Tiffany Duo 40
treffen wie mit den beiden anderen - falls sie noch interessiert war,
wenn er ihr schrieb.
Ray schlug mit dem zusammengefalteten Brief gegen seinen Schenkel, während er
das Postamt verließ und zu seinem Lieferwagen ging. Die ganze Sache kostete ihn
viel zuviel Zeit. Im Juli wollte er das alles geregelt haben, und jetzt war schon Mitte Mai. Innerhalb der nächsten sechs Wochen musste er eine Frau finden.
Madelyn ließ beinahe ihre Post fallen, als sie die MontanaAdresse auf dem Absender
des schlichten weißen Umschlags las. Nur neun Tage waren verstrichen, seit sie die
Annonce beantwortet hatte. Also musste der Rancher fast postwendend
zurückgeschrieben haben. In diesen neun Tagen hatte sie sich eingeredet, sie würde
nichts von ihm hören.
Sie setzte sich an ihren kleinen Esstisch, riss das Kuvert auf und begann den kurzen Brief zu lesen.
Sehr geehrte Miss Patterson, mein Name ist Ray Duncan. Ich bin vierunddreißig
Jahre alt, geschieden und kinderlos, und ich besitze eine Ranch in Zentral-Montana.
Falls Sie immer noch interessiert sind, können wir uns am Samstag in zwei Wochen sehen. Geben Sie mir bitte Bescheid, dann schicke ich Ihnen eine Busfahrkarte nach Billings.
Kein Gruß, nur die Unterschrift: »G. R. Duncan«. Was bedeutete das G? Die
Handschrift war kantig und gut leserlich, und er hatte keine Rechtschreibfehler
gemacht.
Nun kannte sie seinen Namen und sein Alter, und sie wusste, dass er geschieden
war. Zuvor hatte sie ihn nicht als realen
Menschen betrachtet, sondern als den anonymen Verfasser einer Zeitungsanzeige.
Jetzt war er eine ganz bestimmte Person - und offenbar vielbeschäftigt, wenn er erst am Samstag in zwei Wochen Zeit fand, um sie zu treffen. Bei diesem Gedanken
lächelte Madelyn unwillkürlich. Eigentlich erweckte er nicht den Eindruck, dass er
dringend eine Ehefrau brauchte, sonst müsste er es etwas eiliger haben, sie
kennenzulernen. Vermutlich steckte er bis zum Hals in Arbeit. Wie sein Brief verriet, war er geschieden. Vielleicht hatte seine erste Frau ihn verlassen, weil die Ranch ihn völlig beanspruchte.
Madelyn klopfte mit den Fingernägeln auf den Brief und studierte die Handschrift.
Sie war fasziniert, und ihre Neugier wuchs. Ja, sie wollte diesen Mann kennenlernen.
Madelyn S. Patterson antwortete prompt, im Gegensatz zu den beiden anderen
Frauen. Die hatten sich noch nicht gemeldet. Er öffnete das Kuvert und las den Brief.
Sehr geehrter Mr. Duncan, ich werde an dem Tag, den Sie vorgeschlagen haben, in
Billing eintreffen. Aber ich kann nicht erlauben, dass Sie die Reisekosten
übernehmen, da wir uns fremd sind und unsere erste Begegnung möglicherweise
keine Konsequenzen haben wird. Meine Maschine landet um 10 Uhr 39. Ich hoffe,
das lasst sich mit Ihren Plänen vereinbaren. Ein Flugplan liegt bei. Bitte
benachrichtigen Sie mich, wenn Sie einen anderen Ankunftstermin vorziehen.
Er hob die Brauen. Hm. Also wollte sie nicht mit dem Bus fahren, sondern fliegen.
Ein zynisches Lächeln verzog seine Lippen. Auch er flog sehr gem. Früher hatte er
sogar eine eigene Maschine besessen - vor der Scheidung von Alana. Seine Ehefrau
sorgte dafür, dass er sich seit Jahren keine Flugtickets mehr leisten konnte,
geschweige denn ein eigenes Flugzeug zu benutzen. Einerseits wusste er es zu
schätzen, dass Miss Patterson ihm die Spesen ersparte. Andererseits verletzte es
seinen Stolz, dass er ihr kein Flugticket schicken konnte. Sogar die Busfahrkarte
hätte sein Budget erheblich belastet. Wenn Miss Patterson herausfand, wie seine
finanzielle Situation
aussah, würde sie vermutlich gleich wieder kehrtmachen. Mit dieser Frau konnte es
unmöglich klappen, aber er wollte sich vergewissern, denn es war keineswegs so,
dass die Bewerberinnen ihm die Tür eintraten.
Madelyn lud Robert für den Donnerstag vor dem Samstag, wo sie nach Montana
fliegen würde, zum Dinner ein. Wie sie wusste, war er am Freitag verabredet, und
sie wollte allein mit ihm reden.
Pünktlich um acht erschien er und ging zu ihrem kleinen Barschrank, wo er sich
einen doppelten Scotch mit Wasser eingoss. Er prostete ihr zu.
Madelyn hob ihr Weinglas. »Auf ein Rätsel.«
Er zog die elegant geschwungenen Brauen hoch. »Meinst du dich selbst?«
»Nein, ich bin ein offenes Buch.«
»In einer unbekannten Sprache geschrieben?«
»Und wenn man deine Buchdeckel mal aufschlägt - welche Sprache würde man
dazwischen finden?«
Er zuckte die Schultern. Seine Augen lächelten immer noch,
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