Tiffany Duo Band 0124
T-Shirt und Jeans, und seine Haut zeigte die tiefe Bräune eines Mannes, der den größten Teil des Tages im Freien verbringt.
Er lag auf dem Rücken. Roter Staub bedeckte einen Arm, einen Teil von seiner Seite und seine Beine, als ob er ausgerutscht und über den Boden geschlittert wäre. Auf seinem rechten Hosenbein war ein großer Blutfleck.
Aber es war sein Gesicht, das sie anzog, und während sie sich ihm langsam näherte, beschlich sie eine seltsame Vorahnung, fast so, als sollte sie bleiben, wo sie war, oder wegrennen, solange sich noch Gelegenheit dazu bot.
Weil es das schönste Gesicht war, das sie je gesehen hatte. Obwohl es längst nicht so perfekt wie das Gesicht eines Filmstars war. Dafür war es zu kantig, die Nase eine Spur zu aggressiv, der Mund ein bisschen zu groß.
Doch als sie sich hinkniete und die erfahrene Krankenschwester in ihr seine Verletzungen auflistete, ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass sie, wenn sie das Talent, ein Porträt zu zeichnen, besessen hätte, genau dieses dunkle und sinnliche Gesicht aufs Papier geworfen hätte. Sie hätte dieselben satten Farben gewählt, seine Haut hätte den rötlichen Kupferton des Lehmbodens gehabt, und sein Haar die Farbe der Schwanzfedern der Elstern über ihr. Sie hätte seine Wimpern, die lang, schwarz und dicht auf den Wangen ruhten, genau so gemalt, und ebenso seinen vollen, breiten Mund, der seinen ansonsten harten Zügen eine Weichheit verlieh, die ihr zu Herzen ging.
Ihr Kater kletterte zu dem Mann nach unten in die kleine Senke, um ihn ein wenig ängstlich, wenngleich neugierig zu beschnuppern, wobei seine extrem langen Schnurrhaare zitterten und seine gelben Augen leuchteten. Als sich der Man bewegte und ein leises Stöhnen von sich gab, sprang Leonardo einen halben Meter in die Luft und raste wie der Blitz in Richtung Haus.
Leonardos überstürzter Abgang riss Molly aus ihren Gedanken, und sie wandte sich mit einem Stirnrunzeln den Verletzungen des Mannes zu. In dem schmutzigen Gesicht hatte er Blutergüsse und an einer Wange eine lange Schramme, was ihre Theorie, dass er gestürzt war, stützte.
Vielleicht hatte es ja in der vergangenen Nacht auf der Nachbarsfarm eine Razzia gegeben, was nichts Ungewöhnliches war. Bei seiner Flucht war der Mann gestolpert und die Böschung hinuntergefallen.
Sie ließ einen prüfenden Blick über ihn schweifen. Keins seiner Glieder war irgendwie seltsam verrenkt. Keine sichtbaren Kopfverletzungen, aber wahrscheinlich hatte er eine Kugel im Bein und war wegen des Blutverlusts ohnmächtig geworden. Er — oder irgendjemand anders — hatte versucht, die Blutung zu stillen, indem er einfach Grasbüschel und Lehm auf die Wunde gepackt hatte. Molly erschauerte, als sie an die Gefahr einer Infektion dachte, aber die Maßnahme hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.
Für den Augenblick jedenfalls.
Ihre Ausbildung erlaubte es ihr nicht, ihn einfach hier liegen zu lassen, während sie wegging, um einen Krankenwagen zu rufen. Sie berührte ihn leicht am Arm, was bewirkte, dass der Mann ein Lebenszeichen von sich gab.
Wenn auch nur ein schwaches. Er stöhnte leise und bewegte ganz leicht den Kopf, als Molly sich neben ihn hinkniete. “Können Sie mich hören?”, fragte sie und berührte seine Stirn. Er hatte Fieber.
Als sie nach seinem Handgelenk griff, um seinen Puls zu fühlen, schlug er die Augen auf, dann begann er so leise etwas auf Spanisch zu murmeln, dass Molly es nicht verstehen konnte.
“Sschch…”, sagte sie leise und legte ihm einen Finger aufs Handgelenk, wobei sie automatisch auf ihre Uhr schaute, während sie die Pulsschläge zählte. “Sie sind verletzt. Ich muss einen Krankenwagen rufen.”
“Nein!” Er packte mit überraschender Kraft ihre Hand. “Nein,
Señora. Por favor
. Kein Krankenhaus.” Er befeuchtete sich die Lippen. “Ich muss Josefina finden.” Seine Augen waren so dunkel wie Kaffee. “Sie ist allein”, sagte er. “Bitte … kein Krankenhaus. Bitte.”
Wenn sie noch einen zusätzlichen Beweis gebraucht hätte, dass er letzte Nacht vor einer Razzia geflohen war, so hatte sie ihn jetzt. Wenn sie einen Krankenwagen rief, würden die offiziellen Stellen aufmerksam werden.
“Können Sie laufen?”, fragte sie. “Wenn ich Sie stütze? Ich bin Krankenschwester. Vielleicht kann ich selbst einen Blick auf die Wunde werfen.”
Er schluckte. “
Sí
.”
Er versuchte sich aufzusetzen, aber die dicken Muskelstränge, die über seine Arme und seine Brust
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