Tiffany Duo 40
Zuchtbullen und über viertausend Rinder. Fünfzig
Leute arbeiteten für mich. Dann ließ ich mich scheiden.«
Er hob einen Arm und legte ihn auf die Rückenlehne der Schaukel. Madelyn sah nur
sein Profil, aber sogar im Dunkeln bemerkte sie den bitteren Zug um seinen Mund.
Und sie hörte auch, wie wütend seine Stimme klang.
»Alanas Familie hat gute Beziehungen zu einem Richter«, fuhr Ray fort. »Er erklärte, nach zwei Ehejahren würde meiner Frau die Hälfte meines Vermögens zustehen. Sie
bestand auf einer entsprechenden Summe in bar, und deshalb machte ich Bankrott.
Um Alana auszuzahlen, musste ich Grund und Boden verkaufen, der sich seit über
hundert Jahren im Besitz meiner Familie befunden hatte. Das war vor sieben Jahren.
Seither rackere ich mich Tag für Tag ab, um die Ranch einigermaßen in Gang zu
halten. Dieses Jahr sieht es endlich so aus, als könnte ich einen kleinen Gewinn
erzielen. Ich wünsche mir Kinder - jemanden, dem ich die Ranch hinterlassen kann.
Aber diesmal werde ich eine Frau aussuchen, die besser zu mir passt.«
Sein Bericht bestürzte Madelyn. Trotzdem fragte sie in scharfem Ton: »Und was
halten Sie von der Liebe? Spielt sie überhaupt eine Rolle in Ihren Plänen?«
»Nein«, antwortete er ausdruckslos.
»Und wenn Ihre Frau mehr will als eine gemeinsame Zukunft, die Ranch und
Kinder?«
»Ich möchte ihr nichts vormachen. Sie soll von Anfang an wissen, welchen
Standpunkt ich vertrete. Aber ich werde ein
guter Ehemann sein, nicht fremdgehen und sie niemals schlecht behandeln. Von ihr
verlange ich nur Loyalität und Arbeitseifer. Und sie muss dieselben Wertmaßstäbe
haben wie ich.«
»Und als Zuchtsrute zur Verfügung stehen«, ergänzte Madelyn.
»Das auch«, stimmte er zu.
Schmerzliche Enttäuschung stieg in ihr auf. Er würde eine andere heiraten. Mühsam
beherrschte sie sich. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Hoffentlich werden Sie
diesmal eine gute Ehe führen. Gibt es noch mehr Bewerberinnen?«
»Nur zwei. Wenn sich eine dieser Frauen für das Ranchleben interessiert, werde ich
ihr wahrscheinlich einen Antrag machen.«
Er sprach so beiläufig, als ginge es um ein geschäftliches Abkommen. Und mehr war
es auch nicht - obwohl er mit seiner Geschäftspartnerin zu schlafen beabsichtigte.
Madelyn hätte weinen können über diese Verschwendung seiner Leidenschaft, doch
sie bewahrte die Fassung. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Niederlage
hinzunehmen. Sie musste versuchen Ray zu vergessen, um nicht all die Männer, die
ihr im Lauf ihres Lebens noch begegnen würden, an ihm zu messen.
Das Dunkel verbarg den Kummer in ihren Augen. »Ich würde jetzt gern in mein
Zimmer gehen.«
3. KAPITEL
Madelyn war sehr still, als sie am nächsten Morgen nach Billings fuhren. Sie hatte
eine schlaflose Nacht hinter sich und konnte den Gedanken, Ray nie wiederzusehen,
kaum ertragen. Aber es ließ sich nicht ändern. Und sie war fest entschlossen, ihre
Verzweiflung zu verbergen. Wenn sie um ihn weinte, was sie am liebsten getan
hätte, würde sie nichts erreichen.
Er sah müde aus - kein Wunder, nachdem er an diesem Morgen ebenso zeitig
aufgestanden war wie am Vortag, und jetzt musste er auch noch die Fahrt auf sich
nehmen.
»Tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache«, sagte sie.
Ray warf ihr einen kurzen Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf die
Straße richtete. »Auch Sie haben diese Reise umsonst unternommen. Es war für uns
beide vergebliche Mühe.«
Sie rangierte also unter der Rubrik »vergebliche Mühe«. Hatten ihr die Bewunderer
in all den Jahren immer nur geschmeichelt?
Eine halbe Stunde vor dem Start der Maschine erreichten sie den Flughafen. Er hat
es gut getimt, dachte sie. Einerseits brauchte sie sich nicht übermäßig zu beeilen,
andererseits fehlte die Zeit für eine längere Abschiedsszene. Darüber war Madelyn
froh. Sie wusste nicht, wie viel sie noch verkraften konnte.
»Sie brauchen nicht zu parken, Ray«, sagte sie. »Lassen Sie mich einfach nur
aussteigen.«
Wieder warf er ihr einen Blick zu, der diesmal seltsamerweise ärgerlich wirkte. Aber er gab keine Antwort, parkte den Lieferwagen und ging zur anderen Seite, um die
Beifahrertür zu öffnen.
Rasch sprang sie hinaus, bevor er ihr einen Arm um die Taille schlingen und sie
herausheben konnte.
Die Lippen grimmig verkniffen, ergriff er die Reisetasche und legte eine Hand auf
Madelyns Rücken, als er sie ins Flughafengebäude
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