Tiffany Duo 40
führte. Heute trug sie wenigstens
einen Rock, in dem sie ungehinderte Bewegungsfreiheit hatte. Aber die Art und
Weise, wie die Falten um ihre Beine schwangen, fand er genauso entnervend wie
jenen knappen weißen Rock. Diesen hier würde man viel leichter nach oben
schieben können.
Als sie zur Absperrung kamen, wurde der Flug aufgerufen. Mühsam zwang Madelyn
sich zu einem Lächeln und reichte Ray die Hand. »Leben Sie wohl. Und viel Glück.
Hoffentlich finden Sie die richtige Frau.«
Er griff nach ihrer Hand, spürte den Kontrast zwischen ihren
zarten Fingern und seinen rauen Schwielen. Am ganzen Körper würde sie sich seidig
und glatt anfühlen. Und deshalb schickte er sie weg.
Ihre weichen Lippen öffneten sich, sie wollte etwas sagen, und da erfasste ihn heiße Sehnsucht, überwand alle Barrieren. »Ich muss einfach wissen, wie du schmeckst«,
flüsterte er, zog Madelyns Hand nach oben und legte sie in seinen Nacken. »Nur ein
einziges Mal.« Den anderen Arm schlang er um ihre Taille und beugte den Kopf
hinab.
Es war kein höflicher Abschiedskuss. Leidenschaftlich und fordernd presste er seinen Mund auf ihren. Madelyn schlang auch den zweiten Arm um seinen Nacken und
klammerte sich an Ray, weil ihre Beine nachgaben.
Drängend öffneten seine Lippen ihren Mund, seine Zunge spielte mit ihrer. Er
drückte sie fest, fast schmerzhaft an sich. Immer deutlicher fühlte sie die Stärke
seines Verlangens. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Stimmengewirr der Leute.
Doch die waren unwichtig. Nur Ray zählte. Er erregte sie, befriedigte sie, verzehrte sie. Den Kopf zur Seite geneigt, presste er ihren Kopf an seine Schulter und küsste
sie mit jener sinnlichen Glut, die er schon bei der ersten Begegnung ausgestrahlt
hatte.
Madelyns Herz schlug wie rasend. Längst hatte wildes Entzücken den anfänglichen
Schock besiegt, und es wuchs, erzeugte eine fast unerträgliche Spannung. Begierig
erwiderte sie die Liebkosungen seiner Zunge. Er erschauerte und drückte sie so fest
an sich, dass sie an seinen Lippen stöhnte. Sofort lockerte er die Umarmung und hob
den Kopf.
Sie rangen nach Atem und starrten sich an. Unverhohlenes Verlangen verschleierte
Rays Augen, seine Lippen glänzten feucht von dem überwältigenden Kuss. Er wollte
sich wieder herabbeugen, doch da wurde der Flug zum zweitenmal aufgerufen.
Langsam und widerstrebend ließ er Madelyn los.
Ihr ganzer Körper schien nach ihm zu schreien. Sie wartete und hoffte, er würde sie
auffordern, bei ihm zu bleiben. Statt dessen sagte er: »Du solltest jetzt gehen. Sonst verpasst du
deinen Flug.«
Madelyn konnte nicht sprechen, und so nickte sie nur und eilte auf unsicheren
Beinen davon. Sie drehte sich nicht um. Eine erwachsene Frau durfte nicht wie ein
kleines Kind heulen, und genau das hätte sie getan, wäre sie seinem Blick noch
einmal, für wenige Sekunden, begegnet.
Zuversichtlich, voll freudiger Erwartung war sie in Billings aus der Maschine
gestiegen. Vierundzwanzig Stunden später trat sie die Rückreise an, in tiefer
Verzweiflung.
Robert holte Madelyn vom New Yorker Flughafen ab, und das verriet ihr, welch
große Sorgen er sich gemacht hatte.
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und sah, wie seine hellen Augen sie prüfend
ansahen. Natürlich merkte er sofort, in was für einem Zustand sie sich befand. Ihr
Lächeln erlosch, und sie sank in seine Arme. Angestrengt holte sie Luft, während sie nach Fassung rang.
»Ich bringe ihn um«, sagte Robert leise, fast sanft.
Sie schüttelte den Kopf und atmete noch einmal tief durch, ehe sie zu sprechen
begann. »Unsinn, er hat sich wie ein Gentleman benommen. Er ist ein erdhafter Typ,
der Tag für Tag hart arbeitet, und er meint, ich würde nicht zu ihm passen.«
Liebevoll wiegte er sie in seinen Armen hin und her. »Und das hat dein
Selbstwertgefühl verletzt?«
Madelyn hob den Kopf. Diesmal brachte sie ein echtes Lächeln zustande, obwohl es
noch immer ziemlich unsicher wirkte. »Nein. Aber ich glaube, es ist ihm auf Anhieb
gelungen, mein Herz zu brechen.«
Forschend schaute er sie an. »In einem einzigen Tag kann man sich nicht verlieben.«
»Manchmal schon. Leider erwidert er meine Gefühle nicht, und ich muss damit
leben.«
»Vielleicht ist es gut so.« Den Arm um ihre Schultern gelegt, führte Robert sie zum
Ausgang des Flughafengebäudes. »Ich habe einen Detektiv beauftragt,
Erkundigungen über Ray Duncan einzuziehen. Ja, ich weiß, du hast gesagt, ich
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