Tiffany Duo 40
Westküste. Oder auf die
Fidschi-Inseln. Dort hatte Robert zwar keine Geschäftsinteressen, aber trotzdem...
Madelyn faltete die Zeitung auseinander, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und
legte die Beine auf den Schreibtisch. Diese Entscheidung konnte warten. Mit dem
Problem befasste sie sich schon seit einiger Zeit, und es würde immer noch
existieren, wenn sie die Zeitung gelesen hatte.
Sie liebte Zeitungen aus anderen Städten, besonders aus kleineren, und
hauptsächlich die Klatschspalten in den Sonntagsbeilagen. Das Blatt aus Omaha war
zwar auflagenstark für derlei gemütlichen Tratsch, strahlte aber ein Mittelwesten-
Flair aus, das sie daran erinnerte, dass auch außerhalb von New York City Menschen
lebten. Die Bewoh-
ner dieser riesigen Steinwüste neigten dazu, sich völlig von ihr verschlingen zu
lassen. Madelyn hingegen interessierte sich auch für andere Lebensstile - nicht, weil ihr New York missfiel, sondern weil sie von unbändiger Neugier erfüllt war.
Die weltpolitischen Ereignisse ließ sie links liegen - die wurden in Omaha nicht
anders dargestellt als in New York. Und so informierte sie sich über Lokalneuigkeiten aus dem Mittelwesten. Sie erfuhr, dass die Dürre den Farmern und Ranchern zu
schaffen machte, wer geheiratet hatte und wer heiraten wollte. Dann sah sie den
Anzeigenteil durch, verglich die Grundstückspreise in Omaha mit denen in New York
und staunte wie immer über die gewaltigen Unterschiede.
Schließlich fiel ihr Blick auf die Heiratsannoncen. Eine dieser Anzeigen erregte ihre Aufmerksamkeit.
»Gesucht: Ehefrau für Rancher. Muss charakterfest, arbeitswillig und bereit sein, Kinder zu bekommen. Alter: Zwischen 25 und 35. «
Interessentinnen wurden gebeten, sich per Postfach in Billings, Montana, zu
melden.
Madelyn wusste nicht, ob sie lachen oder sich argem sollte. Offenbar suchte der
Mann eine Kombination von Zuchtstute und Rancharbeiterin. Andererseits zeigte er
eine fast brutale Offenheit, was seine Vorstellungen anging, und das war eine
erfrischende Abwechslung angesichts der Heiratsanzeigen in New Yorker Zeitungen
und Magazinen, die zum Beispiel lauteten:
» Einfühlsamer Wassermann sucht New Age-Frau, um mit ihr die Bedeutung des
Universums zu ergründen. «
Solche Annoncen verrieten überhaupt nichts über den Typ, der sie formuliert hatte.
Und was teilte ihr diese besondere Anzeige über den Rancher mit, abgesehen von
seiner Ehrlichkeit? Da er sich Kinder wünschte, konnte er nicht allzu alt sein,
wahrscheinlich um die Vierzig. Und da er eine charakterfeste Frau suchte, war er
vermutlich kein Partylöwe, sondern eher ein ernsthafter, hart
arbeitender Mensch, der keine Zeit fand, um auf Brautschau zu gehen.
Vor einigen Wochen hatte Madelyn einen Artikel über Heiratsannoncen gelesen.
Das Thema interessierte sie, aber die Unpersönlichkeit, die damit zusammenhing,
gefiel ihr nicht. Offenbar machten gewisse Leute gute Geschäfte mit Asiatinnen, für
die sie Ehepartner in westlichen Nationen suchten. Aber neuerdings gaben auch
Farmer und Rancher in schwach besiedelten US-Staaten solche Anzeigen auf, ganz
einfach, weil in diesen Gegenden so wenige Frauen lebten. Es gab sogar ein
Magazin, das sich ausschließlich dieser Art von Heiratsvermittlung widmete.
Wenn man auf eine solche Annonce antwortete, verpflichtete man sich zu nichts,
nur zu einem Treffen. Dabei lernte man jemanden kennen, genauso, wie man
diesem oder jenem Menschen auf andere Weise zum erstenmal begegnete.
Madelyn faltete die Zeitung zusammen und wünschte, sie hätte was anderes zu tun,
als über Heiratsanzeigen nachzudenken.
Sie könnte nach oben gehen und mit der Faust auf Roberts Schreibtisch schlagen,
aber das würde ihr nichts nützen. Er schätzte es ganz und gar nicht, in die Enge
getrieben zu werden, und wäre niemals bereit, die reibungslose Funktion seiner
Büros zu stören, indem er Madelyn mit einer Aufgabe betraute. Nach dem Tod ihrer
Großmutter und ihrer Mutter hatte er sie eingestellt, um ihrem Leben einen neuen
Inhalt zu geben. Inzwischen wussten sie jedoch beide, dass der Job keinen Zweck
mehr verfolgte. Nur Madelyns unheilbarer Optimismus hatte sie veranlasst, so lange
bei der Stange zu bleiben - in der Hoffnung, eines Tages wirklich beschäftigt zu
werden. Wenn sie mit der Faust auf den Schreibtisch ihres Stiefbruders schlug,
würde er sich belustigt zurücklehnen, ein Lächeln auf den Lippen, das seine Augen
nicht erreichte, und sagen:
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