den Blick auf sensationelle Beine. Ray spürte, wie sich sein Magen zusam-
menkrampfte. Allein schon diese Beine... Mit einiger Mühe zwang er sich, in ihr
Gesicht zu schauen, und wurde von ihren Augen verhext.
Unter der offenen weißen Jacke trug sie ein knappes T-Shirt in Blau, das ihren Augen blauen Schimmer verleihen müsste. Aber so war es nicht. Er glaubte, in diesen
Augen zu ertrinken. Grau, ohne eine Spur von Blau. Sanfte Augen, obwohl sie nun -
bestürzt wirkten? Er wusste es nicht, stellte nur fest, dass sie ziemlich blass war. Und dass sie ihre Tasche hatte fallen lassen.
Er trat vor, nutzte die Gelegenheit, sie anzufassen, ergriff ihren Oberarm, der sich unter dem Jackenärmel erstaunlich kühl anfühlte. »Ist Ihnen nicht gut? Miss
Patterson?«
Die Berührung ließ Madelyn beinahe erschauern. Sie spürte seine Körperwärme,
und seine Nähe weckte den Wunsch, das Gesicht an seinen Hals zu pressen. Nun
geriet sie erneut in Panik. Sie musste weg von hier. Mit alldem hatte sie nicht
gerechnet. Aber statt zu fliehen, riss sie sich zusammen, brachte ein Lächeln
zustande und streckte die Hand aus. »Mr. Duncan?«
Ihre Stimme hatte einen heiseren Unterton, der ihn faszinierte. Er ließ ihren
Oberarm los und schüttelte ihr die Hand. Dabei merkte er, dass sie außer schlichten
goldenen Ohrringen keinen Schmuck trug. Er mochte es nicht, wenn an jedem Finger
einer Frau Ringe steckten, schon gar nicht, wenn sie so schmale Hände hatte wie
Miss Patterson.
Während er ihre zarten Finger immer noch festhielt, wiederholte er seine Frage. »Ist Ihnen nicht gut?«
Verwirrt schluckte sie. »Doch, alles in Ordnung.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihr eigenartiges Verhalten zu erklären. Was sollte sie auch sagen? Dass sie von
plötzlichem Verlangen nach seinem Körper überwältigt worden war? Es stimmte
zwar, aber so etwas durfte man nicht gestehen. Nun müsste sie ihren Charme
sprühen lassen, um die peinliche Situation zu überspielen, doch irgendwie schaffte
sie es nicht, belanglose Konversation zu machen.
Sie musterten einander wie verfeindete Revolverschützen mitten in der Wüste,
ohne den Trubel zu bemerken, der ihre einsame Insel umbrandete. Ray betrachtete
Madelyn, nahm sich viel Zeit dafür und verbarg seine Gedanken.
Obwohl seine Augen von der Hutkrempe überschattet wurden, sah Madelyn, dass
sie dunkel waren, grün und blau und braun, mit hellen, leuchtenden Punkten, von
feinen Fältchen umgeben. Offenbar hatte er jahrelang in die Sonne geblinzelt, denn
es sah nicht so aus, als wären diese Linien durch häufiges Lachen entstanden. Sein
Gesicht wirkte streng und unnachgiebig. Sie sehnte sich nach einem Lächeln auf
seinen Lippen und überlegte, ob er jemals unbeschwert gewesen war. Anscheinend
hatte er harte Zeiten erlebt.
»Holen wir Ihr restliches Gepäck«, schlug er vor, um die stumme Konfrontation zu
beenden. Die Rückfahrt zur Ranch würde lange dauern, und es drängte ihn,
aufzubrechen. Immerhin hatte er noch eine ganze Menge zu tun.
Sein Bariton klang ein bisschen rau, was sie registrierte, bevor sie auf ihre
Reisetasche deutete. »Das ist alles.«
»Alles?«
»Ja.«
Wenn ihre gesamte Reisegarderobe in dieser kleinen Tasche steckt, hat sie offenbar
nicht vor, mich mit ihren Kleidern zu beeindrucken, dachte er. Natürlich, sie will
mich vor allem ohne Kleider beeindrucken.
Ray bückte sich, um nach der Tasche zu greifen, und umfasste Madelyns Ellbogen.
Sie war eine wandelnde Provokation, völlig ungeeignet für das entbehrungsreiche,
mit schwerer Arbeit ausgefüllte Leben auf einer Ranch. Aber alle seine maskulinen
Hormone sandten Signale aus. Sie würde nur einen Tag hier verbringen. Warum
sollte er dieses Beisammensein nicht genießen? Ein letztes Abenteuer, ehe er eine
Frau heiratete, die besser zu ihm passte.
Abends würde er Miss Patterson zum Essen ausführen und dann vielleicht mir ihr im
»Jasper's« tanzen. Wenigstens für eine kleine Weile wollte er sie in den Armen
halten, ihren weichen Körper spüren, ihr Parfüm riechen. Wer weiß, vielleicht
würden sie nach der Rückkehr
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