Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
bist. Ich soll dich grüßen, und er lässt dir ausrichten, dass du dich jederzeit an ihn wenden kannst.”
Sie blieb einen Moment lang stumm. Er fragte sich schon, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte. Doch dann nickte sie, zog sich die Arbeitshandschuhe aus und stopfte sie in ihre Jeanstaschen.
“Prima, vielen Dank.”
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn ich mich gleich an ihn gewandt hätte, dachte sie bei sich. Das Wiedersehen mit Cameron erschwerte ihre Aufgabe nur unnötig, und die Dinge waren schon schwierig genug.
“Also gut, dann lass uns fahren”, meinte sie.
Cameron sah sie überrascht an. “Aber doch nicht sofort!”
“Warum nicht gleich?”
“Weil …”, Cameron errötete leicht. In ihren Jeans und dem alten T-Shirt sah Serena zwar hinreißend aus, aber irgendwie fand er den Aufzug doch nicht recht passend für einen Auftritt beim Polizeichef, auch wenn dieser ihr Onkel war. Serenas Mutter hätte bestimmt dasselbe gedacht.
“Willst du nicht, äh … ich meine, willst du dich nicht vorher noch ein wenig frisch machen?”, schlug er vor.
Serena lächelte. Ihr Selbstbewusstsein hing schon lange nicht mehr allein von ihrem Äußeren ab, aber sie nickte.
“Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Gut, dann ziehe ich mich schnell um. Du brauchst nicht auf mich zu warten. Ich fahre mit meinem Auto.”
Warum stieß sie ihn immer wieder zurück?
“Aber ich bringe dich gern zu ihm”, protestierte Cameron entrüstet.
“Das ist nicht nötig.”
“Es macht mir gar nichts aus. Außerdem muss ich sowieso ins Präsidium. Auf mich wartet ein Haufen Arbeit.”
Sie zögerte kurz, dann nickte sie.
“Warte auf mich, es wird nicht lange dauern”, versprach sie ihm, schnappte sich ihren Eimer und den Spaten und eilte ins Haus.
Cameron folgte ihr langsam und sah sich interessiert im Foyer um. Serena war nicht untätig gewesen und hatte bereits alle Tücher von den Möbeln entfernt. Sie lagen jetzt zusammengehäuft auf einem Stapel in einer Ecke. Der Effekt war verblüffend. Sofort hatte der Raum etwas Wohnlicheres, er sah längst nicht mehr so abweisend aus.
“Hast du inzwischen die Reinigungsfirma angerufen?”, rief er nach oben.
Sie antwortete sofort. “Nicht nötig, das kann ich selbst machen”, rief sie zurück.
Diese Haltung hätte ihre Mutter wahrscheinlich zum Rotieren gebracht, dachte Cameron. Carolyn hatte nie selbst auch nur einen Finger gerührt, dafür waren schließlich die Hausangestellten da.
“Du hast anscheinend zu viel Energie”, meinte er und ging zu ihr hoch. Schließlich fand er sie in ihrem alten Mädchenzimmer. Sie hatte das T-Shirt ausgezogen und suchte jetzt in der Kommode nach einer sauberen Bluse.
“Nein, darum geht es nicht. Wie soll ich hier etwas finden, ohne zuerst aufzuräumen?”
Plötzlich blieb Cameron im Türrahmen wie angewurzelt stehen.
“Was ist los?”, fragte Serena, die gerade dabei war, sich die Bluse zuzuknöpfen.
Cameron konnte nichts sagen, er blieb stumm. Wie gebannt sah er auf ihren Ausschnitt, auf den weißen Spitzen BH, der darunter hervorlugte. Sofort musste er daran denken, wie sich ihre samtweiche Haut unter seinen Händen anfühlen würde, wie …
Er merkte plötzlich, dass ihm das Herz bis zum Halse schlug. Ihre Blicke trafen sich. Serena errötete tief, sie knöpfte die Bluse schnell zu. Cameron wollte sich umdrehen, aber er schaffte es nicht.
“Entschuldige”, sagte er mit hochrotem Kopf. “Mir war nicht klar …”
“Du hättest ja vorher anklopfen können.”
“Ja, natürlich, entschuldige, ich … es war nur …” Er rang um Kontrolle.
Serena ging es nicht anders. Plötzlich musste sie an die vielen Nächte denken, in denen sie keinen Schlaf gefunden und sich immer nur gefragt hatte, warum es so und nicht anders gekommen war. Sie hatte auf Schritte gelauscht, die nie kamen, hatte sich nach einer Stimme gesehnt, die sie nie mehr gehört hatte. Plötzlich spürte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte, und das machte sie noch wütender auf Cameron.
Cameron wusste, dass er das Verkehrte tat, aber die Macht, die ihn anzog, war stärker. Langsam ging er auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schultern. Dabei merkte er, dass sie zitterte. Nicht äußerlich, sondern innerlich. Sie zitterte wie eine Pappel im Wind und verfluchte sich innerlich für ihre Schwäche.
“Was … was machst du da?”, fragte sie stockend.
“Ich berühre dich”, erwiderte Cameron mit rauer Stimme. “Ich will wissen, ob ich
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