Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Frau eigentlich nichts dagegen, wenn du stundenlang vor dem Bildschirm sitzt?”, fragte er neugierig.
“Du wirst es nicht glauben”, lachte Martinez, “aber sie hat gar nichts dagegen, im Gegenteil. Seit langem verstehen wir uns jetzt wieder prächtig. Wir streiten uns nicht mehr miteinander, es ist genau wie am Anfang.”
Langsam näherten sie sich dem Polizeigebäude.
“Was ist mit deinem Bericht? Hast du ihn schon fertig?”, erkundigte sich Martinez.
Cameron stöhnte. Im Gegensatz zu seinem Partner, für den solche Dinge überhaupt kein Problem darstellten, hasste er jede Form von Schreibarbeit.
“Wie es aussieht, werde ich die ganze Nacht am Schreibtisch verbringen müssen”, sagte er düster.
“Warum legst du dir kein Laptop zu?”, fragte Martinez ihn zum hundertsten Mal. “Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr das die Arbeit erleichtert. Es wird Zeit, dass du endlich in der Neuzeit landest, Kumpel.”
“Ich werd’s mir überlegen”, erwiderte Cameron ebenfalls zum hundertsten Mal. Er stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und stieg aus. Er beneidete Martinez, der jetzt nach Hause fahren konnte, wo seine Frau und die Kinder auf ihn warteten.
Als er die Treppe hinaufstieg, dachte Cameron noch einmal über den Vorschlag seines Partners nach. Um ehrlich zu sein, hatte er sich mit dem Gedanken an einen Computer nie anfreunden können, obwohl er von dessen Effizienz überzeugt war. Aber im Grunde fühlte er sich zu alt dazu, jetzt noch etwas Neues zu erlernen.
Oh Gott, dachte er angewidert, ich klinge schon wie ein alter Mann. Dabei wurde er nächstes Jahr erst einunddreißig und nicht einundsechzig, wie man hätte meinen können.
Vor Olsons Büro zögerte er einen Moment. Er erstattete nicht gern Bericht, aber schließlich blieb ihm nichts anderes übrig. Martinez hatte seinen wohlverdienten Feierabend angetreten. Seufzend klopfte er an, hörte dann jedoch zu seiner Erleichterung, dass der Chef das Gebäude bereits verlassen hatte. Er hatte offenbar einen Termin mit der Bürgermeisterin und traf sich dann noch mit einem Mitglied der Stadtverwaltung.
Hoffentlich ist sie hübsch, dachte Cameron bei sich. Olson war bei Frauen sehr beliebt, aber er hatte seine Wahl getroffen – er war der ewige Junggeselle und würde es wohl auch bleiben.
Halbherzig beschäftigte Cameron sich eine Weile mit den Papieren auf seinem Schreibtisch, doch schließlich knüllte er das Blatt, das er in die Schreibmaschine eingespannt hatte, zusammen und warf es wütend in den Papierkorb. Der Bericht hat schließlich auch noch bis morgen Zeit, dachte er und erhob sich.
“Na, Meister, sind wir heute nicht inspiriert?”, fragte Vinny Scarpetti, der plötzlich im Türrahmen erschienen war. “Herzlichen Glückwunsch! Das war ein sauberer Coup! Na, wie wär’s, wollen wir beide euren Erfolg nicht feiern?”
Scarpetti war dafür bekannt, dass er jeden Anlass zum Feiern nutzte. Cameron schüttelte den Kopf und ging Richtung Tür.
“Vielleicht ein anderes Mal”, sagte er.
Sein Kollege sah ihn mitleidig an.
“Du wirst langsam alt”, bemerkte er.
Das hatte Cameron gerade noch gefehlt! Er zögerte kurz, dann drehte er sich auf dem Absatz um und schlug dem anderen auf die Schultern.
“Ach, was soll’s, du hast ja Recht”, meinte er. “Lass uns gehen! Du gibst einen aus, okay?”
“Wird gemacht, Kumpel!”
Cameron wusste genau, warum er Scarpettis Angebot angenommen hatte. Es war nicht aus Freude über die Verhaftung der Hehler gewesen, und es hatte auch nichts mit dessen Bemerkung über sein Alter zu tun. Beim vierten Bier fiel es ihm endlich wie Schuppen von den Augen. Er war nur hier, weil er nicht wieder bei Serena landen wollte. Nicht besonders schmeichelhaft, aber so war es nun einmal. Ihr Erscheinen hatte viele alte Erinnerungen ausgelöst, und er hatte plötzlich Angst gehabt, damit allein zu sein.
Als Reilly’s, ihre Stammkneipe, dann endlich zumachte, zwang Cameron sich dazu, auf dem schnellsten Weg nach Hause zu fahren. Er vermied es, den Stadtring zu benutzen, der ihn an McKee Hill vorbeigeführt hätte. Nein, er wusste, er hätte der Versuchung, Serena wiederzusehen, nicht widerstehen können. Und er hasste sich selbst für diese Schwäche.
Cameron hatte am Abend zuvor gerade noch die Kurve gekriegt, aber am nächsten Morgen war es um seine Zurückhaltung geschehen. Er verließ das Haus früher als gewöhnlich und fuhr schnurstracks zum McKee Hill.
Doch kurz vor dem Ziel wäre er fast
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