Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
geben”, entgegnete er bedächtig.
“Wahrscheinlich hätte meine Mutter dir Recht gegeben”, entgegnete Serena bedrückt.
Cameron spielte mit seinem Kaffeelöffel herum. Er hatte bisher noch nichts zu dem Gespräch beigetragen, außer sich einen schwarzen Kaffee zu bestellen. Aber er wartete darauf, dass das Gespräch sich jenen Themen zuwandte, die beide wirklich interessierten.
Er hatte den Eindruck, als würde Olson versuchen, Serena aus der Reserve zu locken, damit sie ihm den wahren Grund für ihre Rückkehr verriet. Aber bisher hatten sie sich nur über allgemeine Dinge unterhalten.
“Weißt du eigentlich, dass du deiner Mutter sehr ähnlich bist?”, fragte Olson sie in diesem Moment.
Serena sah ihn verärgert an. Sie hatte sich bewusst für den Weg entschieden, den ihr Vater gewählt hatte. Sie hatte englische Literatur studiert, weil er englische Literatur geliebt hatte. Der Vergleich mit ihrer Mutter war ihr unangenehm.
“Das sehe ich vollkommen anders”, erwiderte sie scharf.
“Versteh mich nicht falsch, Serena. Ich spreche nicht vom Charakter. Carolyn war eine harte Frau, besonders deinem Vater gegenüber. Das wussten alle. Aber sie sah gut aus.” Er seufzte tief. “Trotzdem hat keiner von uns je verstanden, warum er sie nicht schon früher verlassen hat.”
“Er hat sie nicht umgebracht!”, sagte Serena heftig. Sie biss sich auf die Lippen, denn eigentlich hatte sie nicht so impulsiv reagieren wollen.
Olson sah sie mitfühlend an. “Liebes, ich weiß, dass es für dich sehr schwer sein muss. Aber ich fürchte, du musst die Tatsache akzeptieren, dass nur er als Täter in Frage kommt. Die Fakten sprechen schließlich für sich. Man hat deine Mutter im Schlafzimmer gefunden, sie hatte eine Kugel im Kopf, die von der Waffe stammte, die dein Vater in den Händen hielt. Die gleiche Waffe, mit der er sich dann selbst erschossen hat.” Er spürte Serenas Abwehr, obwohl sie nichts dazu sagte. “Serena, wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Wenn es irgendwelche Beweise gegeben hätte, dass jemand dort eingedrungen wäre, hätten wir sie gefunden. Aber es gab nichts, nichts.”
Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar und kam sich mit einem Mal sehr alt vor. Es gab einfach Dinge, die man akzeptieren musste, auch wenn es schwerfiel.
“Ich fürchte, du wirst dich damit abfinden müssen”, sagte er resigniert. “Du weißt, ich habe deinen Vater geliebt wie meinen eigenen Bruder. Für mich ist er durch diese schreckliche Tat nicht zu einem Monster geworden, glaub mir. Nur zu einem Mann, dessen Herz gebrochen war.”
Cameron merkte, wie schwer es seinem Vorgesetzten fiel, darüber zu sprechen, und er bewunderte ihn dafür. Es war bestimmt auch für Olson nicht einfach gewesen, auf beiden Seiten des Gesetzes zu stehen.
“Ich möchte wirklich nicht schlecht über die Toten reden”, fuhr Olson fort, “aber deine Mutter war eine richtige Hexe. Eine Hexe, die das Herz deines Vaters vergiftet hat, bis nur noch Hass darin war. Trotzdem würde ich dir raten, den Fall ruhen zu lassen, Serena. Es bringt nichts, Staub aufzuwirbeln, im Gegenteil. Du könntest es eines Tages noch bereuen.”
Cameron hatte eigentlich erwartet, dass Serena Olson widersprechen würde. Aber sie nickte nur und wechselte das Thema. Cameron kam das merkwürdig vor, doch er konnte ihre Taktik nicht durchschauen.
Als sie schließlich das Restaurant verließen, hatte Olson den Eindruck, Serena von ihrem unsinnigen Vorhaben abgebracht zu haben.
“Hör zu”, sagte er auf dem Parkplatz zu ihr und ergriff ihre Hand. “Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich bitte wissen. Du bist meine Nichte, und ich als dein Patenonkel habe bisher noch nicht viel für dich tun können. Dein Vater wird sich dabei wohl etwas gedacht haben.” Er lächelte sie an. “Es würde mich freuen, wenn du mich wieder mehr an deinem Leben teilhaben lässt.”
“Natürlich”, nickte Serena. Sie vermied es, ihn anzusehen. “Aber ich bin mir noch gar nicht sicher, wie lange ich bleiben werde.”
Sie lügt, dachte Cameron bei sich. Was hatte sie nur vor?
“Verstehe.” Olson sah auf seine Uhr, dann wandte er sich an Cameron. “Würde es Ihnen etwas ausmachen, Serena nach Hause zu bringen? Ich habe leider noch einen Termin.”
Cameron nickte. Er fragte sich, was Serena davon hielt, aber ihr Gesicht war eine undurchdringliche Maske. Es schien, als wäre sie gar nicht richtig hier.
“Serena!” Olson umarmte sie zum
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