Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
hatte —, hatte sie ihrer Tante Helen versprochen, dass sie zurückkommen würde. Zurückkommen, um den Namen ihres Vaters endlich von dem furchtbaren Verbrechen reinzuwaschen, das mit seinem Namen verbunden war.
Doch leider konnte sie das nicht von Dallas aus tun. Sie musste an den Schauplatz des Geschehens zurückkehren und konnte nur hoffen, dass sie ihrer Aufgabe gerecht werden würde, obwohl inzwischen elf Jahre verstrichen waren.
Aber hier zu sein war doch viel schwieriger, als sie gedacht hatte. Außerdem hatte sie nicht mit der Furcht gerechnet, die sie ergriffen hatte, als sie durch die kalten, dunklen Räume gegangen war.
Doch trotz ihrer Angst zwang Serena sich, weiterzugehen, und schließlich fand sie zu ihrer Erleichterung auch den Lichtschalter. Sie war zwar nicht abergläubisch, und sie glaubte auch nicht an Geister. Dafür war sie viel zu sehr die Tochter ihres Vaters, der ein ausgesprochen rationaler Mann gewesen war.
Aber das Haus war voller Erinnerungen, und die meisten davon waren alles andere als angenehm. Am schlimmsten war die Erinnerung an die letzte Nacht, die sie hier verbracht hatte. Serena wusste, dass es sie viel Kraft kosten würde, um hierzubleiben und ihr Versprechen einzulösen.
Gleichzeitig wusste sie, dass es sein musste. Um ihres Seelenfriedens willen musste sie ein für allemal die Wahrheit herausfinden. Das war sie dem Geist ihres Vaters schuldig, aber das schuldete sie auch sich selbst.
Nach dem Tod ihres Vaters war das Haus an Tante Helen gefallen. Diese hatte es nie vermieten wollen, aber es war unwahrscheinlich, dass sich ein Mieter dafür gefunden hätte. Nachdem die Polizei alle Spuren sichergestellt hatten, waren nur noch die Leute von der Reinigungsfirma hier gewesen, die dafür sorgten, dass das Haus nicht völlig verwahrloste.
Serena hatte nicht den Eindruck, dass sie ihre Aufgabe sehr genau nahmen. Langsam stieg sie die Treppe hoch und betrat das Arbeitszimmer ihres Vaters. Auf allen Möbeln hing dicker Staub. Serena nahm sich vor, die Firma bei nächster Gelegenheit anzurufen. Das Haus war zwar groß, aber schließlich wohnte im Moment niemand hier.
Sie konnte sich noch sehr genau an das strenge Regime erinnern, mit dem ihre Mutter den Haushalt geführt hatte. Keiner von ihnen hätte es jemals gewagt, ein Buch herumliegen zu lassen oder irgendwo Dreck zu machen. Eine große Anzahl Personal sorgte ständig dafür, dass alles in einem makellosen Zustand war. Leider gingen die Haushälterinnen und Zimmermädchen in den meisten Fällen wieder so schnell, wie sie gekommen waren, denn nicht einer von ihnen gelang es, Carolyn McKees hochgespannte Erwartungen zu erfüllen. Und das galt nicht nur für das Personal.
Plötzlich vernahm Serena von unten einen Laut, und sie erstarrte. Angestrengt lauschte sie, konnte jedoch nichts hören. Wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht, oder ihre Nerven spielten ihr einen Streich.
Kein Wunder, schließlich war sie nach langer Zeit endlich wieder hier. Sie war damals, in jener schrecklichen Nacht, auch die erste gewesen, die das Verbrechen entdeckt hatte. Sie war es gewesen, die den Leichnam ihrer Mutter entdeckt hatte. Ihre Mutter war ein Opfer der jähen Wut ihres Vaters geworden – ihres Vaters, der wie ein zusammengekauertes Bündel Elend am Boden vor der Tür zum Schlafzimmer gehockt hatte. In den letzten elf Jahren hatte Serena immer wieder versucht, diese schrecklichen Bilder aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Kein Wunder, dass sie unter diesen Umständen nervös war.
Aber plötzlich vernahm sie erneut ein undefinierbares Geräusch. Ein Schlurfen über den Dielenboden. Irgendjemand war im Haus!
Eiskalte Furcht ergriff ihr Herz, doch bevor sie noch lange nachdenken konnte, wurde ihr sofort eines klar: Sie musste sich schützen.
Als sie sich nach einer Waffe umsah, erblickte Serena den eisernen Schürhaken, der neben dem Kamin lehnte. Entschlossen ergriff sie ihn und fühlte sich sofort besser. Sie sollte die Polizei rufen, andererseits … vielleicht war es ja nur eine Katze, die sich verirrt hatte. Serena hatte keine Lust, halb Bedford aufzuwecken, sie wollte so wenig Aufsehen erregen wie möglich.
Bestimmt wäre Onkel Dan, der beste Freund ihres Vaters, sofort gekommen, wenn sie ihm Bescheid gesagt hätte. Aber damals hatte die Polizei das ganze Haus auf den Kopf gestellt, und Serena wollte so etwas nicht noch einmal erleben.
Vorsichtig schlich sie sich die Treppen hinunter, den Schürhaken noch immer fest in der
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