Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
wollte Audrey wissen.
Hawk schüttelte den Kopf. “Nein. Die Leitungen sind immer noch unterbrochen.”
“Ist der Sheriff informiert?”, fragte Gray.
Hawk schob seinen Stetson nach hinten. “Ich bin gerade auf dem Weg zu John Toosla, um zu telefonieren. Da die Brücke weg ist, musste ich ein Pferd nehmen.” Er klopfte dem Tier auf den Hals.
“Hast du Richards Waffe gefunden?”
“Sicher”, entgegnete Hawk. “Er hatte sie in der Hand. Eine 38-mm-Waffe.”
Gray wandte sich ab und blickte starr vor sich hin. Soweit er wusste, besaß Richard keine solche Waffe. Irgendwo da draußen war derjenige, dem sie gehören musste. Selbst wenn er Howard Lambert nicht gesehen hätte, wusste er, dass Richard auf keinen Fall auf sie geschossen hätte. Gray verzog das Gesicht. Die Teile bildeten ein Puzzle, das ihm überhaupt nicht gefiel.
Er und Audrey waren nicht tot. Und sein Cousin hatte bestimmt nicht Selbstmord begangen.
Er war ermordet worden.
11. KAPITEL
“Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, Richards Tod für einen Selbstmord zu halten”, sagte Gray einige Stunden später zu dem Arzt.
Er war nicht in der Stimmung, vernünftig zu sein, und er hatte Fragen, auf die nur er sich selbst glaubwürdige Antworten geben konnte. Bis zum Pueblo war es ein langer Ritt gewesen, wo er Audrey in Francies Obhut gelassen hatte. Francie war die einzige Person, der er Audrey anvertrauen wollte, bis er selbst gesehen hatte, wo Richard gestorben war.
Danach war er zur Ranch zurückgekehrt, während Hawk über den Fluss geritten war, um ein funktionierendes Telefon zu finden. Einige Stunden später war ein Helikopter mit dem Doktor und einem jungen Sheriff gekommen.
“Für mich ist die Sache eindeutig.” Der Arzt machte sich einige Notizen und blickte Gray an. “Ich verstehe, wie schwer das für Sie als Verwandter ist, aber er hat sich das Leben genommen.”
“Ich habe schon genügend Selbstmorde gesehen, und ich sage Ihnen, niemand schießt sich in die Brust …”
“Vielleicht ist die Waffe vorzeitig losgegangen.”
Gray wusste, dass der Mann ein guter Hausarzt war, aber kein Pathologe. Wenn er überhaupt in den letzten Jahren einen einzigen Mord untersucht hätte, wäre Gray überrascht gewesen. Er hatte keine Ahnung, wie man einen Verbrechensschauplatz analysierte.
Der Sheriff war im Urlaub, und der junge Deputy, der wirkte, als käme er direkt von der Highschool, war auch keine Hilfe. Mit einem Mord war er noch nie konfrontiert worden.
Der Blick des Arztes fiel auf Richards Hand, die die Pistole festhielt. “Und außerdem haben wir die Nachricht.”
“Ja, das stimmt. Nur, was besagt das schon.” Gray ging zur Kommode, wo man sie gefunden hatte. “‘Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht’”, las er vor. “‘Nachdem ich Gray Murdoch und Audrey Sussman getötet hatte, begriff ich, dass ich nicht mehr weiterleben kann.’”
“Leute mit Selbstmordgedanken denken oft nicht sehr rational”, wandte der Doktor besänftigend ein.
“Er hatte keine Selbstmordgedanken.” Gray durchbohrte den Doktor mit Blicken. “Außerdem bin ich nicht tot, wie er schreibt. Es war Mord. Suchen Sie nach Pulverresten auf seiner Hand. Ich wette, er hat diese Waffe nicht abgefeuert”, beharrte Gray.
“Sicher, das wird in der Autopsie geprüft werden.”
“Wann haben Sie zum letzten Mal einen Mord untersucht?”, fragte Gray ruhiger, als er sich eigentlich fühlte. “Ich war sechs Jahre lang Beamter in der Mordkommission und habe mehr Morde untersucht, als ich zählen kann, und ich sage Ihnen, das ist kein Selbstmord.”
“Man sieht, was man sehen will.” Der Arzt zuckte die Schultern. Innerhalb kurzer Zeit beendete er seine Arbeit. Richards Leiche wurde in den Helikopter geladen, der Deputy und der Arzt kletterten hinein, und der Hubschrauber hob in einer Staubwolke ab.
Gray ging ins Haus durch den Flur zu Richards Zimmern. Auf dem Navajoteppich in der Mitte des Raumes war ein dunkelroter Fleck. Gray öffnete ein Fenster, durch das frische Luft hereinströmte. Er erinnerte sich an den Brauch, ein Fenster offen zu lassen, damit die Seele des Verstorbenen hinausgelangen konnte.
“Hier bleibt nicht mehr viel zu tun”, sagte Hawk von der Tür her.
“Nein”, stimmte Gray zu und ließ seine Blicke durch den Raum schweifen.
“Ich verstehe, warum du denkst, dass Richard ermordet wurde”, meinte Hawk und trat ein. “Aber vielleicht hat der Arzt doch Recht.”
“Wenn nicht, dann gibt es da draußen jemand,
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