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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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verliefen, versagten ihm den Dienst. Auf seinem Gesicht hatte sich eine geisterhafte Blässe ausgebreitet, und Molly beugte sich zu ihm hinunter, legte sich seinen Arm um den Hals und hielt ihn mit einer Hand fest. Dann schlang sie ihm den anderen Arm um die Taille. Sie war an bewegungsunfähige Patienten gewöhnt, aber der Verletzte war kein kleiner Mann … er war mindestens eins fünfundachtzig groß, und obwohl er ziemlich dünn war, schätzte sie, dass er mit all diesen Muskeln, die er von der harten Farmarbeit hatte, gut hundertachtzig Pfund wog.
    Sie hievte ihn schwankend hoch, während er unterdrückt aufstöhnte und vor Anstrengung zitterte. Molly stemmte die Füße fest auf den Boden und wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war, wobei sie an diese Josefina dachte, die er nicht zurücklassen konnte. Seine Frau? Sein Kind?
    “Bereit?”, fragte sie leise, als das Zittern etwas nachgelassen hatte.
    Er nickte. Sie schleppte ihn im Schneckentempo die Böschung hinauf, und als sie schließlich auf ebenem Boden standen, forschte sie in seinem Gesicht nach Anzeichen einer drohenden Katastrophe. Aber obwohl es immer noch grau war, schaffte er es, sich auf den Beinen zu halten und den Weg zum Haus, wenn auch nur Zentimeter für Zentimeter und mit ihrer Hilfe, zurückzulegen. Nachdem sie ihn endlich im Wohnzimmer hatte, zitterte er heftig, und sie befürchtete, dass er gleich wieder ohnmächtig werden würde.
    “Señor”
, drängte sie schwer atmend. “Wen suchen Sie?”
    Er keuchte und umklammerte sein Bein. “Sie ist weggerannt … als die …” Er blinzelte und schwankte Besorgnis erregend, aber sie sah, dass er entschlossen die Zähne zusammenbiss, und nach einem Moment fuhr er fort: “Als die
migra
kam.” Er schloss die Augen und flüsterte heiser: “Josefina.”
    Es tat ihr weh, ihn so leiden zu sehen. “Sschch”, sagte sie beruhigend. “Legen Sie sich hin. Warten Sie, ich helfe Ihnen.”
    Sie bettete ihn behutsam auf die Couch, wobei er etwas auf Spanisch flüsterte, das sie nicht verstand. Ihre Sprachkenntnisse reichten gerade aus, um sich mit Patienten und deren Angehörigen zu verständigen oder einer Frau während der Geburt Trost zuzusprechen. Hier in Neu Mexiko, einem Land, in dem der größte Teil der Farmarbeit von Wanderarbeitern verrichtet wurde und wo sich mindestens die Hälfte der Einwohnerschaft untereinander seit mehr als vierhundert Jahren auf Spanisch verständigte, hatte sie zumindest so viel lernen müssen.
    Während er wieder in Bewusstlosigkeit versank, begann sie rasch und gründlich seine Verletzungen zu untersuchen. Sie wusste, was sie tun sollte — einen Krankenwagen rufen, pronto. Aber seine drängenden Bitten waren ihr zu Herzen gegangen. Sie fühlte sich verpflichtet, ihm diese Chance zu geben, vorausgesetzt, sie konnte sich seiner annehmen, ohne ihn in körperliche Gefahr zu bringen. Was wäre gewesen, wenn ihr verstorbener Mann Tim in einem fremden Land gewesen wäre und nach ihr gesucht hätte?
    Sie arbeitete seit über zehn Jahren als Krankenschwester und hatte schon unzählige Verletzungen behandelt. Geschickt schnitt sie mit einer großen Schere sein Hosenbein der Länge nach auf und legte die Wunde mit dem primitiven, aber wirkungsvollen Druckverband aus Lehm und Gras frei. Vorsichtig nahm sie ihn ab, überrascht darüber, wie gut er zusammenhielt.
    Darunter war wie erwartet eine Einschusswunde. Molly stieß eine leise Verwünschung aus. Sie tupfte die Wunde mit einem frischen Geschirrtuch ab und erspähte, wonach sie Ausschau gehalten hatte, die gewölbte Oberfläche einer Kugel, die — Gott sei Dank — nicht tief im Fleisch steckte. Er hatte Glück gehabt, nicht nur, dass kein Knochen in Mitleidenschaft gezogen worden war, sondern auch, dass die Verletzung etwas war, das Molly in den Griff bekommen würde.
    Froh, dass ihr Patient bewusstlos war, holte sie sich einen Stapel frischer Geschirrtücher, heißes Wasser und reinen Alkohol, dann entfernte sie schnell die Kugel und desinfizierte die Wunde. Wie erwartet war die Haut um das Einschussloch heiß und gerötet, ein Zeichen einer Infektion. “Mist”, brummte sie. Sie verzog mitfühlend das Gesicht, während sie die Stelle mit Alkohol reinigte und anschließend mit einer dicken Lage steriler Gaze bedeckte.
    “Gracias”
, murmelte er leicht heiser.
    Molly schaute überrascht auf. Er war also doch nicht ohnmächtig. Das war keine schmerzlose Prozedur gewesen, und sie fragte sich, wie er es geschafft

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