Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
träume oder nicht.”
Es kostete Serena große Überwindung, aber schließlich gelang es ihr, seine Hand abzuschütteln.
“Das ist kein Traum”, erwiderte sie kühl und drehte sich schnell um, damit er nicht sehen sollte, wie sehr seine Worte sie getroffen hatten.
“Können wir jetzt gehen?”
“Natürlich.” Was war nur über ihn gekommen? Wie hatte er sich so gehen lassen können?
“Fein. Wie sehe ich aus?”
“Wunderbar.”
Die ehrliche Bewunderung in seiner Stimme ließ Serena vor Freude erröten, und den Bruchteil einer Sekunde lächelte sie wieder so bezaubernd wie damals. Es traf Cameron mitten ins Herz.
“Also gut, dann lass uns gehen”, meinte sie und verließ vor ihm das Zimmer.
Falls Dan Olson über Serenas plötzliches Erscheinen überrascht war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er begrüßte sie herzlich, schüttelte ihr die Hand und umarmte sie dann sogar – zu Camerons großer Überraschung, der solche Gefühlsbezeugungen von ihm gar nicht kannte.
“Setz dich”, forderte er Serena auf und wies auf den Stuhl vor seinem großen Schreibtisch. Er betrachtete sie wohlwollend.
“Wie geht’s dir? Wo hast du die ganze Zeit über gesteckt?”
Serena fragte sich, was sie darauf antworten sollte. Wie konnte sie ihm von der Bürde erzählen, die all diese Jahre auf ihr gelastet hatte? Sie hatte es irgendwie geschafft, über die Runden zu kommen. Sie war erwachsen geworden, war zur Schule gegangen, hatte einen Abschluss, nein, zwei gemacht. Doch vor allem hatte sie versucht, alles zu vergessen. Das dachte sie, aber natürlich sagte sie nichts davon.
“Mir geht es gut”, erwiderte sie ruhig. “Cameron hat mir erzählt, dass du nichts dagegen hast, mich zu empfangen.”
“Nichts dagegen?”, wiederholte Olson überrascht. “Aber natürlich, wie kannst du daran zweifeln? Hör zu, ich mache dir einen Vorschlag. Wie wär’s, wenn wir beide zusammen Mittag essen, und dann kannst du mir alles erzählen.”
Serena war einverstanden. Schließlich war Olson früher fast wie ein zweiter Vater für sie gewesen. Und es gab eine Menge Fragen, die sie ihm stellen wollte. Sie lächelte ihn an.
“Gute Idee!”
Cameron konnte es selbst kaum glauben, aber er hörte sich seinen Chef fragen: “Haben Sie was dagegen, wenn ich mitkomme?”
6. KAPITEL
Olson zögerte eine Minute. Dann sah er Cameron an und entgegnete schulterzuckend: “Warum nicht? Sie haben sich eine warme Mahlzeit verdient, Reed. Was ist mit dir, Serena? Hast du etwas dagegen?”
Es sah fast so aus, als könnte sie ihn nicht loswerden. Aber Olson gegenüber wollte sie ihre Bedenken nicht äußern.
“Nein, überhaupt nicht”, erwiderte sie daher fest.
Cameron spürte, dass es ihr im Grunde nicht recht war, und normalerweise hätte er sein Ansinnen sofort zurückgezogen. Aber dies hier waren keine normalen Umstände, hier ging es um mehr als nur um Gefühle. Nachdem alle drei das Zimmer verlassen hatten und er hinter Olson und Serena herging, erkannte er, dass er sich ihr gegenüber immer noch verantwortlich fühlte.
Im Restaurant des Heritage-Plaza-Shopping-Centers rührte Serena ihren Kaffee und den Blaubeermuffin kaum an. Sie hatte in den letzten Tagen sowieso keinen Appetit gehabt.
“Ich kann mich noch gut an die Orangenbäume erinnern, die hier standen”, sagte sie versonnen.
Doch der Orangenhain hatte einem Parkplatz weichen müssen, den die Kunden des Shopping-Centers benutzten. Direkt daneben befand sich eine gigantische Autowaschanlage. Überall herrschte hektische Betriebsamkeit.
“Nicht nur du”, entgegnete Olson, der ein herzhaftes Frühstück zu sich nahm. “Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als Bedford eine Stadt und keine City war.” Er lächelte die Kellnerin an, die gekommen war, um ihm Kaffee nachzuschenken. “Orangenbäume gibt es hier schon lange nicht mehr. Außer bei dir am Haus.”
Serena nickte. “Ja, im Moment blühen sie ganz prächtig.”
“Es geht das Gerücht um, dass die Bedford Company das Land gern kaufen würde, um einen Golfplatz darauf zu bauen”, meinte Olson.
Die Vorstellung entsetzte Serena.
“Ohne mich”, erwiderte sie heftig. “Das Letzte, was Bedford braucht, ist ein Golfplatz.”
Ihre leidenschaftliche Erwiderung überraschte Olson. Bisher war Serena das Ebenbild ihrer Mutter gewesen – kühl und beherrscht.
“Manche Leute würden sagen, wir brauchen keine Orangenbäume, wenn wir Supermärkte bauen können, die vielen Menschen Arbeit
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